Besuch aus Ecuador trifft im Landkreis ein

Vor kurzem war Dr. Manuel Caizabanda Jerez zu Gast im Landratsamt Ludwigsburg. Landrat Dietmar Allgaier nahm den Präfekten aus der ecuadorianischen Provinz Tungurahua gerne in Empfang. Der Besuch war auf Initiative von Honorarkonsulin Ingrid Hönlinger zustande gekommen. Ziel war ein erstes Kennenlernen und ein gemeinsamer Austausch über den Landkreis Ludwigsburg und die Provinz Tungurahua. Zudem besuchte der Präfekt, organisiert vom Fachbereich Landwirtschaft des Landratsamts Ludwigsburg, drei landwirtschaftliche Betriebe. Dabei standen Themen wie Ökolandbau, Biodiversität, Bewässerungstechniken und Milchverarbeitung im Mittelpunkt. Zudem tauschten sich die Teilnehmenden über bewährte Praktiken und Innovationen aus.

„Es zählt zu den Besonderheiten unseres Landkreises, dass wir in Ludwigsburg eine honorarkonsularische Vertretung der Republik Ecuador haben“, sagte Landrat Allgaier. „Deshalb freut es mich umso mehr, dass wir hier auch Vertreterinnen und Vertreter dieses südamerikanischen Landes und damit auch dessen Traditionen und Eigenheiten kennenlernen dürfen.“ Präfekt Caizabanda war in Begleitung seiner Frau und Tochter ins Landratsamt gekommen. Gemeinsam schauten sie nicht nur den Kreisfilm an, sondern genossen bei einer Fahrt mit dem Riesenrad City Star auch einen ganz besonderen Blick über die Barockstadt und den Landkreis. „Wir sind sehr gespannt darauf, unseren Austausch und die Verbindungen zu intensivieren“, so Landrat Allgaier weiter. Geplant sei, dass der Präfekt bei seinem nächsten Besuch in Begleitung von Bürgermeistern aus seiner Provinz in den Landkreis Ludwigsburg kommt.
 

Gäste besichtigen Demeterhof in Erdmannhausen

Am Folgetag wartete auf den Präfekten die Exkursion zu landwirtschaftlichen Betrieben. Start war auf dem Demeterhof der Familie Bay in Erdmannhausen, wo seit 1980 ökologische Landwirtschaft betrieben wird. Der Betriebsleiter Joachim Bay erläuterte dem Präfekten das Prinzip der biodynamischen Landwirtschaft. Diese zielt auf eine geschlossene Kreislaufwirtschaft ab, weshalb der Landwirt Mastbullen zur Verwertung der Futterleguminosen hält. Deren Dung wird wiederum auf die betriebseigenen Flächen ausgebracht, so dass wertvolle Nährstoffe als Pflanzendünger im Betrieb erhalten bleiben.

Darüber hinaus stellte Bay das Kooperationsprojekt mit dem Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg vor. Es wurde ein Getreideacker besichtigt, der im vergangenen Jahr als so genannter Lichtacker angelegt wurde. „Den Winterweizen haben wir mit einem erweiterten Drillreihenabstand eingesät. Zusätzlich wurde Ende März eine Untersaat ausgebracht. Diese Maßnahme soll insbesondere zum Schutz von Feldvögeln, wie dem Rebhuhn, aber auch den Insekten dienen“, erklärte der Landwirt.

Ein besonderes Highlight zum Abschluss der Betriebsbesichtigung war für den Präfekt der Anblick der mobilen Hühnerställe und die Freilandhaltung der Tiere.
 

Obsthof Talhof ist weitere Station

Weiter ging es zum Obsthof „Talhof“ von Familie Häberle in Erligheim. „Auf rund 22 ha bauen wir Kernobst, wie zum Beispiel Äpfel und Kirschen, an“, erklärt der Betriebsleiter Thomas Häberle. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel und der Wasserknappheit, aber auch zur Vorbeugung von Frostschäden, hat der Landwirt eine Bewässerungsanlage in seine Flächen integriert. Durch den Einsatz moderner Bewässerungstechniken, in Form von Tröpfchen- und Überkronenberegnung, sichert der Betrieb die Ernte von regionalen Äpfeln und Kirschen. Der Präfekt zeigte großes Interesse an diesen Technologien, da Wasserressourcen auch in Ecuador von entscheidender Bedeutung sind. 
 

Auch Felsengärten in Besigheim waren auf dem Programm

Ein Zwischenstopp führte die Delegation zu den Felsengärten in Besigheim. Bei einem Blick über die terrassierten Weinberge betonte Philipp Mayer, Weinbauberater des Landratsamtes Ludwigsburg, die Bedeutung des Erhalts dieser Steillagen. „Rund 300 ha Weinbausteillagen gibt es noch im gesamten Landkreis. Die charakteristischen Steillagen entlang der Neckarschleife bilden die Kernzone des württembergischen Weinbaus. Der Erhalt dieser Steillagen ist bedroht wie nie zuvor“, so Philipp Mayer. Dabei haben diese Flächen eine hohe ökologische Bedeutung für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Der Weinbauberater verdeutlichte, dass „die aktuelle Situation der Bewirtschaftung in den Steillagen schwierig ist“. Bereits jetzt würden viele Weinbauern die Bewirtschaftung aufgeben, weil der Arbeitsaufwand hoch ist und eine ausreichende finanzielle Entlohnung fehlt. Umso wichtiger sei es, die heimische Weinbauproduktion zu unterstützen.

Abschluss beim Betrieb in Pflugfelden

Der letzte Halt war der Milchviehbetrieb von Familie Dobler in Pflugfelden, welcher sich auf die Verarbeitung der hofeigenen Milch spezialisiert hat. Joachim Dobler führte die Delegation durch die Hof-Molkerei. „Jeden Tag arbeite ich in der Molkerei und verarbeite rund 2.000 Liter Milch. Die gesamte Milch unserer Herde wird hier zu Vorzugsmilch, Joghurt, Butter und anderen Molkereiprodukten verarbeitet“, erklärte der Betriebsleiter. Der Betrieb beliefert diverse Hofläden und Supermärkte in der Region mit seinen Produkten.

Präfekt Dr. Caizabanda betonte die Bedeutung des internationalen Austausches in landwirtschaftlichen Fragen und zeigte sich beeindruckt von den vorgestellten Projekten und Technologien.