Neunte Inklusionskonferenz des Landkreises
Ein vielfältiges Programm wartete auf die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der neunten Inklusionskonferenz des Landkreises Ludwigsburg. Im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens stand die Bilanz unterschiedlicher Akteure zu 15 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention im Landkreis Ludwigsburg.
Fast ein Zehntel der Bevölkerung im Landkreis Ludwigsburg lebte Ende 2023 mit einer Schwerbehinderung, berichtete Sozialdezernent Christos Vavouras. Durch die UN-Behindertenrechtskonvention seien zwar bestimmte Maßnahmen und Gesetze beschlossen worden, die unmittelbar auf Landkreisebene wirken, zum Beispiel die Neuregelung der Eingliederungshilfe im Bundesteilhabegesetz oder der Ausbau barrierefreier Bushaltestellen. Gesetze allein reichen aber laut Vavouras nicht, es komme darauf an, dass Inklusion in den Köpfen bewirkt werde.
Hauptredner Matthias Berg testet das Publikum
Ganz persönliche Erfahrungen mit der UN-Behindertenrechtskonvention konnte Matthias Berg, bekannt als ZDF-Paralympics-Experte, Jurist, Hornist und Coach, teilen. Er ermutigte die Anwesenden zu dem zu stehen, wer man ist und was man kann. „Inklusion beginnt im Kopf“, so Berg. In der eigenen Reaktion stecke die Freiheit im Denken. Mit einem „Fettnäpfchentest“ appellierte Berg an das Publikum: „Achtet auf eure Wortwahl“, denn Worte erzeugen Bilder und Emotionen.
Herausforderungen im Landkreis bestehen trotz Konvention
Aus der wissenschaftlichen Perspektive berichteten Professorin Dr. Sandra Fietkau, Dekanin an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und Claudia Lychacz, kommunale Behindertenbeauftragte im Landkreis Ludwigsburg. Lychacz benannte als Herausforderungen die medizinische Versorgung, lange Bearbeitungsdauer von Anträgen und die geringen Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. „Rechte haben wir genug, jetzt sollten wir mehr ins Tun kommen“, so Lychacz.
Antonio Florio vom Verein „Selbstbestimmt Leben im Landkreis Ludwigsburg e.V.“ sprach für den Vereinsbereich im Landkreis und inwieweit die Behindertenrechtskonvention Einfluss auf das Vereinsleben hat. „Der Verein will laut sein für ein selbstbestimmtes Leben ohne Barrieren – ganz normal eigentlich“, so Florio.
Fazit der neunten Inklusionskonferenz war, dass es wichtig sei, die Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderung in allen Facetten wahrzunehmen. Ihre Beiträge sollten noch stärker in die Planungen und in die Politik einbezogen werden.