Gemeinsam mit seinen 42 Städten und Gemeinden baut der Ostalbkreis ein flächendeckendes Breitbandnetz zur Anbindung unterversorgter Gebiete auf. Kernstück ist ein übergeordnetes, kreisweites Backbone- oder Basis-Netz mit insgesamt rund 730 Kilometern. Durch den neuen Ansatz, nämlich die Mitnutzung des bestehenden Kabelführungssystems der Deutschen Bahn entlang von Bahntrassen, konnte nun in kürzester Zeit ein weiterer großer Trassenabschnitt des Ostalb-Backbones realisiert werden.
„Wir sind stolz darauf, dass wir das in dieser Größenordnung deutschlandweit einmalige kommunale Projekt gemeinsam mit der Deutschen Bahn und mit NetCom BW in nur einem Jahr umsetzen konnten. Da wir mit der Rems-, Ries-, Brenz- und Oberen Jagstbahn über ein gutes Grundnetz an Bahn-Infrastruktur verfügen, hatten wir eine gute Grundlage für die Umsetzung dieser Maßnahme“, betonte der Landrat. Der Startschuss war im Oktober vergangenen Jahres mit der Übergabe des Förderbescheides durch das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg gefallen. Die bundes- und landespolitische Relevanz, die die Versorgung des ländlichen Raums mit schnellem Internet habe, werde durch die Anwesenheit der Bundestagsabgeordneten und Bundesvorsitzenden der Grünen Ricarda Lang und des CDU-Landtagsabgeordneten Tim Bückner bekräftigt, so Bläse.
An den Gesamtkosten des Kooperationsprojekts mit rund 5,5 Mio. Euro beteiligt sich das Land im Rahmen seines Förderprogramms zum Breitbandausbau mit 3,5 Mio. Euro. Bläse dankte Minister Strobl für die hervorragende finanzielle Förderung dieser Maßnahme sowie des gesamten Breitbandausbaus im Ostalbkreis und Martin Allweil von der DB Netz AG für die Bereitschaft, die Infrastruktur der Bahn für den Ostalbkreis zugänglich zu machen.
„Der heutige Tag ist für die Menschen und Firmen im Ostalbkreis ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg Richtung Gigabit-Zukunft: Das derzeit bundesweit größte kommunale Infrastrukturprojekt, das gemeinsam mit der DB Netz AG realisiert wird, wird hier vor Ort durchgeführt. Damit schreiben Sie Erfolgsgeschichte und sind digitaler Leuchtturm. Breitbandausbau ist und bleibt Team-Work und deshalb schaffen wir diese Jahrhundertaufgabe nur, wenn wir gemeinsam, Bund, Land, Kommunen und Privatwirtschaft an einem Strang ziehen. Seit 2016 fahren wir eine Milliardeninvestitionsoffensive zum Ausbau des schnellen Internets und haben dafür gesorgt, dass mehr als 5 Milliarden Euro in unsere Gigabit-Zukunft geflossen sind - so viel, wie nirgendwo sonst in der Republik. Als Digitalisierungsminister freue ich mich besonders, die digitale Zukunft unserer Städte und Gemeinden so ganz konkret mitzugestalten. Mein besonderer Dank gilt dem Landkreis, den Städten und Gemeinden sowie den Vertreterinnen und Vertretern der DB Netz AG, die dieses Projekt mitgetragen haben“, erklärte der Stellvertretende Ministerpräsident und Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Thomas Strobl. Der Minister zeichnete das Bild zweier Welten, die sich träfen: Das Highspeed-Internet und die Schwäbische Eisenbahn. So profitiere die Gigabit-Zukunft von den Trassen der Gegenwart. „Wir wollen bei der digitalen Revolution vorne mit im Führerhaus sitzen und die digitale Entwicklung gestalten“, so Strobl weiter, „für diese Jahrhundertaufgabe brauchen wir mutige Steuermänner - und frauen wie hier im Ostalbkreis.“ Das Kooperationsprojekt sei deshalb auch im Breitbandbericht 2023 im Kapitel Erfolgsgeschichten zu finden.
Martin Allweil, Regionalleiter bei der DB Netz AG, nannte die Zusammenarbeit mit dem Ostalbkreis hervorragend: „Die Landkreisverwaltung hatte immer konkrete Ziele und wusste, wohin es gehen soll. Es wurde schnell und professionell gearbeitet. So konnten etwa auch Gleisquerungen bei nicht beeinträchtigtem Bahnbetrieb erfolgen. Für uns ist diese Kooperation ein Erfolgsthema und kann als Blaupause dienen.“
Der Geschäftsführer der NetCom BW GmbH, Matthias Groß, freute sich über den Gestaltungswillen des Kreises und sprach von der kommunalen DNA der NetCom, die dort ergänzen werde, wo der Kreis nicht ausbauen könne. Die NetCom freue sich auf viele Kunden, die die neuen Leitungen nutzen werden.
Die Vorteile der Anpachtung von bahneigener Infrastruktur und der Verlegung von Breitband in Bahntrögen liegen aus Sicht aller Projektpartner auf der Hand. Die aufwändige Herstellung von Neubautrassen wird vermieden. Es müssen keine zusätzlichen Flächen beansprucht werden, es werden zentral verlaufende Backbone-Trassen geschaffen und eine wirtschaftliche Erschließung wird ermöglicht, insbesondere der größeren Städte im Kreis.
Das Breitbandkompetenzzentrum des Landratsamts Ostalbkreis hatte vorbereitend in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn eine geeignete DB-Infrastruktur ermittelt. An 29 sogenannten Ausstiegspunkten wurde das Kabel aus den Kabelführungssystemen der Deutschen Bahn geführt und an das Backbone-Netz des Ostalbkreises sowie an 15 kommunale Netze angebunden. Auch profitieren 23 kreiseigene Liegenschaften und können direkt miteinander vernetzt werden.
Aufgabe des Ostalbkreises war die Herstellung der Ausstiegspunkte und der insgesamt rund 12 Kilometer erforderlichen Lückenschlüsse, wobei die Baumaßnahmen an den Ausstiegspunkten von der Firma Stegmeier Hoch- und Tiefbau GmbH Aalen durchgeführt wurden. Die Deutsche Bahn erstellte die Leerrohrtrassen zwischen dem DB-Kabelführungssystem und dem jeweiligen Ausstiegspunkt und führte die Kabelmontage entlang der Bahn bis zu den Übergabepunkten sowie die Messleistungen aus. Mit diesen Arbeiten war die Firma Leonhard Weiss GmbH & Co KG beauftragt worden.
„Gut zehn Prozent der Trassenlänge, d. h. weitere über 70 Kilometer Glasfasernetz, unserer kreisweiten Backbone-Planung können wir dank dieser konzertierten Vorgehensweise heute in Betrieb nehmen“, fasste Landrat Dr. Bläse zusammen. Betrieben wird die kommunale Breitbandinfrastruktur durch die NetCom BW. Deren Geschäftsführer Matthias Groß drückte schließlich gemeinsam mit Minister Strobl, dem Landrat und Martin Allweil von der DB symbolisch den Startknopf.