Partnerkreise kooperieren in Gesundheitswesen, Bildung, Abfallwirtschaft und Tourismus
„Wir sind alle überzeugte Europäer! Die EU kann nur funktionieren, wenn sich die Menschen auf Augenhöhe begegnen und gleichwertige Lebensverhältnisse herrschen“, dies bekräftigte Landrat Dr. Joachim Bläse am vergangenen Mittwoch (5. Juli 2023) bei der Abschlussveranstaltung mit der Delegation aus dem rumänischen Partnerkreis Satu Mare und den Fraktionsspitzen aus dem Ostalb-Kreistag. Vom 2. bis 5. Juli hatte die Delegation um Präsident und Kreisratsvorsitzenden Csaba Pataki den Ostalbkreis besucht, um nach dem Antrittsbesuch von Landrat Dr. Bläse im vergangenen Jahr und den pandemiebedingten Einschränkungen die partnerschaftlichen Beziehungen weiter zu intensivieren.
Auf dem Programm standen für die acht Delegierten verschiedene Attraktionen und Institutionen, wie etwa der Tiefe Stollen, die GEO DATA GmbH, die ehemalige Synagoge Oberdorf, die Hochschule Aalen, wo Prof. Dr. Ralf von Baer die aktuellen Herausforderungen im Bereich Medizin und Digitalisierung erläuterte, und das explorhino. Alle stehen im Zusammenhang mit den Themenbereichen, auf die sich der Ostalbkreis und der Kreis Satu Mare bei ihrer Zusammenarbeit konzentrieren wollen.
Gesundheitswesen
Als starker Kooperationsbereich zeigt sich das Medizin- und Gesundheitswesen. So wurde bereits im Mai dieses Jahres ein Online-Seminar zwischen medizinischem Fachpersonal aus dem Ostalb-Klinikum Aalen und Kliniken aus dem Kreis Satu Mare durchgeführt. Über 25 Ärztinnen und Ärzte tauschten sich über verschiedene Aspekte der Arzt-Patienten-Kommunikation aus. Das Feedback von beiden Seiten war durchweg positiv.
Da in Satu Mare aktuell Patienten noch über große Entfernungen in andere Regionen transportiert werden müssen, unterstützt der Ostalbkreis bei der Planung und Einrichtung einer kardiologischen Intensivstation. Hierfür hat Dr. Laurentiu Grecu vom Ostalb-Klinikum zusammen mit seiner Kollegin Dr. Tünde Nagy aus Satu Mare ein erstes Konzept mit Personal- und Infrastrukturbedarfen erarbeitet. Dieses soll Schritt für Schritt umgesetzt werden. Im weiteren Austausch werden zudem perspektivisch die Bereiche Kinderpsychiatrie und Palliativmedizin konzeptionell bearbeitet. Weitere Online-Seminare sind in der Planung. Die Kollegen im Ostalb-Klinikum Aalen werden zudem Kolleginnen und Kollegen aus Satu Mare zu Hospitationen einladen.
Bildung
Vereinbart wurden direkte Kooperationen zwischen Schulen sowie Hospitationen von Lehrkräften und Online-Schulungen. Die Ausbildung der Jugendlichen in Satu Mare und insbesondere der geplante Aufbau des dualen Ausbildungssystems ist laut Präsident Pataki zugleich auch eine Investition in die Zukunft. Fest angedacht sind ab dem kommenden Schuljahr im Herbst Schulpartnerschaften, ein konzeptioneller Austausch im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms sowie Berufswahlbegleitung und Ausbildungsbotschafter. Hierfür tauschen sich die jeweiligen Verantwortlichen in regelmäßigen Online-Meetings aus und entwickeln ein Konzept für den Kreis Satu Mare. Zusätzlich soll im Rahmen von Handwerk 4.0 ein digitales Bildungsangebot für Erwachsene vorbereitet werden. Weitere digitale Weiterbildungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten sind vorgesehen.
