Der Klimamobilitätsplan

Nachhaltige Verkehrsplanung gemeinsam gestalten

Kommunen, die eine Klimamobilitätsplan erstellen, arbeiten datenbasiert, strategisch und zukunftsgerichtet. Mit einem einzigen Planwerk werden alle Verkehrsträger abgedeckt und in ihrem Zusammenspiel betrachtet. Was den Klimamobilitätsplan außerdem ausmacht und was seine Vorteile sind, lesen Sie hier.
Julia Remmers · Kompetenznetz Klima Mobil · 31. März 2025
Titelbild des Leitfadens Klimamobilitätspläne
Titelbild des Leitfadens Klimamobilitätspläne
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Was ist ein Klimamobilitätsplan?

Ein Klimamobilitätsplan ist ein Instrument zur klimaschutzorientierten Verkehrsplanung für Landkreise, kommunale Zusammenschlüsse und Städte ab einer Bevölkerungszahl von circa 50.000. Damit können Kommunen effektive Maßnahmen entwickeln, die sich an den Klimaschutzzielen des Landes orientieren und in denen alle Verkehrsmittel berücksichtigt werden. Dadurch kann eine dauerhafte Reduktion der CO2-Emissionen im kommunalen Verkehr erreicht und die Lebensqualität vor Ort erhöht werden. Die Chancen und Herausforderungen der lokalen Verkehrssituation sowie vorhandene Planwerke im Bereich Mobilität und Klimaschutz werden berücksichtigt. Lokale Interessengruppen sowie Bürgerinnen und Bürger werden in den Planungsprozess einbezogen, um ein nachhaltiges und gut funktionierendes Mobilitätsangebot für alle zu schaffen.

Wichtige Bestandteile eines Klimamobilitätsplans sind:

  • Ausrichtung auf ein Reduktionsziel der verkehrlichen CO2-Emissionen
  • Ganzheitliche, datenbasierte Betrachtung aller Verkehrsmittel
  • Modellierung der Maßnahmen und Bewertung der Klimawirksamkeit
  • Konkrete Umsetzungsplanung
  • Monitoring- und Evaluationskonzept sowie Fortschreibungsprozess
  • Beteiligung der Öffentlichkeit und relevanter Akteurinnen und Akteure
Cover des Leitfadens Klimamobilitätsplan
Cover des Leitfadens Klimamobilitätsplan
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Wie funktioniert der Klimamobilitätsplan im Detail?

Der Leitfaden bietet eine strukturierte Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Erstellung eines Klimamobilitätsplans und fasst wichtige Erkenntnisse, bewährte Methoden sowie Erfolgsstrategien praxisnah und anwendungsorientiert zusammen.

Klimamobilitätspläne - Ein Leitfaden für klimagerechte Verkehrsplanung in Städten, Landkreisen und kommunalen Zusammenschlüssen in Baden-Württemberg

Synergien in der Planung nutzen, Mobilität ganzheitlich verbessern

Der Klimamobilitätsplan bietet eine Reihe an Vorteilen, die über reine CO2-Reduktion hinausgehen. Mit Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, -verlagerung und -verbesserung sorgt ein Klimamobilitätsplan für weniger und umweltfreundlicheren Verkehr und weniger verkehrsbedingte Emissionen. So kann die Luftqualität vor Ort verbessert werden. Außerdem führt weniger motorisierter Individualverkehr (MIV) zu reduziertem Verkehrslärm. Durch gezielte Verbesserungen der Streckenführung im Rad- und Fußverkehr kann sich ein Klimamobilitätsplan zudem positiv auf die Verkehrssicherheit auswirken.

Mit einem Klimamobilitätsplan werden Mobilitätsformen ganzheitlich anstatt einzeln betrachtet. Diese Gesamtbetrachtung sorgt für Optimierungs- und Synergieeffekte. So werden Wechselwirkungen zwischen den Verkehrsmitteln besser berücksichtigt und Maßnahmen können gezielter und effektiver entwickelt werden. Die Anwendung eines detaillierten Verkehrsmodells hilft, die lokale Realität genauer abzubilden, schärft die Präzision von Vorhersagen und ermöglicht so eine Planung wirksamerer Maßnahmen, insbesondere hinsichtlich des Klimaschutzes.

