Die Fachstelle Kindertagesbetreuung des Landratsamts Ostalbkreis hatte am 1. Juli zu einem Trägerforum eingeladen, um aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze des Fachkräftemangels in der Kindertagesbetreuung aufzuzeigen.
Zahlreiche Vertreter aller Träger von Kindergärten im Ostalbkreis, darunter Bürgermeister, Gemeindevertreter sowie kirchliche und freie Träger, folgten der Einladung.
Landrat Joachim Bläse betonte bei seiner Begrüßung die Bedeutung einer guten Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Er lobte den Ostalbkreis für seine Innovationsfreude und Offenheit: "Wir sehen nicht nur Herausforderungen, sondern haben auch Ansätze zur Lösung." Zwei Themen standen bei der Veranstaltung besonders im Fokus: Der Direkteinstieg KITA und der seit Dezember 2023 in Kraft getretene Erprobungsparagraf im KiTaG. Beide Instrumente wurden von der Bundes- bzw. Landesregierung geschaffen, um dem Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung entgegenzuwirken.
Martin Joklitschke vom Landratsamt informierte umfassend über die aktuelle und zukünftige Bedarfsplanung der Betreuungsplätze im Ostalbkreis. Die Analyse zeigt einen steigenden Bedarf, der nun durch innovative Maßnahmen gedeckt werden soll.
Anschließend präsentierte Daniel Hildermann von der Arbeitsagentur das Bundesprogramm "Direkteinstieg KITA". Dieses Programm bietet neben der klassischen schulischen Ausbildung und der praxisorientierten PIA-Ausbildung einen dritten Ausbildungsweg zur Erzieherin bzw. zum Erzieher an. Die Zielgruppe ist jedoch eine gänzlich andere: Während die bisherigen Ausbildungswege vor allem für Schulabgänger gedacht sind, richtet sich der Direkteinstieg KITA an Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten. Besonders interessant für Träger dürfte sein, dass die Qualifizierungsstellen von der Arbeitsagentur gefördert werden.
Carolin Michel, Leiterin des Kinderzentrums Aufwind e.V., berichtete aus der Praxis des Direkteinstiegs KITA. Während die verschiedenen Ausbildungswege die Einrichtungen auch vor Herausforderungen stellen, sieht sie vor allem die positiven Seiten: "Die Motivation ist einfach eine andere." Durch eigene Kinder und mehr Lebenserfahrung würden die neuen Auszubildenden ein anderes Verständnis für die Schützlinge mitbringen, was auch von Elternseite positiv wahrgenommen werde.
Im dritten Vortrag stellte Simone Büschel vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) den Erprobungsparagrafen nach §11 KitaG vor. Dieser erlaubt es, von den allgemeinen Regelungen des KitaG abzuweichen, um innovative pädagogische Konzepte und Modelle in der Praxis zu erproben. Zur Veranschaulichung verglich Büschel den Erprobungsparagrafen mit einer Blumenwiese, aus der sich Träger nun einen bunten Blumenstrauß an Maßnahmen zusammenstellen können, welcher zu den Bedarfen und Gegebenheiten vor Ort passt. Mögliche Kriterien, von denen abgewichen werden könne, seien die Angebotsform, Höchstgruppengröße und –stärke, personelle Voraussetzungen, räumliche Voraussetzungen oder Qualifizierung der Leitungskräfte. So sei es denkbar, geeignete Zusatzkräfte einzustellen, um die Erzieherinnen zu entlasten oder ein großes Foyer als zusätzlichen Bildungsraum zu nutzen. Sie ermunterte die Teilnehmer, den Paragrafen kreativ zu nutzen, um vor Ort dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wichtig war ihr zu betonen, dass die Träger zwar viele Entscheidungsmöglichkeiten erhielten, damit aber auch eine große Verantwortung einhergehe. Die Qualität der Betreuung dürfe schließlich nicht unter den Maßnahmen leiden. Das SGB VIII bleibe dabei unberührt und der Schutzauftrag müsse entsprechend den rechtlichen Grundlagen erfüllt sein. Zudem hob sie die Wichtigkeit eines umfassenden Beteiligungsprozesses aller Betroffenen hervor: "Wer sitzt alles mit im Boot? Die Eltern natürlich. Rudern müssen aber die Fachkräfte," betonte Büschel.
Die Fachstelle Kindertagesbetreuung, Sigrun Huber-Ronecker und Maria Briel-Dies, beim Landratsamt steht den Trägern im gesamten Ostalbkreis beratend und unterstützend beim Beteiligungsprozess des Erprobungsparagrafen zur Seite. Geplant sind weitere Veranstaltungen, um im Austausch zu bleiben.