Widerstandsfähigere Bevölkerung durch Vernetzung, Information und Bildung
Als eine von zehn Regionen in Deutschland erhält der Ostalbkreis Fördermittel in Höhe von knapp 700.000 Euro aus dem Bundesprogramm ländliche Entwicklung, kurz BULE, des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Das Geld fließt in den modellhaften Aufbau des „Resilienzzentrums Ostalbkreis", das Landrat Dr. Joachim Bläse gemeinsam mit dessen Leiterin Petra Weber und Projektkoordinatorin Sarah Dotschkal am 24.01.2023 im Aalener Landratsamt vorstellte.
„Übergeordnetes Ziel ist es, den Kreis und somit die Bürgerschaft gegenüber krisenhaften Ereignissen resilienter, also widerstandsfähiger zu machen“, erklärte der Landrat. Aktuelle und künftige Krisen träfen, so Bläse weiter, auf einen Kreis und seine Bevölkerung, der sich im Zuge des demografischen Wandels, des Klimawandels, aber auch durch die Transformationsprozesse in Wirtschaft und Industrie weiter verändern werde. Diese Veränderungsprozesse gelte es zu begleiten und zu gestalten, damit der Kreis gestärkt in die Zukunft blicken könne. Vor allem die Stärkung der Eigenvorsorge und der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung sind dabei zentrale Punkte. Gemeinsam mit Petra Weber, die Bläse als Leiterin des neuen Zentrums präsentierte und die eine Forschungsarbeit zum Thema Resilienz erstellt hatte, habe man das Modellprojekt entwickelt. „Und weil der Resilienzbegriff sehr weit gefasst werden kann, haben wir uns dazu entschieden, dass sich das Projekt zuerst mit den Sektoren Bevölkerungsschutz und Gesundheit befassen soll“, wird Bläse konkret.
Bläse dankte den Kooperationspartners für ihre Unterstützung, dies sind das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Innenministerium Baden-Württemberg, der Regionalverband Ostwürttemberg, das Bildungsbüro Ostalb (BiRO), die PH Schwäbisch Gmünd als Verbundpartner sowie die Hochschule Aalen und die Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd.
Innerhalb der Kreisverwaltung wird das Resilienzzentrum im Dezernat von Thomas Wagenblast zugeordnet und als Teil des Geschäftsbereichs Brand- und Katastrophenschutz von Kreisbrandmeister Andreas Straub agieren.
Für Wagenblast und Straub ist der Begriff Bevölkerungsschutz eine zusammenfassende Bezeichnung für alle Einrichtungen und Maßnahmen, die der Gefahrenabwehr und Hilfe zum Schutz der Zivilbevölkerung im Krisen- oder Katastrophenfall dienen. „Ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und den drohenden Energiemangel, wurden bereits resiliente Strukturen innerhalb des kommunalen Krisenmanagements aufgebaut und ausgebaut“, so Wagenblast.
„Die Verantwortung, sich auf Krisen oder Katastrophen vorzubereiten und Vorsorge zu treffen, liegt aber nicht allein beim Staat, den zuständigen Behörden und den Kommunen. Vielmehr ist der Bevölkerungsschutz als ein ganzheitliches System mit ganz vielen Akteuren zu verstehen. Zu diesen Akteuren gehören auch die kritischen Infrastrukturen und die Bürgerinnen und Bürger“, machte Kreisbrandmeister Straub deutlich. Diana Kiemel vom Sozialdezernat sieht Bedarf etwa bei der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Wie umgehen mit hitzebedingten Folgen, wie mit Notfällen oder mit psychischen Folgeerscheinungen der Corona-Pandemie?
Petra Weber erläuterte schließlich, wo sie gemeinsam mit Sarah Dotschkal ihre Aufgabenschwerpunkte sieht. Das Resilienzzentrum will neben der Einrichtung eines Risikodialoges innerhalb der Landkreisverwaltung und der Vernetzung aller bisherigen Beteiligten die Bevölkerung mit einbinden und über Bildungs- und Informationsangebote sensibilisieren und unterstützen.
Durch Präsenz auf Veranstaltungen im Kreis und gezielte Öffentlichkeitsarbeit via Internet und Social Media sowie mehrsprachiges Informationsmaterial will das Resilienzzentrum auf sich als Anlaufstelle für die Bevölkerung, und vor allem die sogenannten vulnerablen Gruppen, aufmerksam machen. Auch werden eigene Veranstaltungsformate wie etwa Next-Gen-Konferenzen zur Bürgerbeteiligung entwickelt.
Im Bereich Bildung sollen niedrigschwellige Lehrangebote für Vertretungslehrende entwickelt und neue Bildungsveranstaltungen wie Thementage stattfinden. Resilienzberater sollen ausgebildet und im eigenen sozialen Umfeld zu Resilienzthemen schulen.
„Wir wollen in den drei Jahren, die unser Modellprojekt läuft, zeigen, dass es möglich ist, uns alle widerstandsfähiger zu machen. Dazu gehört nicht nur, den Krisen etwas entgegenzusetzen, sondern auch die Zeitspanne, die es zur Erholung braucht, zu verkürzen“, fasst Landrat Dr. Bläse zusammen.