Gleichstellungsbeauftragte des Ostalbkreises macht mit Aktionen auf das Thema aufmerksam
Eine Screen-Animation auf der großen Videowand der Kreissparkasse Ostalb am Aalener Sparkassenplatz, Selbstverteidigungskurse für Frauen in Aalen und Schwäbisch Gmünd, eine Beflaggung mit der Fahne „Frei leben - ohne Gewalt“ vor den Landkreisgebäuden und Plakatierung in Bussen im gesamten Kreisgebiet - mit diesem Strauß an Aktionen macht die Gleichstellungsbeauftragte der Landkreisverwaltung, Carmen Venus, auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Gleichzeitig gibt es Infos über Hilfsangebote für betroffene Frauen und Mädchen. Die Aktionen laufen ab dem 25. November, der seit über 40 Jahren als Gedenk- und Aktionstag abgehalten wird, eine Woche lang.
"Wir wollen alle Menschen im Ostalbkreis für dieses wichtige Thema sensibilisieren, denn jede dritte Frau in Deutschland hat Studien zufolge mindestens einmal in ihrem Leben Erfahrungen mit physischer oder sexualisierter Gewalt gemacht", nennt Landrat Dr. Joachim Bläse Zahlen. Hinter jeder Zahl stünde ein persönliches Schicksal, das es zu verhindern gelte, so Bläse weiter.
"Wir wollen aber gleichzeitig auch auf die Hilfsangebote für den Akutfall und längerfristige Unterstützungsangebote aufmerksam machen, die Frauen und Mädchen in Not in Anspruch nehmen können", betont Carmen Venus. Besonderes Augenmerk liegt seit diesem Jahr auf "Der Ostalbkreis feiert nachtsam".
Angebote für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen
Dauerhaft bietet die Landkreisverwaltung eine Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt (Tel. 07361 503-1562, E-Mail dr.ingrid.schroeder[at]ostalbkreis.de ) an und betreibt eine Frauen- und Kinderschutzeinrichtung. Bei der Beratungsstelle wird im persönlichen Gespräch zunächst die Gefahrensituation eingeschätzt, die jeweilige persönliche Situation wird gemeinsam erfasst und aufgearbeitet, anschließend werden Handlungsstrategien entwickelt. Dazu gehören bei Bedarf auch alle Kontakte zu Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen sowie zu geeigneten weiteren Beratungsstellen, wie etwa Eheberatung, Erziehungsberatung, Suchtberatung oder Schuldnerberatung. Sofern Kinder betroffen sind, erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Geschäftsbereichs Jugend und Familie im Landratsamt.
Ein sofortiges, niederschwelliges und anonymes Angebot stellt das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" dar, welches unter der Nummer (08000) 116 016 rund um die Uhr und kostenfrei erreichbar ist. Es bietet Betroffenen eine erste Anlaufstelle, die zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und auch barrierefrei am Telefon, im Chat oder per E-Mail berät. Mit seinem mehrsprachigen, jederzeit verfügbaren und barrierefreien Beratungsangebot schließt das Hilfetelefon Beratungslücken und versteht sich auch als Lotse zu den Fachberatungsstellen sowie anderen Einrichtungen vor Ort. Bei Bedarf geben die Beraterinnen daher Adressen und Telefonnummern der örtlichen Beratungsstellen weiter. "Auch Angehörigen, Freundinnen und Freunden sowie Fachkräften steht das Hilfetelefon für Fragen und Informationen zur Verfügung", so Carmen Venus. "Viele wissen einfach nicht, welche Anlaufstelle für sie die richtige ist." Die Beraterinnen leisten psychosoziale Erstberatung und Unterstützung in akuten Gewalt- und Krisensituationen und gehen auf die jeweilige Situation der ratsuchenden Person ein. Eine längerfristige Begleitung im Einzelfall bietet das Hilfetelefon jedoch nicht. Hier sind die professionellen Einrichtungen und Fachberatungsstellen vor Ort gefragt.
Auch dieses Jahr haben sich wieder alle Busunternehmen im Ostalbkreis dazu bereit erklärt, das Hilfetelefon bekannter zu machen und hängen Infoplakate in allen Linienbussen aus.
Ein weiterer Kampagnen-Baustein ist die im Frühjahr 2023 im Ostalbkreis gestartete Aktion "nachtsam. Mit Sicherheit besser feiern". Für diese Präventionskampagne gegen Gefahren für Frauen im Nachtleben werben Venus und ihre Kooperationspartnerinnen und -partner mit einer Screen-Animation an der Hauptstelle der Kreissparkasse Ostalb in Aalen. Prominente Unterstützer von "nachtsam" sind im Video-Clip ebenso zusehen wie Event- und Gastronomiebetriebe, die bei "nachtsam" geschult wurden. "nachtsam" hilft den Gastronomie- und Eventbetrieben, ihrem Servicepersonal eine Feier- und Partykultur im Nachtleben zu vermitteln. Es vermittelt den Umgang mit beobachteter sexueller Belästigung, bei vermuteter Gabe von KO-Tropfen oder zu viel Alkohol. Ziel ist es, durch Vernetzung und Sensibilisierung sowie gezielte Schulungen der Beschäftigten zu den Themen sexuelle Belästigung, Bedrohung und Grenzüberschreitung in der Gastronomie, in Diskotheken sowie auf öffentlichen Plätzen die Sicherheit von Frauen effektiv zu verbessern und das individuelle Sicherheitsempfinden zu erhöhen. Der Verein Frauen helfen Frauen und die Gleichstellungsbeauftragen der Großen Kreisstädte sowie Carmen Venus pushen die Kampagne seit März dieses Jahres und haben bereits einige Unternehmen für die Aktion gewinnen können.
Direkt am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November hat die Gleichstellungbeauftragte des Landkreises in Aalen und Schwäbisch Gmünd einen Selbstverteidigungskurs für Frauen organisiert. Dieser findet in Aalen im Evangelischen Gemeindehaus in der Friedhofstraße 5 ab 9:00 Uhr und in Schwäbisch Gmünd in der EWTO Schule, In der Vorstadt 50, um 14:00 Uhr statt. Die Kurse sind auf 30 Personen begrenzt, dauern drei Stunden und kosten 50 Euro. Teilnehmen können Frauen ab 16 Jahren. „Bei den Kursen geht es um Selbstbehauptung und Selbstsicherheitstraining“, so Carmen Venus. „Es gibt nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch Gewalt in Form von Beschimpfungen, Belästigungen und Bedrohungen. Dabei spielen die Herkunft und Ethnie keine Rolle. Betroffen sind Mädchen, junge und erwachsene Frauen jeden Alters. Der Frauen-Crash-Kurs soll dabei behilflich sein, den eigenen Gefahrenradar zu schärfen, das richtige Signal zu setzen, laut zu werden und für sich selbst einzustehen.“ Es werden praktische Lösungsmöglichkeiten vermittelt, um ein wirkungsvolles Handeln und Vorgehen zu gewährleisten. Eine Anmeldung per E-Mail an info[at]ewto-schulen-ehrlich.de mit dem Betreff Selbstverteidigung ist bis zum 23.11.2023 erforderlich.
Gut, dass es diese Hilfs- und Unterstützungsangebote gibt, sind sich Landrat Dr. Bläse und Gleichstellungsbeauftragte Carmen Venus einig. "Besser wäre es allerdings, wenn wir alle wertschätzend und respektvoll miteinander umgehen würden - unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Ethnie oder Glauben. Dafür treten wir im Ostalbkreis und bei der Kreisverwaltung ein!", so der Landrat abschließend.