Freiwillige Helferinnen und Helfer waren hierbei nicht nur die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule und die Mitarbeitenden der Stabsstelle für Integration und gesellschaftliche Entwicklung, sondern auch Landrat Stefan Dallinger, Verbandsdirektor der Metropolregion Rhein-Neckar Ralph Schlusche, Bürgermeister Peter Reichert und Schulleiter Udo Geilsdörfer.
Die Anwesenden starteten an der Gemeinschaftsschule mit der symbolischen Übergabe eines Beratungsraums an die Interkulturellen Elternmentorinnen und Elternmentoren durch Schulleiter Geilsdörfer in den Freiwilligentag. Die Elternmentorinnen Ela Yüksel und Jéssica dos Santos nutzten die Gelegenheit, um die von ihnen erstellte mehrsprachige Informationsbroschüre „Willkommen in Eberbach“ für Neuzugewanderte vorzustellen. Außerdem gaben sie einen kurzen Einblick in ihre Arbeit als Ansprechpersonen für andere Eltern im Kontext von Kita, Schule und Kommune.
Anschließend stellten die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule ein Graffiti zum Thema „Vielfalt und Integration“ vor, welches sie bei Projekttagen im Juli unter der Anleitung ihrer Kunstlehrerin Tanja Häffner angefertigt hatten.
Landrat Dallinger zeigte sich begeistert und lobte die Leistung der Jugendlichen: „Es ist beeindruckend, wie intensiv ihr euch mit der wichtigen Thematik „Vielfalt und Integration“ in eurer Schule auseinandergesetzt und bei der Gestaltung des Bildes jeweils eure individuellen Talente eingebracht habt!“
Mit „bunter Vielfalt“ wurde ein Material-Container auf dem Schulhof unter der Anleitung des freischaffenden Künstlers Jens-Peter Lages besprayt. Neben dem Schriftzug „Gemeinschaft“ wurden die einst grauen Außenwände mit Regenbogenfarben gestaltet, welche die vielfältige Schulgemeinschaft symbolisieren.
Musikalisch begleitet wurde die Aktion von der Band „The What“, einer Kooperation der Gemeinschaftsschule und des Hohenstaufen-Gymnasiums-Eberbach innerhalb des Projekts „Gemeinsam krea(k)tiv!“.
Reinhard Mitschke, der Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement des Rhein-Neckar-Kreises war sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Freiwilligentages 2022 und fasste zusammen: „Gemeinsam krea(k)tiv!“ hat sich in den letzten Jahren mit Hilfe der Engagierten in Eberbach zu einem Leuchtturmprojekt für Integration und Zusammenhalt im Rhein-Neckar-Kreis entwickelt. Der Freiwilligentag 2022 mit dem Ergebnis des bunten Containers mitten auf dem Schulhof der Gemeinschaftsschule stellt hier ein vorläufiges Highlight dar.
Das Schulmotto der Gemeinschaftsschule Eberbach lautet ab jetzt: „Gemeinschaft leben!“
Was ging dem voraus?
Das Projekt „Gemeinsam krea(k)tiv!“ befindet sich bereits im fünften Jahr und wächst immer weiter. Anlass genug, um noch einmal zurück zu schauen und die Schritte bis heute Revue passieren zu lassen. Nicht zuletzt auch, um diejenigen zu nennen, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre.
Die Anfänge
Alles begann als Reinhard Mitschke, damals noch Bildungskoordinator für Neuzugewanderte bei der Stabsstelle Integration des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis, Hartmut Quiring, Gymnasiallehrer für Musik und Deutsch als Zweitsprache, bei einer Schulveranstaltung im Juli 2017 traf.
Hartmut Quiring war auf der Suche nach Möglichkeiten, um seine bisherige Integrationsarbeit am Hohenstaufen-Gymnasium-Eberbach (HSG) fortzuführen. Angefangen hatte diese zum Zeitpunkt der Einrichtung einer Vorbereitungsklasse am HSG im Jahr 2016. Eine von nur zweien im Rhein-Neckar-Kreis, die an einem Gymnasium angesiedelt waren. Gleichzeitig begann die Ausbildung von zwölf ehrenamtlichen Integrationsmentorinnen und -mentoren aus den Klassen 7-12. Sie unterstützten ihn bei der Erarbeitung von zwei Theaterstücken mit den Kindern und Jugendlichen aus der Vorbereitungsklasse. Eine Abiturientin brachte ihr Knowhow aus der Schultheater-AG mit ein. Die damalige Schulsozialarbeiterin, Magdalena Boll, engagierte sich hierbei zusätzlich in der musikalischen Ausarbeitung.
Im darauffolgenden Schuljahr 2017/18 gründeten zwei der Mentorinnen eine von ihnen selbst geleitete Vorbereitungsklassen-AG am HSG. Zwei weitere Mentorinnen erteilten zwei eritreischen Mädchen Klavierunterricht. Die Bürgerstiftung Eberbach und der Förderverein des HSG statteten die beiden Mentorinnen mit weiteren Instrumenten aus. So wurde eine Gitarrengruppe für die VKL-Mitglieder gegründet und Magdalena Boll organisierte einen Straßenmusik-Auftritt in der Altstadt von Eberbach. Viel ehrenamtliches Engagement von verschiedenen Seiten führte schon 2016 zu all diesen Aktivitäten mit dem Ziel, den Integrationsprozess neben der gezielten Sprachförderung durch musisch-kulturelle Bildungsangebote aktiv zu unterstützen.