Abfallwirtschaft
Nach den letzten Gesprächen hat der Kreis Satu Mare einen Überblick über die dortigen Prozesse der Abfallwirtschaft zusammengestellt, sodass die Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung mbH (GOA) hier einen ersten fachlichen Input geben konnte.
Einen besonderen Fokus will der Kreis Satu Mare auf die Abfalltrennung legen. Hier kann die GOA ihre Erfahrungen einbringen. Besonders interessiert zeigten sich die Delegierten an der Initiative Saubere Ostalb sowie den Abfallpaten. Auch hier werden nun gemeinsame Arbeitsgruppen zur weiteren Vertiefung eingerichtet.
Tourismus
Zum Abschluss wurde noch kurz das Tourismuskonzept der beiden Kreise diskutiert. Hier fand schon ein konzeptioneller Austausch statt. Der Ostalbkreis konnte den Kreis Satu Mare auch bereits bei der Erstellung einer Marketingstrategie unterstützt.
Beide Seiten werden zukünftig spezielle Kulturangebote oder Veranstaltungen gegenseitig bewerben. Zudem sollen Themenbereiche wie etwa das Wandern in Rumänien hervorgehoben und im Ostalbkreis sichtbar gemacht werden. Natürlich werden auch die Ostalbkreis-Angebote im Kreis Satu Mare platziert. Dadurch wird auch das Kennenlernen der jeweiligen Partnerregion ermöglicht.
Zusammenarbeit von Organisationen und Vereinen fördern
Dass für eine erfolgreiche Partnerschaft beider Kreise nicht nur Behörden und Institutionen sich austauschen müssen, sondern auch nichtstaatliche Organisationen, Vereine und die Bevölkerung, ist für Landrat Dr. Bläse und Präsident Pataki selbstverständlich. Deshalb freuen sich beide Delegation auf ein weiteres Highlight. Anfang September wird ein gemeinsames Bergrettungstraining mit der DRK Bergwacht Schwäbisch Gmünd und den Bergrettern aus Satu Mare stattfinden. Bei dieser professionellen Übung auf dem Kalten Feld, dem Hornberg und an den Sprungschanzen in Degenfeld werden auch Bergwacht-Hundestaffeln und Bereitschaften aus Bayern mit dabei sein.
Unterstützung für die Ukraine
Abschließend stellte Präsident Pataki die Überlegungen des Kreises Satu Mare zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung vor. Vor allem soll es dabei um Rehabilitationsangebote gehen. Bereits kommende Woche wird in Satu Mare dazu eine Delegation aus der Ukraine erwartet. Landrat Dr. Bläse bot den Ostalbkreis als Partner für gemeinsame Projekte an.
Seit dem Jahr 2013 pflegt der Ostalbkreis enge Beziehungen zur Region Satu Mare im Nordosten Rumäniens, die schließlich mit der offiziellen Begehung einer Kreispartnerschaft in 2018 urkundlich bekräftigt wurden. Im Zuge dessen wurden nachhaltige Handlungsschritte für relevante Themen in der dualen Ausbildung und im Gesundheitswesen sowie im Bereich der Abfallwirtschaft definiert.
In den Jahren 2020 und 2021 konnten aufgrund der Corona-Situation keine Delegationsreise mit Vertretern des Ostalbkreises nach Satu Mare stattfinden. Es wurden jedoch zwei Spendenaktionen mit verschiedenen Hilfsgütern durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem DRK Kreisverband Aalen e.V. und der Aktion Jugendberufshilfe (AJO) e.V. erfolgte im Juni ein Transport von Hilfsgütern über Pflegebetten und Kleidung nach Satu Mare. Im Juli wurde in Kooperation mit der Schloss-Schule in Wasseralfingen ein weiterer Transport in Form von Schulmöbeln mit Stühlen, Tischen und Regalschränken organisiert. Die Verteilung der Möbel kam in Satu Mare besonders bedürftigen Schulen zugute.