Energie und Klimaschutz

Die Zukunft des Landkreises schon heute gestalten

Weitsicht, Netzwerke und Nachhaltigkeit prägen die energiepolitische Arbeit im Landkreis Schwäbisch Hall. Jüngst wurde der Kreis als Modellkommune für das Projekt Flux-Licon ausgewählt, das Batterien aus Elektrofahrzeugen ein zweites Leben einhaucht.
Julia Weise · Landkreis Schwäbisch Hall · 27. Februar 2023

Emsig dreht sich ein Windrad am Horizont. Sonnenstrahlen brechen sich in dem gleichmäßigen Flügelschlag, der den Wind als erneuerbare Energiequelle für die Menschen nutzbar macht.
„Nachhaltige Energiewirtschaft ist im Landkreis Schwäbisch Hall ein absolut wichtiges Zukunftsthema“, unterstreicht Landrat Gerhard Bauer im Jubiläumsjahr zu 50 Jahren Kreisreform. „Energie ist nicht nur der Motor der Wirtschaft, sondern ein Kernelement unserer heutigen Gesellschaft. Energiegewinnung und -versorgung gehören zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Und das nicht erst seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine im Frühjahr 2022.“

Im Landkreis Schwäbisch Hall wurde das bereits seit Langem erkannt. Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen initiiert, um Energieverbräuche abzusenken und den Ausbau im Bereich der Erneuerbaren Energien zugunsten des Klimaschutzes weiter voranzutreiben.

Gerhard Bauer, der Landrat des Landkreises Schwäbisch Hall
Gerhard Bauer, der Landrat des Landkreises Schwäbisch Hall
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Landkreis Schwäbisch Hall ist beim Strom bilanziell autark

„Rein bilanziell ist der Landkreis Schwäbisch Hall in Sachen Strom bereits autark, es wird also mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als verbraucht wird“, so Landrat Gerhard Bauer. „Dennoch möchten wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen. Es gilt schon heute alles daran zu setzen, die Welt von Morgen für unsere Kinder und Kindeskinder lebenswert und möglichst nachhaltig zu gestalten. Unser Engagement in Sachen Klimaschutz ist hierfür ganz essentiell.“ 

Eine wichtige Basis, um sich für das „Vorhaben Energiewende“ gut aufzustellen, bildet das integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept, das im Landkreis Schwäbisch Hall im Jahr 2016 verabschiedet wurde.

„Klimaschutz erfordert Teamwork“, verdeutlicht Landrat Gerhard Bauer. „Mit dem integrierten Klimaschutzkonzept haben wir es uns daher zum erklärten Ziel gemacht, möglichst viele Akteure für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen unserer Umwelt zu begeistern.“
Dem zugrunde liegt ein umfangreicher Maßnahmenkatalog, der von der Klimaschutzmanagerin Caroline Schöner in Zusammenarbeit mit dem „energieZENTRUM“, der Energieagentur des Landkreises koordiniert und weiter vorangebracht wird.

„In diesem Jahr wird das Energie- und Klimaschutzkonzept dann Stück für Stück durch eine Online-Plattform zum Klimaschutz ersetzt“, berichtet Landrat Gerhard Bauer. Mit der Plattform können künftig CO2-Bilanzen erstellt, Absenk-Szenarien modelliert und Maßnahmenpläne erarbeitet werden. Anders als bei einem statischen Konzept in Papierform kann so viel schneller auf die sich veränderten klimapolitischen Rahmenbedingungen reagiert werden. „Wir sind einer der ersten Landkreise in Deutschland, die ein solches Tool nutzen werden. Hierauf können wir stolz sein.“

Von April 2015 bis März 2016 wurde in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro „infas enermetric Consulting“ ein integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept erarbeitet. Das oberste Ziel dieses Konzeptes sind die nachhaltige Reduzierung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen im Landkreis Schwäbisch Hall. Um dies zu erreichen, wurde unter Einbezug von lokalen Fachakteuren und interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein umfangreicher Maßnahmenkatalog entwickelt, welcher die Klimaschutzaktivitäten des Landkreises bündelt. Die Erstellung dieses Energie- und Klimaschutzkonzepts wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert.

Dem integrierten Klimaschutzkonzept von 2016 folgend, sollen bis 2050 alle CO2-Emissionen um 85 Prozent reduziert werden (40 Prozent bis 2030). Der Endenergiebedarf, der innerhalb des Kreises benötigt wird, wird bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent reduziert (15 Prozent bis 2030). Mit dem Beitritt zum Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg hat sich der Landkreis außerdem vorgenommen, die Kreisverwaltung bis 2040 weitgehend klimaneutral zu organisieren. Damit unterstützt der Landkreis das globale 1,5 Grad-Ziel zur Minimierung der Auswirkungen des Klimawandels.

2017 wurde mit Frau Caroline Schöner eine Klimaschutzmanagerin im Landratsamt Schwäbisch Hall angestellt. Sie ist zentrale Ansprechpartnerin für die Verwaltung, Bürgerschaft, Unternehmen, Vereine und Verbände in allen Fragen des Klimaschutzes.

