Wie hat sich das Naturschutzgroßprojekt Baar (NGP Baar) seit seinen Anfängen 2018 entwickelt? Zehn Jahre wurden für das Projekt zur Umsetzung eingeplant. Zur „Halbzeit“ wurde mit einer sogenannten „Zwischenevaluierung“ nachgeschaut, wie sich das Projekt entwickelt.
Das NGP Baar ergreift Maßnahmen, um den Biotopverbund sowie den Arten-, Biotop- und Klimaschutz auf der Baar und angrenzender Gebiete zu fördern. Ergebnis ist eine gute bis sehr gute Bewertung der Maßnahmen. Für das weitere Vorgehen sollen Maßnahmen für die Kreuzotter, Libellen, Amphibien und Reptilien in den Fokus genommen werden.
Ein auf Tier- und Landschaftsökologie spezialisiertes Planungsbüro überprüfte 2023 bei der Zwischenevaluierung, wie wirksam die ergriffenen Maßnahmen sind und wie das Projekt voranschreitet. Zudem sollte identifiziert werden, ob sich möglicherweise Fehlentwicklungen ergeben haben und welche Möglichkeiten es gibt, Defizite zu beheben, so dass die Ziele weiterhin erreicht werden. Das Planungsbüro führt aus, dass die Maßnahmen gut bis hervorragend umgesetzt wurden. Punktuell müssen die Dauerpflege optimiert und Nachbesserungen durchgeführt werden. Insgesamt wurde dem überwiegenden Teil der bereits durchgeführten Maßnahmen eine gute bis sehr gute Gesamtbewertung zugesprochen. „Die Ergebnisse der Zwischenevaluierung sind nun unsere Grundlage, um nach zu justieren. Wir greifen die Vorschläge umgehend auf. Insbesondere die Folge- und Dauerpflege sowie die Förderung einzelner Zielarten, vor allem solcher mit landesweiter Bedeutung, werden wir in der zweiten Hälfte der Umsetzungsphase stärker in den Fokus nehmen“, erklärt Thomas Kring, Projektleiter.
Für die floristischen Zielarten und -biotope wird in der Zwischenevaluierung eine überwiegend gute bis sehr gute Maßnahmenumsetzung attestiert. Nachbesserungsbedarf wird bei den stellenweise noch nicht implementierten oder den anzupassenden Folgepflegemaßnahmen gesehen. Für die Kreuzotter sowie die Artengruppen Libellen, Amphibien und Reptilien besteht aktuell der größte Handlungsbedarf. Hier müssen noch weitere Maßnahmen zur Lebensraumgestaltung umgesetzt werden, welche wirksamer auf die einzelnen Zielarten zugeschnitten sind. Auch bei bereits umgesetzten Maßnahmen muss nachgearbeitet werden. Zum Beispiel sind angelegte Tümpel zu vertiefen, Gehölzsukzession zu beseitigen und Landlebensräume zu verbessern. Bei der Habitatsgestaltung für Tagfalter und Widderchen gibt es ebenfalls Optimierungsbedarf. Für Vögel und Laufkäfer hingegen wurden überwiegend positive Bestandsentwicklungen festgestellt.
Der naturbasierte Klimaschutz wird im Projekt aktuell vorwiegend dadurch unterstützt, dass Stilllegungsflächen in älteren Buchen-Mischwäldern e.ingerichtet werden. Aber auch Nutzungsextensivierung von Grünland (Humussicherung und -aufbau) tragen zur Verbesserung bei. In den Mooren wurden flankierend zur Biotopgestaltung Wiedervernässungsmaßnahmen aktiv umgesetzt, die zur Kohlenstoffspeicherung beitragen. Die spontane Ansiedlung des Bibers in den letzten Jahren hat an einigen Stellen zur „natürlichen“ Wiedervernässung beigetragen und ursprünglich geplante Maßnahmen mancherorts sogar obsolet gemacht.
Seit 2018 setzt das Naturschutzgroßprojekt Baar (NGP Baar) mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, des Umweltministeriums Baden-Württemberg sowie des Schwarzwald-Baar-Kreises und des Landkreises Tuttlingen Maßnahmen zur Verbesserung des Biotopverbundes sowie des Arten- und Biotopschutzes und des Klimaschutzes auf der Baar und angrenzender Gebiete um.
„Die Zwischenevaluierung stützt sich auch auf die Erstaufnahme von Biotopen sowie von Flora und Fauna und den daraus resultierenden Maßnahmenempfehlungen von 2017. Diese wurden im Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) abgebildet“, erklärt Projektleiter Thomas Kring. Die Pflege- und Entwicklungsziele wurden bei der Zwischenevaluierung mit den bereits umgesetzten Maßnahmen verglichen. „Die Wirkungs- und Erfolgskontrollen der Maßnahmen spielen dabei eine zentrale Rolle und ermöglichen eine pragmatische Beurteilung der Entwicklung der Fördergebiete“, erläutert Thomas Kring. Somit liegt der Schwerpunkt der Untersuchungen auf Flächen mit bereits umgesetzten Maßnahmen.