Der Ostalbkreis feiert im Jahr 2023 sein 50-jähriges Bestehen. Grund genug, dass sich die diesjährige Bildungskonferenz unter dem Titel "50 Jahre Ostalbkreis. Bildung – der Rohstoff im Ostalbkreis. Früher - Heute - Morgen" am 19. Oktober der Rolle der Bildung für die bisherige und zukünftige Entwicklung des Ostalbkreises widmete.
In seiner Einführung freute sich Landrat Dr. Joachim Bläse vor mehr als 200 Gästen zunächst über die vielen tollen und gut besuchten Jubliläumsveranstaltungen, die das Jahr über im ganzen Ostalbkreis stattfanden. Es sei ein "Sommermärchen" gewesen, das seinen Höhepunkt im Juli anlässlich des Bürgerfestes rund um das Kreishaus in Aalen fand.
In den ersten 50 Jahren seines Bestehens sei die Bildungs- und Schullandschaft von verschiedenen Veränderungen geprägt gewesen – so seien viele Schulen gerade in ländlichen Gemeinden geschlossen worden. Bläse verwies auf die derzeitige und zukünftige Entwicklung des Ostalbkreises. Vieles sei dabei positiv hervorzuheben, etwa, dass die Bevölkerungszahl im Ostalbkreis wieder im Wachsen begriffen ist. Die Gesellschaft werde vielfältiger, was der Landrat zum Anlass nahm zu betonen, dass im Ostalbkreis "jede und jeder seinen Platz habe". Dass der Ostalbkreis eine Erfolgsgeschichte ist, haben längst auch KI-Programme wie ChatGPT erkannt. So zitierte Bläse aus einer Antwort des Chatbots auf die Frage, wie die Künstliche Intelligenz den Ostalbkreis im Jahr 2023 sehe: "Möge der Ostalbkreis auch in den kommenden Jahren weiterhin florieren und seine Erfolgsgeschichte fortschreiben. Ich wünsche allen eine wunderbare Jubiläumsfeier."
Das Zitat der maschinellen Lerntechnologie war ein idealer Übergang zum begeistert aufgenommenen Impulsvortrag des Neurowissenschaftlers, Biochemikers und Bestsellerautors Dr. Henning Beck mit dem Titel "Lernst du noch oder verstehst du schon? Wissensvermittlung für die Welt von morgen". Beck verstand es eindrücklich, das Publikum sowohl humoristisch als auch geistig in seinen Bann zu ziehen. Der Scienceslammer verknüpfte Wissenschaft mit packender Unterhaltung und brachte diese spannende Mischung mit nachhaltig wirkenden Gedankengängen auf den Punkt. So sagte Beck, dass Lernen an sich überhaupt nichts Besonderes sei und führte Beispiele aus der Natur an. Dennoch betonte er, dass einmal Verstandenes nicht einfach wieder so „ent-verstanden“ werden kann. Denn Verstehen bedeute, dass man die Art, wie man Informationen verarbeitet, verändern kann. Lernen ist deswegen auch keine Festplatte, sondern ein Wechselspiel von Information und Verarbeitung. Auch forderte Beck in seinem Vortrag, den Lernenden Angst vor Fehlern zu nehmen, vielmehr müsse Bildung Mut machen, etwas Neues auszuprobieren. Dies sei eine Eigenschaft, die den Menschen zum Menschen mache: Fehler zu machen und zu verstehen.
Im Anschluss präsentierte Landrat Dr. Bläse kurzweilige und interessante Fakten und Entwicklungen der letzten 50 Jahre und fragte das Publikum, ob es sich etwa noch an den Samstagsunterricht erinnern könne. Die Schullandschaft habe sich in vielen Punkten verändert, wie etwa die Übergangsquote von der Grundschule auf ein Gymnasium zeige.
In der anschließenden vom Landrat moderierten Podiumsrunde diskutierten neben Dr. Beck Bildungsexpertinnen und -experten aus dem Ostalbkreis die Rolle des Rohstoffs Bildung für den Ostalbkreis aus den Perspektiven früher, heute und morgen. Platz genommen hatten auf der Bühne neben Dr. Beck der Leiter des ZSL Schwäbisch Gmünd Renzo Costantino, Dr. Alexandra Jürgens vom Graduate Campus Hochschule Aalen, die Leiterin der Gesundheitsakademie Ostalb Joana Ruf sowie der ehemalige Schulleiter und stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Rainau Günther Vogt.
Renzo Costantino betonte, dass es wichtig sei, die Basiskompetenzen bei Schülerinnen und Schülern zu stärken und hierbei die Schulen zu unterstützen. Mit Verweis auf Becks Vortrag teilte er die Ansicht, dass die Förderung der Problemlösekompetenzen sowie der Freude am Lernen zentrale Ansätze für den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler seien.
Dr. Alexandra Jürgens machte deutlich, wie wichtig das lebenslange Lernen ist. Sie plädierte dafür, die Menschen darin zu ermutigen, Weiterbildung als selbstverständlichen Teil der Berufsbiographie zu sehen. Arbeitgeber müssten hierbei Anreize schaffen, die Beschäftigte ermutigen, sich ständig weiterbilden zu wollen.
Joana Ruf ging auf den Fachkräftemangel in der Pflege ein und zeigte gleichzeitig auf, wie moderne Techniken inzwischen im Pflegebereich Einzug gehalten haben. Als eine Aufgabe der Schule sah sie deshalb auch, Schülerinnen und Schülern die Angst vor neuen Techniken zu nehmen.
Günther Vogt sah als eine wesentliche Entwicklung des Bildungssystems in den letzten Jahren die Öffnung der Schulen für außerschulische Partnerschaften. Früher sei die Schule ein geschlossenes System gewesen. Die Schulen hätten dann den Mehrwert erkannt, weitere Akteure in den Schulalltag miteinzubeziehen. Wichtig sei dabei etwa die Öffnung zur Arbeitswelt gewesen.
Dr. Henning Beck wies darauf hin, dass der Wettbewerb nicht schlafe. Auch andere Nationen hätten den hohen Wert von Bildung erkannt. Zu erkennen sei schließlich auch, dass Deutschland seinen Wohlstand vor allem der Wissenschaft und der Technik zu verdanken habe.
Die Podiumsdiskussion schloss mit Fragen der Teilnehmenden der Bildungskonferenz.
Nach zweieinhalb informativen Stunden klang der Abend mit persönlichen Gesprächen aus. Für den gelungenen Abend trug ebenfalls die musikalische Umrahmung durch die talentierte Schulband "The Rodstein-Ramblers" des Ernst-Abbe-Gymnasiums Oberkochen unter der Leitung von Ralf Lehmann und Karsten Falk bei.