Starkregenrisiken im Landkreis Rastatt und im Stadtkreis Baden-Baden

Interkommunales Projekt geht mit großen Schritten voran

Landkreis Rastatt · 29. Juni 2023
Landrat Prof. Dr. Christian Dusch lobt bei einer Veranstal-tung zum Starkregenrisikomanagement im Landratsamt Rastatt die bereits erzielten Fortschritte.
Landrat Prof. Dr. Christian Dusch lobt bei einer Veranstal-tung zum Starkregenrisikomanagement im Landratsamt Rastatt die bereits erzielten Fortschritte.
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Der Landkreis Rastatt ist in diesem Frühjahr von außergewöhnlichen Starkregenereignissen noch weitestgehend verschont geblieben, während die Stadt Bretten im Kreis Karlsruhe Anfang Mai bereits ein signifikantes Starkregenereignis mit überfluteten Kellern und Straßen zu bewältigen hatte. Bretten – eine Pilotkommune bei der Erstellung des Leitfadens „Kommunales Starkregenrisikomanagement Baden-Württemberg“ – konnte das Schadensrisiko bereits durch Umsetzung von Maßnahmen aus dem kommunalen Handlungskonzept reduzieren.

Auch die beim Landratsamt Rastatt angesiedelte Geschäftsstelle Starkregenrisikomanagement arbeitet zusammen mit den Landkreiskommunen und der Stadt Baden-Baden an einer flächendeckenden Gefährdungsanalyse mit Handlungskonzepten für die gesamte Region.

Jüngst haben sich Vertreter des interkommunalen Starkregenverbundes bei einer Veranstaltung im Landratsamt Rastatt über den aktuellen Sachstand des Großprojektes ausgetauscht. Landrat Prof. Dr. Christian Dusch würdigte dabei die bereits erzielten Fortschritte und verwies zugleich darauf, dass der Umgang und die Vorsorge mit Starkregenrisiken eine Daueraufgabe darstellten.

Die interkommunale Zusammenarbeit im Starkregenrisikomanagement startete 2019 mit der Gründung des landesweit größten kommunalen Starkregenverbundes, in dem alle 23 Kommunen des Landkreises Rastatt und die Stadt Baden-Baden mitwirken. Im Februar 2021 wurde nach EU-weiter Ausschreibung der Ingenieurleistungen zur Erstellung eines „Kommunalen Starkregenrisikomanagement-Konzeptes“ die Planungsgemeinschaft, bestehend aus den Ingenieurbüros Wald + Corbe, Hügelsheim und geomer, Heidelberg, beauftragt. Die Konzepterstellung gliedert sich entsprechend den Vorgaben des Landes in drei Phasen.

In der ersten Phase werden mittels zweidimensionaler-hydrodynamischer Simulationen Starkregengefahrenkarten erstellt, die auf vielfältigen aktuellen Datengrundlagen, zielgerichteter zusätzlicher Datenerhebung bei den Kommunen und einer Kartierung vor Ort basieren. Diese Gefahrenkarten sollen neben den Kommunen selbst insbesondere den Bürgern, den örtlichen Betrieben sowie allen Interessierten im Verbundgebiet die Möglichkeit eröffnen, sich über die konkrete Überschwemmungsgefahr und die damit einhergehenden Gefahren aufgrund von Hochwasser durch Starkregen zu informieren und entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Hierbei wurden weit über 700 km² Einzugsgebietsfläche aufbereitet und simuliert – ein aufwändiger Kraftakt, der insgesamt über zwei Jahre Bearbeitungszeit in Anspruch nimmt.

Im zweiten Schritt wird eine Risikoanalyse für alle kommunalen Objekte oder solche mit öffentlichem Bezug (wie etwa Kindergärten oder Seniorenheime) durchgeführt. Bereiche von besonderer Bedeutung für die Gefahrenabwehr werden herausgearbeitet und einer Risikobewertung unterzogen.