Bestehende sektorale Konzepte zum Nahverkehr, Fußverkehr, Radverkehr und Parkraummanagement können im Klimamobilitätsplan zusammengeführt werden. Der Klimamobilitätsplan fungiert als übergreifendes Rahmenkonzept und kann dabei auch bestimmte kommunale Pflichtaufgaben integrieren.

Verkehrliche Verflechtungen zwischen Kommunen, v. a. Pendelverkehre, verursachen häufig einen beträchtlichen Anteil an lokalen Verkehrsemissionen. Eine Kommune allein kann diese Emissionen nicht effektiv reduzieren. Der Klimamobilitätsplan bietet hier eine Lösung: Er ermöglicht die Zusammenarbeit mehrerer Kommunen, sei es in Form eines Verbunds oder auf Landkreisebene. So bündeln Kommunen ihre Kräfte für eine nachhaltigere Mobilität in der gesamten Region.
 

Ein versachlichter Diskurs und breite Legitimierung

Die lokale Bevölkerung, Interessengruppen und die Politik vor Ort werden im Erstellungsprozess eines Klimamobilitätsplans von Anfang an intensiv beteiligt und informiert. Durch die Einbindung der lokalen Expertise sind Probleme und Lösungsmöglichkeiten deutlicher zu erkennen. Zudem steigert die Beteiligung die Akzeptanz durch eine erhöhte Identifikation der Menschen mit dem Planungsprozess und den entwickelten Maßnahmen.

Mithilfe der Verkehrsmodellierung wird sichtbar, welche Vermeidungs- und Verlagerungseffekte erreichbar sind und wie viel CO2 mit bestimmten Maßnahmenkombinationen eingespart werden kann. Verkehrliche Klimaschutzmaßnahmen können mithilfe der umfangreichen Datengrundlage leichter gegenüber Politik, Interessengruppen sowie Bürgerinnen und Bürgern begründet und Diskussionen so versachlicht werden.
 

Ressourcen und Fördermöglichkeiten effizient einsetzen

Die datenbasierte, strategische und langfristige Ausrichtung eines Klimamobilitätsplans ermöglicht es, finanzielle und zeitliche Ressourcen zielorientiert und effizient einzusetzen. Zudem schafft die langfristige Planung Investitionssicherheit für Kommunen und Unternehmen vor Ort und hilft, wichtige Investitionen zu priorisieren.

Regelmäßiges Monitoring und Evaluierungen halten den Klimamobilitätsplan entsprechend den aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen auf dem neuesten Stand. Durch den zirkulären Planungsprozess und die laufenden Fortschreibungen wird der Klimamobilitätsplan an veränderte Rahmenbedingungen angepasst und eine stetige Weiterentwicklung für eine maximale Relevanz des Planwerks wird gewährleistet.

Das Land Baden-Württemberg stellt speziell für Klimamobilitätspläne attraktive finanzielle Fördermöglichkeiten für Personal- und Sachmittelkosten bereit. Eine Förderung ist sowohl für die Planerstellung als auch für die Umsetzung der Maßnahmen des Klimamobilitätsplans möglich.
 

Rumdum-Unterstützung und Mehrwert von Anfang an

Sowohl die Modal-Split-Erhebung und der Aufbau oder die Anpassung eines multimodalen Verkehrsmodells als auch Sach- und Personalkosten für die Erstellung des Klimamobilitätsplan werden mit jeweils 50% durch das Land gefördert. Die Infrastrukturmaßnahmen eines beschlossenen Klimamobilitätsplans sind über den sogenannten Klimabonus mit einem Fördersatz von bis zu 75% abgedeckt. Anders als bei anderen Förderungen im Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) ist hier kein Einzelnachweis der Klimawirksamkeit von Maßnahmen notwendig.

