Bodenseekreis startet Pilotprojekt zur Televisite

Das Landratsamt Bodenseekreis hat sich erfolgreich für ein Förderprojekt des Landes Baden-Württemberg zur Einführung der Televisite in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen beworben.

Bodenseekreis · 15. November 2024
V.l. Felix Helmert und Prof. Dr. Dr. Michael Czaplik von der Docs in Clouds GmbH, die das Projekt als technischer Dienstleister begleiten, mit den Gesundheitswissenschaftlerinnen Elena Dreher und Nicole Pottharst und einem sogenannten Telemedizin-Wagen. Die Gesundheitswissenschaftlerinnen werden das Teleprojekt für das Gesundheitsamt des Bodenseekreises koordinieren und durchführen.
V.l. Felix Helmert und Prof. Dr. Dr. Michael Czaplik von der Docs in Clouds GmbH, die das Projekt als technischer Dienstleister begleiten, mit den Gesundheitswissenschaftlerinnen Elena Dreher und Nicole Pottharst und einem sogenannten Telemedizin-Wagen. Die Gesundheitswissenschaftlerinnen werden das Teleprojekt für das Gesundheitsamt des Bodenseekreises koordinieren und durchführen.
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Gemeinsam mit drei hiesigen stationären Pflegeeinrichtungen, einem ambulanten Pflegedienst, der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) im Bodenseekreis sowie sechs ärztlichen Praxen soll das Pilotprojekt Ende November 2024 starten. Sie werden die Testphase bis Dezember 2025 mit dem Gesundheitsamt des Bodenseekreises begleiten und die Televisite als reguläre Versorgungsleistung in ihre tägliche Arbeit integrieren. Langfristiges Ziel ist es, die Televisite flächendeckend im gesamten Landkreis zu etablieren.

Die Televisite ist eine ortsunabhängige ärztliche Betreuung per Videoübertragung und bietet durch die Vernetzung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte mit den Pflegeeinrichtungen und den pflegebedürftigen Menschen insbesondere in diesen Einrichtungen erhebliche Vorteile. Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht sie zudem schnellen Zugang zu medizinischen Fachkräften. Gleichzeitig können Ärztinnen und Ärzte effizienter auf die Bedürfnisse ihrer Patientinnen und Patienten reagieren, ohne dass lange Anfahrtswege notwendig sind.

Beispielsweise kann ein Pflegeheimbewohner mit einer chronischen Erkrankung künftig per Videoverbindung über ein Tablet aus der Ferne ärztlich betreut werden. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin kann mit ihm über seinen Gesundheitszustand sprechen und das Pflegepersonal kann die Untersuchungen wie das Messen des Blutdrucks oder der Sauerstoffsättigung durchführen und die Daten sofort zur Verfügung stellen. Auf Basis dieser Echtzeitinformationen kann eine Behandlungsempfehlung gegeben werden.

Da die Anfahrt entfällt, kann auch schneller auf gesundheitliche Probleme reagiert werden, wodurch die Televisite eine wertvolle Ergänzung zu klassischen Vor-Ort-Besuchen ist. Pflegeeinrichtungen sparen wiederum Transportkosten und umgehen organisatorische Herausforderungen, die sonst mit Arztbesuchen verbunden wären.

In der Testphase erprobt das Gesundheitsamt des Kreises gemeinsam mit den Projektpartnern die Televisite zunächst in mehreren Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen in Meckenbeuren, Kressbronn, Neukirch, Deggenhausertal und Friedrichshafen. Diese werden von zwei Gesundheitswissenschaftlerinnen der Kreisverwaltung begleitet und unterstützt. Insgesamt entstehen für das Pilotprojekt Kosten in Höhe von rund 366.000 Euro, von denen der größte Teil auf die Anschaffung der technischen Geräte fällt. Das Land beteiligt sich mit circa 330.000 Euro.

Die ersten Geräte sollen bis Ende November an die Pflegeeinrichtungen und ärztlichen Praxen geliefert werden. Im Anschluss an das Pilotprojekt soll die Televisite schrittweise in die Regelversorgung integriert werden und langfristig auch allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen.

„Die medizinische Versorgung, vor allem im ländlichen Raum, steht bereits heute vor großen Herausforderungen. Hier kann die Televisite ein wichtiger Baustein für eine moderne und patientenorientierte Gesundheitsversorgung sein und helfen, auch zukünftig eine gute medizinische Versorgung vor Ort sicherzustellen. Umso mehr freue ich mich über die erfolgreiche Bewerbung und die Teilnahme an dem Pilotprojekt des Landes“, so Landrat Luca Wilhelm Prayon.