Der Holzverkauf, vor allem im Brennholzbereich, ist ein weit gefächertes Tätigkeitsfeld im Bereich der forstlichen Verwaltung. Da hier meist kleine Mengen bei einer großen Anzahl an Verkaufseinheiten an den Endkunden direkt vermarktet werden, ist der Betreuungsaufwand entsprechend groß. Der freie Markt und die Möglichkeiten des Internets haben hier Serviceplattformen auf den Plan gerufen, die aufzeigen, wie dies einfacher und aufwandsärmer geschehen kann.
Mit der Forstneuorganisation 2020 wurde der Landeswald unter ForstBW zu einem eigenständigen Betrieb und schied aus der bisherigen gemeinsamen Verwaltung aus. Gemeinde- und Privatwald werden weiterhin durch die Forstämter der Land- und Stadtkreise unter der Ägide der Landesforstverwaltung betreut. Diese hat sich im Zuge der Neuorganisation aus kartellrechtlichen Gründen aus dem Holzverkauf zurückgezogen und macht hier keinerlei Verfahrensvorgaben mehr.
Bis dahin war für die Entwicklung forstfachlicher Anwendungen das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) – Referat 36, IT Waldwirtschaft – zuständig. Dieses musste sich nun der Aufgabe stellen, die Entwicklungsvorgaben nicht mehr vorgegeben zu bekommen, sondern sich stärker an den Anwendern selbst zu orientieren. Auf dieser Grundlage wurden für die verschiedensten Themenbereiche Fachgruppen gegründet, die ausarbeiten sollten, wie bestehende Fachverfahren weiterentwickelt werden. Auch für den Bereich Holzverkauf existiert eine solche Anwendergruppe.
Eine der ersten Ideen war es, eine Onlinevermarktung für Brennholz zu schaffen, die sich aus den bestehenden Systemen speist. Die Idee wurde seitens des LGL nach Priorisierung aller Anforderungen jedoch zurückgestellt.
Angestoßen von der Holzverkaufsstelle (HVS) des Landkreises Tuttlingen (Hr. Storz) fand sich daraufhin eine kleine Gruppe von HVSen zusammen, die im Frühjahr 2021 eine solche Entwicklung eigenständig vorantreiben wollten, darunter die Landkreise Göppingen und Karlsruhe sowie der Rhein-Neckar-Kreis. Im Sommer 2021 gründete sich aus dieser Gruppe über den Landkreistag ein InDiLaKo – Initiative Digitale Landkreiskonvois. Der Landkreistag bietet über diese Drehscheibe den Kreisen die Möglichkeit, sich im Bereich Digitalisierung einheitlich abzustimmen. Diesem Konvoi schlossen sich neun weitere Kreise an, um das Projekt auf den Weg zu bringen.
Ein Pflichtenheft für die Anwendung wurde im Sommer 2021 verfasst und an verschiedene Marktpartner zur Aufwandsschätzung übergeben. Im Dezember 2021 wurde eine erste Ausschreibung durch das Landratsamt Karlsruhe gestartet, die jedoch ohne Angebot blieb. Im März 2022 wurde eine weitere Ausschreibungsrunde gestartet, die zu einem zuschlagsfähigen Angebot führte, welches angenommen werden konnte. Der Zuschlag ging an die Firma TW Werbeagenten aus Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Firma Cortona aus Weinheim.
Im September 2022 erfolgte der Projekt-Kick-off, zu welchem der Projektablauf festgelegt wurde. Die Idee des Holzfinders war damit geboren. Diese Art der Projektierung eines kreisübergreifenden Projekts über einen InDiLaKo hinweg ist aktuell einmalig in Baden-Württemberg, da sich hier Landkreise zusammengeschlossen haben, um einen solchen Marketplace eigenständig gemeinsam zu erstellen. Es handelt sich somit nicht um ein verwaltungsgetriebenes Projekt, sondern um eine Eigenentwicklung aus eigener Idee heraus.
Ebenso erfolgte die Abwicklung der organisatorischen Tätigkeiten über einen Kreis aus dem Konvoi des InDiLaKo; hier hat sich der Landkreis Karlsruhe bereit erklärt, die Federführung zu übernehmen. Die gesamte Organisation wie Durchführung der Ausschreibungen, Beschaffung von Internetdomains oder Prüfung der Datenschutzkonformität wird zentral für alle Teilnehmenden durchgeführt.
Seither wurde intensiv am Aufbau des Systems gearbeitet. Server-Infrastruktur wurde eingekauft und eingerichtet, Domänen wurden erworben und eingerichtet, eine Datenbank aufgebaut, ein Programm für die Anwenderoberfläche entworfen und die Anbindung an bestehende Systeme eingerichtet. Mehrere Monate der Programmierung und zahlreiche Testphasen später – die auch zusammen mit anderen InDiLaKo-Teilnehmenden durchgeführt wurden – stand die Anwendung technisch auf einem Stand, mit dem in Betrieb gegangen werden konnte. Dabei fanden nahezu wöchentlich Projektsitzungen zu den unterschiedlichsten Themen des Projektverlaufs statt. Die Arbeiten der Konvoiführung (vier Personen) fanden ohne Freistellung vom Dienst statt. Unterschiedlichste Themenbereiche wie Online-Payment, Datenschutz, Datenbankdesign, Pflichtenheft, Oberflächendesign, Vertragsgrundlagen und AGB wurden eigenständig erarbeitet. Zudem musste das Thema Datenschutz Anfang 2024 sehr intensiv bearbeitet werden und führte alle Beteiligten an die Grenze des Leistbaren. Nach rund drei Monaten konnte dieses Spezialfeld ebenfalls erfolgreich abgeschlossen werden.
Im Juli 2024 erfolgte die Vorstellung des betriebsreifen Projekts Holzfinder im Rahmen der AG Digitalisierung am Landkreistag. Der InDiLaKo wurde abgenommen und am 18. September in großer Runde allen InDiLaKo-Teilnehmenden und Interessierten vorgestellt. Im Hintergrund wurden bereits den Sommer über alle relevanten Informationen der Teilnehmenden eingeholt, um den Marketplace im Echtbetrieb starten zu können.
Dieser Echtbetrieb ist am 14. Oktober 2024 gestartet. Seitdem ist es jedem Anwender möglich, online angebotenes Holz aus der Region zu erwerben. Arbeitszeitaufwändige Tätigkeiten wie die Organisation einer Brennholzversteigerung oder die Abwicklung von Vorbestellungen seitens der Revierleitenden, der Holzverkaufsstellen oder der Rathäuser können entfallen und stellen damit eine große zeitliche Erleichterung für alle Beteiligten dar.
Die beteiligten Landkreise erhoffen sich durch die Automatisierung des Verkaufs und der Rechnungsstellung eine Rationalisierung des Brennholzverkaufs und damit verbundene zeitliche und finanzielle Einsparungen. Andere Waldbesitzer wiederum sehen den Onlineverkauf teilweise kritisch, da das Vor-Ort-Angebot begrenzt ist. Hier besteht die Sorge, dass überregional eingekauft wird und somit eventuell Bürgerinnen und Bürger vor Ort kein Brennholz mehr erhalten. Diese Befürchtung konnte sich seit Inbetriebnahme des Holzfinders jedoch nicht bestätigen.
Die Zeit wird zeigen, was Holzfinder noch alles leisten kann – die Weiterentwicklung hat gerade erst begonnen.
Der Holzfinder ist unter www.holzfinder.de zu erreichen.