Fachtagung des Landratsamts sensibilisiert Fachkräfte in Behindertenhilfe für Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe

Auf positive Resonanz stieß eine Fachtagung zum Thema „Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe“ im Landratsamt in der vergangenen Woche, an der rund 60 Interessierte teilnahmen.

Ortenaukreis · 26. Februar 2024
Wollen den Gewaltschutz in der Behindertenhilfe weiter voranbringen (v.l.n.r.): Behindertenbeauftrage des Ortenaukreises Anita Diebold, Referentinnen Anna-Marie Kübler und Ingrid Laible, Professorin Anja Teubert, Sozialplanerin Silke Martens vom Sozialdezernat des Ortenaukreises sowie die Leiterin des Amts für Soziales und Versorgung, Ingrid Oswald.
Wollen den Gewaltschutz in der Behindertenhilfe weiter voranbringen (v.l.n.r.): Behindertenbeauftrage des Ortenaukreises Anita Diebold, Referentinnen Anna-Marie Kübler und Ingrid Laible, Professorin Anja Teubert, Sozialplanerin Silke Martens vom Sozialdezernat des Ortenaukreises sowie die Leiterin des Amts für Soziales und Versorgung, Ingrid Oswald.
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Gemeinsam sensibilisierten das Amt für Soziales und Versorgung, die Sozialplanung und die Behindertenbeauftrage des Ortenaukreises, Anita Diebold, Vertreter aus Behinderteneinrichtungen im Kreis sowie Fachkräfte der Betreuungsbehörde, der Heimaufsicht, des Jugendamtes und des Sozialamts für dieses Thema.

„Gewalt kann jeden treffen – sie kennt keinen Ort, kein Alter und kein Geschlecht“, so Ingrid Oswald, Leiterin des Amts für Soziales und Versorgung. „Und dennoch zeigen Studien, dass Menschen mit Behinderungen häufiger Gewalt erfahren als Menschen ohne Behinderung“, erklärte Oswald. So erfahre jede vierte Frau ohne Behinderung Gewalt in ihrem Leben, bei Frauen mit Behinderung treffe es sogar jede zweite. Ziel des Ortenaukreises sei es, zusammen mit den Einrichtungen der Behindertenhilfe den Gewaltschutz in den Strukturen verbindlich zu verankern und Handlungssicherheit bei akuten Verdachtsfällen und Gewaltsituationen zu geben.

Anja Teubert, Professorin und Studiengangsleiterin im Studiengang Soziale Arbeit der Dualen Hochschule Stuttgart, zeigte in einem Vortrag auf, welche verschiedenen Formen von Gewalt es gibt. Die Expertin gab zugleich Anleitung, was jede Einrichtung, aber auch was jeder Einzelne im täglichen Umgang mit Mitmenschen zur Prävention von Gewalt beitragen kann.

Aus der Praxis berichteten Anne-Marie Kübler und Ingrid Laible vom Caritasverband Singen-Hegau über ihre Erfahrungen mit dem Projekt „Frauen stärken“. Die Referentinnen stellten vor, wie die Prozessbeteiligung und die Stärkung der Menschen im Alltag umgesetzt werden und wie es gelingen kann, Menschen mit Behinderung zu befähigen, grenzverletzendes Verhalten zu erkennen und sich dagegen zu wehren.

Auf Vorgaben und allgemeine Inhalte der Gewaltschutzkonzeption ging Sozialplanerin Silke Martens in ihrem Vortrag ein. Da jeder Mensch, und somit auch Menschen mit Behinderung, das Recht auf ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben haben, verpflichte das Sozialgesetz die Behindertenhilfe dazu, geeignete Maßnahmen zum Schutz von Gewalt für Menschen mit Behinderungen zutreffen, Dies betreffe insbesondere Frauen und Kinder, so die Sozialplanerin. Der Ortenaukreis als Träger der Eingliederungshilfe habe darauf hinzuwirken, dass dieser Schutzauftrag umgesetzt wird. Gewaltschutzkonzepte seien daher fortan Bestandteil der vertraglichen Vereinbarungen zwischen den Einrichtungen und dem Ortenaukreis. „Die Erstellung eines Gewaltschutzkonzeptes erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung und die Inhalte sollen auch gelebt werden,“ betonte Martens. Wichtige Basis für den Gewaltschutz vor Ort sei daher auch die enge Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht, über deren Rolle Simone Vetter sprach.

„Die Veranstaltung war ein erster Impuls, um in gemeinsamer Verantwortung daran weiterzuarbeiten, den Gewaltschutz in der Ortenau bestmöglich umzusetzen“, resümierte Amtsleiterin Ingrid Oswald, die sich mit der Resonanz und dem regen Interesse der Teilnehmenden zufrieden und optimistisch zeigte.