Das energieZENTRUM ist die Energieagentur des Landkreises Schwäbisch Hall. Sie ist seit dem Jahr 2003 tätig und organisatorisch der Wirtschaftsförderungsgesellschaft zugeordnet. Das energieZENTRUM hat zahlreiche neutrale Beratungsangebote sowie Informations- und Schulungsangebote geschaffen, die sich an private Haushalte, Kommunen, gewerbliche Unternehmen und die Landwirtschaft richten. Ziel des energieZENTRUMs ist es, den Anteil umweltschonender Energie und den Einsatz energieeffizienter Technologien im Landkreis weiter zu erhöhen.

Im Projekt „Kommunale Klimascouts“, das sich aus den Maßnahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes ergibt, werden die Azubis des Landratsamtes dafür sensibilisiert, wie sie Stromfresser identifizieren und den Verwaltungsalltag möglichst energieeffizient gestalten können.
Im Projekt „Kommunale Klimascouts“, das sich aus den Maßnahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes ergibt, werden die Azubis des Landratsamtes dafür sensibilisiert, wie sie Stromfresser identifizieren und den Verwaltungsalltag möglichst energieeffizient gestalten können.
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Nochmals neuen Schwung erhielt die Energiewende im Landkreis Schwäbisch Hall mit der Verabschiedung der gemeinsamen Klimastrategie 2022, bestehend aus einer Koordinierungsstelle und einem darauf aufbauenden Energiemanagement für alle interessierten Kommunen. 24 der 30 Kommunen im Kreis werden sich Stand heute bereits beteiligen. „Die Federführung liegt hier bei unserer kreiseigenen Energieagentur, dem energieZENTRUM“, erläutert Landrat Gerhard Bauer. „So können die Städte und Gemeinden vom breitem Know-how und den vielen Kontakten unserer Energieagentur profitieren. Zeitliche und personelle Kapazitäten werden in den Kommunen eingespart.“

Darüber hinaus wird im Landkreis Schwäbisch Hall ein Klimaschutzbeirat gebildet.

Im energieZENTRUM Wolpertshausen erhalten alle Bürgerinnen und Bürger unabhängige und neutrale Beratung rund um die Themen Energie, Energiesparen, Förderprogramme und Klimaschutz. Dies geschieht beispielsweise über individuelle Beratungsgespräche oder beim persönlichen Energie-Check in den eigenen vier Wänden. Aber auch über Events, Besuche in Schulklassen, bei Fortbildungen sowie über den Youtube-Kanal, indem typischen Fragestellungen und auch Vorurteilen auf den Zahn gefühlt wird.

 

Als eine von acht Modellkommunen im Projekt „Flux-Licon“ ausgewählt

Dass der Landkreis in Sachen Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnimmt, zeigt auch das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt

Projekt Flux-Licon, bei dem der Landkreis jüngst als eine von nur acht Modellkommunen ausgewählt wurde.
Ziel des Vorhabens ist es, ein intelligentes und flexibles System zum Einsatz von sogenannten „Second-Life-Batterien“ in der kommunalen Ladeinfrastruktur zu entwickeln. „Dafür wird ausrangierten Batterien aus Elektrofahrzeugen ein zweites Leben als lokaler Energiespeicher eingehaucht“, zeigt Landrat Gerhard Bauer auf. „Das Stromnetz wird dadurch künftig deutlich flexibler, denn der produzierte Solar- oder Windstrom könnte für eine spätere Einspeisung gespeichert werden.“

Außerdem können mittels „Peak-Shaving“ die Lastspitzen, auch „Peaks“ genannt, in Zeiten eines besonders hohen Stromverbrauchs über den Speicher ausgeglichen werden.

„Aktuell befindet sich das Forschungsprojekt in der zweiten Phase des Auswahlprozesses“, sagt der Landrat. Im Frühjahr dieses Jahres entscheidet sich dann, ob auch im Landkreis Schwäbisch Hall einer der neuartigen Energiespeicher aufgestellt wird.

Info

Das energieZENTRUM mit Sitz in Wolpertshausen ist die regionale Energieagentur des Landkreises Schwäbisch Hall.
energieZENTRUM – Die Energieagentur des Landkreises Schwäbisch Hall
Kuno-Haberkern-Straße 7/1
74549 Wolpertshausen
Telefon: 07904 945 99-10
E-Mail: info@energie-zentrum.com

Der Landkreis Schwäbisch Hall gehört zur Region Heilbronn-Franken im Regierungsbezirk Stuttgart. Der Landkreis umfasst eine Fläche von 1.486 km². Insgesamt leben im Kreisgebiet derzeit rund 200.000 Menschen in den 30 zugehörigen Städten und Gemeinden. Mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 127 Einwohnern pro km² ist der Landkreis Schwäbisch Hall dem ländlichen Raum zuzuordnen.

Weitere Informationen gibt es im Netz unter www.LRASHA.de sowie auf Instagram @landkreis_sha

Julia Weise arbeitet im Stab Landrat und Kommunalaufsicht des Landratsamts Schwäbisch Hall
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