Simulation zeigt Maßnahmen und ihre Wirkungen – Landrat: „Das Wir gewinnt“
Zur ersten Klimakonferenz kam hoher Besuch aus Stuttgart: Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker lobte den Enzkreis für seine Klimaschutz-Aktivitäten – und für die Konferenz selbst: „Man hat den Eindruck, dass das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit ein Nischendasein fristet.“ Dabei seien die aktuell erkennbaren Folgen des Klimawandels dramatisch, wie Walker ausführte: Starkregen mit Überschwemmungen hier, Hitzewellen dort, beides mit dem Verlust von Menschenleben.
Dagegen wollen der Enzkreis und die zur Konferenz eingeladenen Referentinnen und Referenten gemeinsam agieren. „Um die Masteraufgabe Klimaschutz zu meistern, braucht es innovative Ideen, wegweisende Pläne, Macherinnen und Macher. Den Weg in eine klimafreundliche Zukunft können wir nur gemeinsam gehen“, sagte die Ministerin.
„Wie schaffen wir die Transformation gemeinsam?“ lautete dazu passend die Überschrift der Podiumsdiskussion. Dr. Svea Wiehe, Referentin für Klimaschutz und Klimawandelanpassung im Umweltministerium des Landes, betonte die Wichtigkeit einer dauerhaften und verlässlichen Mitfinanzierung der Aufgabe bei den Kommunen: „Das bisherige System aus Projektförderungen reicht für das Erreichen der Klimaziele auf allen Ebenen nicht aus und ist zu bürokratisch.“
Für Neuhausens Bürgermeisterin Dr. Sabine Wagner ist dies ebenfalls ein zentrales Anliegen, denn „wir haben nicht die Mitarbeiter, die sich ständig in neue Programme einlesen, Anträge schreiben und Berichte verfassen können.“ Außerdem müsste die Bürgerschaft sensibilisiert und bei Maßnahmen mitgenommen werden, wie auch die Energieberaterin Birgit Abrecht betonte. Unterstützung wird Wagner von Dr. Ingela Tietze, Professorin an der Hochschule Pforzheim, bekommen. Dort gebe es viele Studierende, die direkt oder indirekt mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst seien.
Roland Jans, Geschäftsführer der Stadtwerke Mühlacker, richtete den Blick auf die Zusammenarbeit: „Wir müssen kooperieren und dabei unser Wissen austauschen. Alleine verliert!“ Mit einem der Kooperationspartner, der Firma Geltz Umwelttechnologie, arbeiten die Stadtwerke an einem Torfersatzprodukt aus Resten der Biomethananlage in Mühlacker. Ulrich Geltz würde gerne noch mehr innovative Maßnahmen ausprobieren – allerdings seien die Behörden oft nicht bereit, hier ins Risiko zu gehen. Ausdrücklich nahm der Unternehmer von dieser Kritik aus – beim Enzkreis finde man im direkten Gespräch fast immer eine Lösung.
„Das Wir gewinnt“
In seiner Eröffnung hatte Landrat Bastian Rosenau einige der Maßnahmen aufgezählt, die der Enzkreis umsetzt – unter anderem die Teilnahme am European Energy Award seit 2012. Er betonte, dass der Klimawandel nur gemeinsam zu bewältigen sein werde – „Das Wir gewinnt.“ – und hob das Engagement der Städte und Gemeinden hervor: „Fast alle Enzkreis-Gemeinden haben eine eigene CO2- und Energie-Bilanz, 24 Gemeinden haben den Klimaschutzpakt Baden-Württemberg unterzeichnet.“
Auch Dr. Hilde Neidhardt, Erste Landesbeamtin und als Dezernentin für den Klimaschutz zuständig, stellte in ihrem Impulsvortrag fest: Wir müssen uns um die drei Themenbereiche Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Nachhaltigkeit gleichzeitig kümmern und dafür mit vielen Akteuren zusammenarbeiten.“ Dass der Enzkreis dabei auch weit über den Tellerrand hinausblickt, machte Dr. Matthew Matimbwi deutlich: Der Ingenieur war Teil einer Delegation aus Masasi, dem tansanischen Partner-Distrikt des Enzkreises. Matimbwi zeigte, vor welchen Herausforderungen sein Land steht, weil der Klimawandel auch dort bereits massiv zu spüren ist. Er zeigte aber auch erste Erfolge, die nicht zuletzt mit Unterstützung aus dem Enzkreis möglich gewesen seien, darunter vor allem die Nutzung von Solarenergie.
Prof. Dr. Florian Kapmeier von der Hochschule Reutlingen zeigte mit En-Roads, einem Simulationstool, welche Auswirkungen der Klimawandel haben wird und welche Auswirkungen mögliche Maßnahmen voraussichtlich haben werden. In einem interaktiven Teil definierten die Teilnehmenden diese Maßnahmen selbst und formulierten, was sie in ihrer Funktion sofort angehen wollen.
Worte des Dankes richtete Bastian Rosenau an alle Beteiligten, „die Sie sich die Zeit genommen haben, heute dabei zu sein.“ Der Landrat dankte Moderatorin Marina Leibfried und vor allem dem Organisationsteam der Stabsstelle Klimaschutz und Kreisentwicklung, namentlich deren Leiterin Edith Marques Berger und Nachhaltigkeits-Manager Dr. Jannis Hoek, sowie der Sparkasse für die Überlassung des Sparkassen-Forums und die erstklassige Betreuung während der Konferenz.