Bereits während der Erstellung des Planwerks wird ein Mehrwert für die Kommune generiert.  Das im Klimamobilitätsplan geförderte Verkehrsmodell bietet wertvolle Daten, die vielfältig für weitere Verkehrsplanung, wie zum Beispiel in einem Radverkehrskonzept, und darüber hinaus eingesetzt werden können. Eine gute Beteiligung schafft Akzeptanz und Legitimation für die geplanten Maßnahmen, was wiederum die Umsetzung erleichtert. Durch Beteiligungsformate werden wichtige Interessengruppen und die Bevölkerung, auch über den Klimamobilitätsplan hinaus, für die Verkehrswende sensibilisiert. Durch diese Möglichkeit kann das Vertrauen der Bevölkerung in die Verwaltung gesteigert werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass insbesondere auf Landkreisebene die ämterübergreifende Kooperation durch die Erstellung eines Klimamobilitätsplans gestärkt werden kann. Der Planungsprozess bedarf der Koordinierung von Kreiskommunen und schafft einen Anlass, als Landkreis mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen.

Bei der Erstellung eines Klimamobilitätsplans muss keine Kommune bei null beginnen. In der Regel gibt es bereits Planwerke, auf deren Inhalt der Klimamobilitätsplan aufbauen kann. Außerdem befinden sich schon heute 19 Klimamobilitätspläne in Erstellung und Umsetzung. In regelmäßigen Informations- und Austauschformaten sowie den Begleitworkshops zum Klimamobilitätsplan gewinnen Kommunen nicht nur einen direkten Einblick in Vorerfahrungen, sondern stärken auch ihr eigenes Netzwerk. Durch die Bereitstellung von Leitfäden, Arbeitshilfen und Vorlagen sowie einer kurzfristigen Beantwortung von Fragen durch das Kompetenznetz Klima Mobil werden Kommunen in ihrer Arbeit entlastet.

Unterstützungsangebote des Kompetenznetzes Klima Mobil:

  • Individuelle und kostenlose Beratung von Kommunen
  • Regelmäßige Austausch- und Vernetzungsformate für Kommunen
  • Hilfreiche FAQ zum Instrument Klimamobilitätsplan
  • Umfangreiche Mustervorlagen und Arbeitshilfen
  • Informatives Handbuch für die Verkehrsmodellierung
  • Umfassender Leitfaden für Klimamobilitätspläne
  • Themenbezogene Workshops

Mehr Informationen zum Klimamobilitätsplan und sämtliche Unterstützungsangebote finden Sie unter: Klimamobilitätspläne - Kompetenznetz Klima Mobil

Für interessierte Kommunen

Vereinbaren Sie eine Initialberatung mit dem Kompetenznetz Klima Mobil oder melden Sie sich telefonisch in der Sprechstunde zum Klimamobilitätsplan.
 

Für Kommunen auf dem Weg zum Klimamobilitätsplan

Die neuen Begleitworkshops sorgt für fachliche Unterstützung und Austausch. Jeder Workshop repräsentiert einen Schritt im Erstellungsprozess. Melden Sie sich jetzt an:

• Umsetzungsmanagement: 23. April, 2025, 10:00-12:30 Uhr, online

• Umsetzungsplanung: geplant für Mai 2025

• Monitoring und Evaluierung: geplant für Juni 2025
 

Das KlimamobilitätsplanCafé ermöglicht einen regelmäßigen und niedrigschwelligen Austausch mit anderen Kommunen zu Fragen, Herausforderungen und praktischen Erfahrungen im Klimamobilitätsplan-Prozess. 

• 7. Klimamobilitätsplan-Café: 09. April 2025, 10-11 Uhr, online

Julia Remmers Julia Remmers ist Mitarbeiterin im Kompetenznetz Klima Mobil, das bei der NVBW - Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH angesiedelt ist.
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