„Gemeinsam krea(k)tiv!“ entsteht
Reinhard Mitschke und Hartmut Quiring waren sich auf Anhieb einig, dass das Engagement noch weiter in die Zivilgesellschaft vor Ort getragen werden sollte. Daher ergriffen sie die Initiative und versuchten, möglichst viele Kinder und Familien sowie alle Schulen in Eberbach in das Projekt zu integrieren. Seither begleiten sie das Projekt gemeinsam.
In seiner damaligen Funktion als Bildungskoordinator für Neuzugewanderte in der Stabsstelle Integration des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis war es unter anderem die Aufgabe von Reinhard Mitschke, Projekte im Bereich von Bildung und Integration zu initiieren. Dementsprechend unterstützte er die Aktiven bei der Suche nach Fördermöglichkeiten. Eine Herausforderung hierbei war allerdings, dass die Zahl der Antragstellenden die zur Verfügung stehenden Mittel der vorhandenen Förderprogramme damals weit überschritten. Glücklicherweise übernahm die Musikschule Eberbach mit ihrem Leiter Tobias Soldner spontan für einen zuvor festgelegten Zeitraum die finanzielle Unterstützung des Projekts.
An anderer Stelle half die Rektorin des HSG Anja Katzner, indem sie spontan die Aula des Gymnasiums für die wöchentlichen Treffen zur Verfügung stellte. Zwei der Integrationsmentorinnen, Ricarda und Samira, erklärten sich bereit, die Initiative als Projekt „Gemeinsam krea(k)tiv!“ verantwortlich weiter zu führen. Damit es direkt losgehen konnte, steuerte die damalige Stabsstelle Integration des Rhein-Neckar-Kreises abschließend noch Lehrbücher bei.
Die Arbeit sichtbar machen
Zwölf neue Kinder zwischen 7 und 13 Jahren kamen gleich zum ersten Treffen. Das Konzept, ein Theaterstück von Kindern für Kinder über ihre Welt und Herkunft erarbeiten zu lassen und dabei ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, erwies sich als erfolgreich. Anfangs waren die fremden Sprachen der Musikstücke zwar etwas herausfordernd. Allerdings sorgte dies gleichzeitig für dieselben Startbedingungen für alle. Einige Kinder konnten bei den Aufführungen ihre eigenen Eltern mit den neu erworbenen Sprachfähigkeiten regelrecht überraschen.
Insgesamt entstand so Schritt für Schritt ein Projekt aus der Mitte der Gesellschaft. Die Bühnentechnik-AG des HSG stellte beispielsweise die Ton- und Lichttechnik kostenlos zur Verfügung. Insbesondere die Percussion-Workshops, die der Dozent der Musikschule Philipp Köhler als Ergänzung zur den wöchentlichen Treffen leitete, kamen bei den Kindern und Eltern sehr gut an und weckten das Interesse an mehr gemeinsamer Krea(k)tivität. Die Stadt Eberbach, vertreten durch Bürgermeister Peter Reichert, wurden letztlich ebenso für das Projekt gewonnen.
Als das HSG im Frühjahr 2019 „Schule ohne Rassismus“ wurde, konnte es dank der engagierten Integrationsmentorinnen und des bereits laufenden Projekts schon am Tag der Verleihung des Labels Taten vorweisen.
Das Projekt, geht in die Fläche. Was genau war passiert?
Alle Beteiligten engagierten sich längerfristig für das Projekt. Somit war nicht nur die Unterstützung, sondern auch die Finanzierung gesichert. Insbesondere da die Stadt Eberbach die Integrationsmentorinnen, die zusätzlichen Angebote im Bereich Kunst sowie die Gründung der schulübergreifenden Big Band finanzierte und das Landratsamt das Projekt inhaltlich und finanziell über die Bildungskoordination unterstützte.
Die Schulband
Die neu gegründete Band wird von dem kubanischen Musikpädagogen Marcos Gonzales geleitet. Die Instrumente stellen die Schule, die Musikschule und das Landratsamt zur Verfügung.
Selbst während des coronabedingten Lockdowns wurden Möglichkeiten gefunden "aufzutreten":
Die Idee des kultur- und schulartübergreifenden „gemeinsam“ hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Von Förderschule bis Gymnasium spielen hier Mitglieder aller Schularten miteinander Theater. Zusammengefasst sind somit viele Personen, ehrenamtlich, hauptamtlich und vor allem aber Kinder aller Schulen, deren Eltern und Lehrkräfte beteiligt. Darüber hinaus sind auch Neuzugewanderte als Lehrende und Leitende beteiligt, beispielsweise im Rahmen von Kreativworkshops.