Abschließend wird in Phase 3 gemeinsam mit den lokalen Akteuren ein Handlungskonzept für jede einzelne Kommune aufgestellt, dessen Umsetzung entscheidend zur Vorsorge und Bewältigung von Starkregenereignissen und damit zur Risikominimierung und Schadensbegrenzung beitragen kann.

Aufgrund seiner Größe wurde das Verbundgebiet für die Umsetzung des dreistufigen Konzeptes in insgesamt acht Teilbereiche unterteilt, deren Bearbeitung zeitlich versetzt erfolgt.

Im Herbst 2022 starteten die Arbeiten zur Erstellung der Starkregengefahrenkarten für die letzten beiden Bearbeitungsgebiete. Erfreulich ist, dass trotz der hohen Komplexität des Gesamtprojektes plangemäß mit dem Vorliegen der Handlungskonzepte für alle Teilbereiche im November 2023 gerechnet werden kann, die in den kommunalen Gremien beraten werden.

Anschließend wird eine landkreisweite Veröffentlichung der Starkregengefahrenkarten voraussichtlich im Dezember 2023 zentral über den Landkreis Rastatt erfolgen. So hat die Allgemeinheit die Möglichkeit, die Gefahrenkarten online einzusehen und sich über die Notwendigkeit zur privaten Vorsorge vor Hochwasser individuell zu informieren. Ergänzend zur Veröffentlichung der Karten können sich Interessierte bei ihren Kommunen über Notwendigkeit und Möglichkeiten der Eigenvorsorge informieren.

In allen Kommunen werden hierfür außerdem ab Anfang 2024 Bürgerinformationsveranstaltungen angeboten. Neben kommunalen Ansprechpartnern werden insbesondere Vertreter der Planungsgemeinschaft sowie der Geschäftsstelle Starkregenrisikomanagement die Gefahrenkarten vorstellen und für Fragen zu deren Interpretation zur Verfügung stehen.

Das beste Konzept entfaltet seine Wirkung jedoch nur dann, wenn es auch fortlaufend umgesetzt wird. Daher haben sich die Kommunen des Landkreises Rastatt und die Stadt Baden-Baden auch dazu entschieden, die Synergien des Verbundes über das laufende Projekt hinaus zu nutzen und ein gemeinsames Austauschforum zum Starkregenrisikomanagement zu schaffen. Vorbild ist dabei ein in der Glemsregion bereits seit mehreren Jahren erfolgreich praktizierter behördlicher Erfahrungsaustausch. Die Synergien ermöglichen etwa, von Best-Practice-Beispielen untereinander zu profitieren und die interkommunale Zusammenarbeit im Starkregenrisikomanagement weiter zu fördern. Der Landkreis Rastatt wird das Austauschforum organisatorisch sicherstellen.

Landrat Dusch betonte, dass der regionale Starkregenverbund mit dem für Mitte 2024 vorgesehenen formalen Abschluss des aktuellen Projektes dann in eine neue Phase eintrete, um den Schutz vor Hochwasser aufgrund von Starkregenereignissen weiter zu verbessern und die Gefahrenabwehr in der Region Mittelbaden zu stärken.

Die letzten Jahre hätten deutlich vor Augen geführt, dass durch den Klimawandel die Extremwetterlagen, die zu solchen Regenereignissen führen, immer häufiger auftreten werden. Durch die Erstellung des Kommunalen Starkregenrisikomanagement-Konzeptes leisteten der Landkreis Rastatt, seine Städte und Gemeinden und die Stadt Baden-Baden einen wertvollen Beitrag, um die Grundlagen für die Verbesserung des Schutzes vor den Starkregengefahren zu schaffen.

Service:

Nähere Informationen zum Starkregenrisikomanagement-Projekt sowie Links zu Materialien zum Thema Eigenvorsorge sind unter folgendem Link abrufbar:

https://www.landkreis-rastatt.de/landratsamt/aemteruebersicht/amt-fuer-umwelt-und-gewerbeaufsicht/starkregenrisikomanagement

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