Das Fortbildungsprogramm ist Teil des bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, kurz FGZ, und stellt eine bisher einzigartige Wissenssicherung und Wissensweitergabe dar, die als Prototyp in Baden-Württemberg entwickelt wurde und bundesweite Strahlkraft hat. Das Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, mit dem Fortbildungsangebot die vielfältigen Aufgaben der Integrationsbeauftragten sichtbar zu machen und die Frage nach der Rolle von Integrationsbeauftragten für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Damit unterstützt das Fortbildungsprogramm stattfindende Professionalisierungsprozesse im Feld der Integrationsarbeit.
Professionswissen im Feld der Integrationsarbeit
Die Analyse von Professionalisierungsprozessen beruht auf der Frage, was eine Integrationsbeauftragte oder ein Integrationsbeauftragter konkret wissen muss, um Integration umsetzen zu können? Von dieser Frage ausgehend war eine intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und zwischen Expertinnen und Experten aus der Praxis nötig, um das Programm stringent aufzubauen. Im engem Austausch wurden konkrete Spannungs-, Aufgaben- und Problemfelder in der tagtäglichen Arbeit der Integrationsbeauftragten sichtbar gemacht und als Grundlagen für den Aufbau des Fortbildungsprogramm genutzt. Aus der Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein vorläufiges Curriculum entstanden, das den Reflexions-, Bündnis- und Organisationsprozessen in der tagtäglichen Arbeit der Integrationsbeauftragten Rechnung trägt. Das Fortbildungsprogramm ist aktuell in vier Module unterteilt, die sich der Struktur und dem Auftrag von Integrationsbeauftragten (Modul I), dem strategischen und auch individuellem Vorgehen im Verwaltungsalltag (Modul II), der Schnittstellenarbeit (Modul III) als auch der Arbeit mit und an Begriffen der Integration (Modul IV) widmen.
Zwei Tage, vier Inputs, zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Die Veranstaltung am 10. und 11. November 2022 stellte die ersten beiden Module des Fortbildungsprogramms in den Mittelpunkt. Zehn Integrationsbeauftragte aus Städten, Landkreisen und Gemeinden aus Baden-Württemberg konnten am Programm teilnehmen und lernten die gesellschaftliche Daueraufgabe Integration nochmal von einer ganz anderen Seite kennen. Am ersten Tag wurde das Fortbildungsprogramm durch Dr. Kathrin Leipold eröffnet. In ihrem Beitrag fokussierte sie die Zusammenhänge zwischen Integration, Zusammenhalt und Professionalisierung. Anwesend waren neben den zehn Teilnehmenden auch Sabine Schneider und Sebastian Altemüller vom Grundsatzreferat Integration des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Naemi Haberkorn, die als akademische Hilfskraft die Arbeit am Fortbildungsprogramm unterstützt, wie auch Stefan Schlagowsky-Molkenthin, Integrationsbeauftragter der Stadt Singen, trugen gemeinsam den ersten Input zu „Auftrag, Struktur und Netzwerke von Integrationsbeauftragten“ vor. In ihrem Beitrag und den Hinweisen der Teilnehmenden zeigte sich deutlich, wie wichtig ist es, die aktuellen und allgemeinem Dokumente integrationspolitischer Arbeit auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu kennen. So wurden beispielsweise Auszüge aus der Antrittsrede der Bundesintegrationsbeauftragten Reem Alabali-Radovan besprochen oder ein Überblick über die integrationspolitischen Akteurinnen und Akteure in Baden-Württemberg gegeben. Ergänzt wurden die beiden Teile des Vortrags durch eine lebhafte Diskussion über die Frage, was Integration bedeuten kann und wie man sich im Alltag mit knappen Ressourcen und vielfältigen Aufgaben organisiert. Diese Fragen waren auch die Brücke zum zweiten Tag, an dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Spielregeln der Verwaltung und der eigenen Positionierungen im Verwaltungsalltag auseinandersetzten. Die Inputs am zweiten Tag wurden gehalten von Manuela Voith aus Winnenden und Anne Kathrin Müller aus Ludwigsburg. Mit dem Auftakt von Manuela Voith hatten die Teilnehmenden zunächst die Möglichkeit, sich über eine interaktive Methode besser in ihren jeweiligen Aufgaben kennenzulernen. Mit der Aufforderung, sich zu bestimmten Thesen wie „Integration braucht Zeit und Geduld“ oder „Ich bin in meinem Arbeitsumfeld integriert“ regte Manuela Voith zum Nachdenken über die eigene Arbeit in der Verwaltung an. Danach folgte ein Input zu Fragen der Staatsverwaltung, zu konkreten Handlungs- und Aufgabenfeldern der Kommunen, zu verantwortlichen Gremien der integrationspolitischen Arbeit sowie zu den Grundsätzen der VwV-Integration. Abgerundet wurde auch dieser Input von der Möglichkeit, sich in Gruppenmethoden über die eigenen Organisationsstrukturen auszutauschen.
Den Abschluss der Veranstaltung machte Anne Kathrin Müller mit ihrem Beitrag zu Positionierung, Zielsetzungen und Strategien der eigenen integrationspolitischen Arbeit. Hier wurden die Teilnehmenden dazu aufgerufen, sich über die Eingebundenheiten in ihrer Kommune bewusst zu werden. Durch die Reflektion auf die eigene Positionierung, die Entwicklung eines Zielbildes für die eigene Stelle anhand des Gelernten und der Entwicklung erster konkreter Schritte zur Umsetzung gelang es, die Teilnehmenden mit einem individuellen, konkreten Plan für die kommenden Wochen und Monate auszustatten.
Fortbildungsprogramm erhält Bestnoten
Spätestens in der Feedbackrunde wurde deutlich, wie wichtig das Angebot des Fortbildungsprogramms für Integrationsbeauftragte ist: Die Projektverantwortliche, die Vertreterin des Ministeriums als auch die Referentinnen und Referenten waren sich einig, dass alle Teilnehmenden die Schulungsinhalte für ihre tägliche Arbeit als überaus hilfreich erachten. „Mein größter Erkenntnisgewinn war, dass Integrationsarbeit eine Querschnittsaufgabe zwischen den verschiedenen Akteuren ist und man nicht warten darf, um in die Umsetzung zu kommen“, so Nadine Grimmig von der Stadt Hockenheim. Auch Dunia Binder aus der Stadt Radolfzell schließt sich hier an und nimmt aus der Fortbildung mit, dass sie bereits „einiges weiß, aber noch viel lernen kann und dass Vernetzung und Austausch das A und O sind“. Mit Ende der Veranstaltung haben alle Teilnehmenden als auch Referentinnen und Referenten sehr zufrieden und beflügelt ihren Heimweg angetreten.
Fazit
Integrationsarbeit als Pflichtaufgabe, sowohl im Bund als auch vor allem im Land zu verorten benötigt verschiedene Akteurinnen und Akteure, die alle einen Beitrag zur Frage nach Integration als Praxis des gesellschaftlichen Zusammenhalts bearbeiten. Mit dem Fortbildungsprogramm ist nun ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Professionalisierung der Integrationsarbeit gelungen, der von allen Seiten als wertvoll angesehen wird.
Falls Sie weitere Informationen zum Projekt erhalten wollen, dann melden Sie sich auch gerne bei Dr. Kathrin Leipold unter: kathrin.leipold@uni-konstanz.de
Weiterführende Links:
https://bit.ly/3V6sqbu
https://www.fgz-risc.de