Die Digitalisierungsstrategie im Geschäftsbereich Gesundheit nimmt stark an Fahrt auf

Die Corona Pandemie hat gezeigt, welch wichtige Rolle die Gesundheitsämter für den bevölkerungsbezogenen Gesundheitsschutz haben. Gleichzeitig wurden auch die Defizite des ÖGD offengelegt. Es bedarf einer nachhaltigen Stärkung und Modernisierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, damit dieser in Krisensituationen leistungsfähig und effizient agieren kann.

Ostalbkreis · 22. August 2023

Mit dem im September 2020 beschlossenen Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) soll der ÖGD personell aufgestockt, modernisiert und vernetzt werden. Für das Förderprogramm Digitalisierung im Rahmen des Paktes für den ÖGD hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) 800 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, mit dem Ziel, die Digitalisierung des ÖGD, besonders im Hinblick auf den Infektionsschutz der Bevölkerung zu fördern und zu stärken und eine Interoperabilität über alle Ebenen hinweg sicherzustellen. Grundlage für die digitale Transformation der Gesundheitsämter ist das Reifegradmodell für die Unterstützung des „Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ (ReDiGe).

Auch das Gesundheitsamt des Ostalbkreises stand während der Pandemiezeit vor der großen Herausforderung, täglich bis zu mehrere hundert Infektionsmeldungen zu bearbeiten. Die gesamte Fallerfassung und -bearbeitung gestaltete sich dabei äußerst personalintensiv und war nur mit Unterstützung externer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bewältigen. Um für die zukünftigen Herausförderungen besser gerüstet zu sein, setzt das Gesundheitsamt des Ostalbkreises das Projekt „Digitales Gesundheitsamt 2025“ um. Zentrale Elemente der Digitalisierungsstrategie sind die Bewältigung des Fachkräfte- und insbesondere des Ärztemangels, der demographische Wandel, die gesteigerten Anforderungen an den Datenschutz, sowie eine effiziente und generelle Verbesserung der Servicequalität. Die bereits schon umgesetzten Maßnahmen betreffen neben der Optimierung und Verschlankung von Prozessen, die Erneuerung der EDV-Infrastruktur (im 1. Halbjahr 2023 wurden 2/3 aller Arbeitsplätze im GB Gesundheit mit neuster Technik ausgestattet), die softwareseitige Konzentration auf nur noch eine einzige Fachanwendung (OctoWare TN der Easy-Soft GmbH aus Dresden) sowie die Planung von mindestens zwei Mitarbeiterfortbildungen pro Kalenderjahr zu allen Themen des digitalen Wandels, mit dem Ziel, die digitalen Kompetenzen im Mitarbeiterteam zu verbessern. Schon während der Corona Pandemie wurde im Ostalbkreis eine Online-Belehrung für Beschäftigte im Lebensmittelbereich angeboten.

Um für zukünftige Infektionswellen, wie z. B. die jährliche Grippewelle, besser gerüstet zu sein, hat sich das Gesundheitsamt dazu entschieden, die Bearbeitung der Infektionsmeldungen zu automatisieren und setzt seit Mai 2023 einen Software Roboter ein. Die dahinterstehende Technik bezeichnet man als „Robotic Process Automation (RPA)“, die immer dann eingesetzt wird, wenn es um die Automatisierung zeitaufwändiger und sich stets wiederholender Aufgabenbereiche handelt. Der Geschäftsbereich Gesundheit des Landratsamts Ostalbkreis ist eines der ersten in Baden- Württemberg, dass diese neue Technik einsetzt. Der Software Roboter Robin-PA von Aequitas Software GmbH & Co. KG aus Hamburg ist für den Einsatz im Öffentlichen Gesundheitsdienst zertifiziert. Mit der RPA sind wir in der Lage, pro Arbeitstag bis zu 1.000 Infektionsmeldungen automatisiert zu erfassen, wobei diese Zahl im Bedarfsfall kurzfristig weiter gesteigert werden kann. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes verbleibt somit wesentlich mehr Zeit für die eigentliche Fallanalyse und für andere Aufgaben, auch vor dem Hintergrund, dass im Winterhalbjahr wieder mit mehr Corona-Fällen, der jährliche Grippewelle und dem neu meldepflichtigen RS-Virus zu rechnen ist.

Das Gesundheitsamt Ostalbkreis nimmt auch an den 3 Digitalisierungsprojekten Einschulungsuntersuchungen, Prozessharmonisierung und künstliche Intelligenz des ÖGD Baden-Württemberg teil und hat so die Möglichkeit, zukünftige Entwicklungen aktiv mitzugestalten und gleichzeitig davon zu profitieren. Des Weiteren sind wir auch personell im zentralen Koordinierungsteam des „Anforderungs- und Innovationsmanagements Digitalisierung“ beim Landesgesundheitsamt vertreten und entwickeln hier konkrete Projekte für den zukünftigen Einsatz von KI im Öffentlichen Gesundheitsdienst.

Im Herbst 2023 soll voraussichtlich eine digitale Abfragemöglichkeit der anonym durchgeführten STI - Tests im Gesundheitsamt angeboten werden. Ferner ersetzen wir voraussichtlich ab 2024 das bislang genutzte, aber veraltete Diktiersystem, welches zudem zeitlich intensive Schreib- und Nacharbeiten erfordert, durch eine moderne Sprach - KI. Damit werden Diktate automatisch in einen Text umgesetzt, so dass ein Großteil der Schreibarbeiten entfallen wird.

Weitere vorgesehene Maßnahmen betreffen die kontinuierliche Modernisierung der IT-Infrastruktur, die landesweite Einführung der sog. Telematikinfrastruktur zur nachhaltigen Vernetzung mit anderen Gesundheitsämtern, den vermehrten Einsatz von KI u. a. in der Datenanalyse, sowie die kontinuierliche Verbesserung der Informationssicherheit und des Datenschutzes.

Oberstes Ziel ist dabei die Weiterentwicklung der bestehenden Prozesslandkarte und die konsequente Ersetzung analoger Verfahren durch digitale Prozesse. Zudem möchte der Geschäftsbereich Gesundheit auch in Zukunft alle sich bietenden Möglichkeiten einer umfassenden Prozessautomatisierung nutzen. Die Digitalisierungsstrategie soll dabei kontinuierlich fortgeschrieben werden.