Irgendwann hat sich die Schülerin an ihre Lehrerin gewandt. Sie teilte ihr mit, dass sie gegen ihren Willen einen Mann heiraten soll. Die Lehrerin reagierte richtig: Sie schaltete die Schulsozialarbeit ein, diese wandte sich an die Ansprechpersonen für Zwangsverheiratung im Rastatter Landratsamt, Tamina Hommer und Carolin Merz.
Irgendwann hat sich die Schülerin an ihre Lehrerin gewandt. Sie teilte ihr mit, dass sie gegen ihren Willen einen Mann heiraten soll. Die Lehrerin reagierte richtig: Sie schaltete die Schulsozialarbeit ein, diese wandte sich an die Ansprechpersonen für Zwangsverheiratung im Rastatter Landratsamt, Tamina Hommer und Carolin Merz. Gemeinsam mit dem Jugendamt gelang es ihnen, die Schülerin davor zu bewahren, gegen ihren Willen heiraten zu müssen.
Diesmal ist alles richtig gelaufen, weil alle Akteure besonnen reagierten und zufällig die erforderlichen persönlichen Kontakte hatten. Damit auch in Zukunft solche Fälle erkannt, richtig beurteilt und vereitelt werden können, hat das Landratsamt Rastatt eine Arbeitshilfe herausgegeben, die sich an alle Fachkräfte richtet, die mit dem Thema Zwangsverheiratung in Berührung kommen könnten. Damit ist der Landkreis Rastatt Vorreiter in Baden-Württemberg. In einem Fachtag wurde außerdem über das Thema informiert. „Als Landkreis setzen wir ein Zeichen für freie Lebensgestaltung, für ein selbstbestimmtes Leben und für Gleichberechtigung“, erklärte Landrat Prof. Dr. Christian Dusch auf dem Fachtag. Tamina Hommer ergänzte: „Wir wollen ein ganz klares Zeichen setzen, dass wir uns für ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben einsetzen.“
Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha hatte im Jahr 2019 dazu aufgerufen, Netzwerke zum Thema Zwangsverheiratung in den Landkreisen zu gründen. Tamina Hommer und Carolin Merz haben seitdem bereits viel erreicht für die betroffenen Frauen. Beide verweisen darauf, dass die Kriminalstatistiken nur wenige dieser Delikte aufführen – die Dunkelziffer ist deutlich größer. Damit diese Fälle ins Licht gebracht werden, dafür treten die Netzwerke ein.
Dass es sich bei der Zwangsverheiratung um ein durchaus heikles Thema handelt, zeigt sich allein schon an einem Detail: Die Mitarbeiterinnen der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart, die betroffene Personen vor Ort beraten, müssen grundsätzlich anonym bleiben. Auch Fotos der Beraterinnen gibt es nicht. Eine „Gewalt im Namen der Ehre“ ist im Umfeld von Zwangsverheiratungen offenbar für alle Beteiligte zu befürchten.