European Energy Award

Sieben Landkreise erhalten Auszeichnung

Umweltministerin Thekla Walker hat am 17. Mai 2023 auf dem kommunalen Klimakongress Baden-Württemberg 41 Kommunen aus dem Südwesten mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Darunter waren auch sieben Landkreise. Die beiden Landkreise Karlsruhe und Rottweil können sich in diesem Jahr sogar über den European Energy Award Gold freuen.
Claire Mouchard · Karlsruhe · 18. Mai 2023
Der Landkreis Rottweil ist einer von zwei Landkreisen, die in diesem Jahr den European Energy Award Gold erhalten haben (von links: Gudrun Heute-Bluhm (eea-Präsidentin), erster Landesbeamter Hermann Kopp, Umweltministerin Thekla Walker).
Der Landkreis Rottweil ist einer von zwei Landkreisen, die in diesem Jahr den European Energy Award Gold erhalten haben (von links: Gudrun Heute-Bluhm (eea-Präsidentin), erster Landesbeamter Hermann Kopp, Umweltministerin Thekla Walker).
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Mithilfe des European Energy Award können Landkreise ihre Klimaschutzmaßnahmen erfassen, bewerten und regelmäßig überprüfen. Das zahlt sich aus, da sich damit alle Potenziale systematisch ausschöpfen lassen. Akkreditierte eea-Beraterinnen und -Berater analysieren insgesamt 57 Einzelmaßnahmen in sechs Handlungsfeldern und zeigen die Optimierungsmöglichkeiten auf. Im Südwesten stammen sie oft aus den regionalen Energieagenturen.

Mittlerweile nehmen in Baden-Württemberg 28 Landkreise am eea teil (Stand: Mai 2023). Die Zertifizierung findet alle vier Jahre statt. Erreicht ein Landkreis 50 Prozent der möglichen Punkte, bekommt er den European Energy Award verliehen, bei 75 Prozent ist es der eea Gold. Die Kriterien werden regelmäßig verschärft. Das zwingt die Teilnehmer, sich ständig zu verbessern, um den erreichten Status beizubehalten.

 

Gold für Landkreis Karlsruhe

Beispiel Landkreis Karlsruhe: Mit seinen rund 450.000 Menschen ist er ein Vorreiter im Klimaschutz. Besonders hervorzuheben ist das flächendeckend ausgebaute ÖPNV-Netz. Bei der Wärmeversorgung der Kreisliegenschaften stieg der Anteil erneuerbarer Energien auf über 60 Prozent. Dazu beigetragen haben die Nahwärmeprojekte des beruflichen Bildungszentrums Ettlingen, des gewerblichen Bildungszentrums Bruchsal, der Käthe-Kollwitz-Schule Bruchsal und der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee.

Bereits 2014 wurde der Landkreis Karlsruhe mit dem European Energy Award Gold zertifiziert. Seitdem hat er im Klimaschutz weitere Fortschritte erzielt und sein Ergebnis auf mittlerweile rund 84 Prozent gesteigert. Damit liegt dieser Landkreis auf Platz eins im landesweiten Ranking. „Der European Energy Award ist seit 2014 ein wichtiger Teil des Qualitätsmanagements für unser Klimaschutzkonzept und dessen systematische Umsetzung. Die Auszeichnung belegt, dass wir kontinuierlich an der klima- und energiepolitischen Zukunft der Region arbeiten“, sagt Dr. Christoph Schnaudigel, Landrat des Landkreises Karlsruhe.

 

Landkreis Rottweil ebenfalls mit dem eea Gold prämiert

Der Landkreis Rottweil mit seinen 140.000 Einwohnenden setzt auf ein strukturiertes Energie- und Klimamanagement – nicht erst seit der Energiekrise. Bereits 2014 wurde er im Rahmen des eea mit einem Ergebnis von 59 Prozent zertifiziert. Das Engagement des Landkreises Rottweil führte nun erstmalig zur Auszeichnung in Gold. „Der Klimaschutz steht bei uns schon seit 2001 auf der Agenda. Wo immer wir direkt Einfluss nehmen können, unternehmen wir alle Anstrengungen, dies auch zu tun. Der Landkreis Rottweil verfügt bereits seit zehn Jahren über ein integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept sowie ein energiepolitisches Leitbild“, sagt Dr. Wolf Rüdiger Michel, Landrat des Landkreises Rottweil.

Seit 2001 baut das Landratsamt seine Klimaschutzaktivitäten von Jahr zu Jahr aus. Beispiele sind die Gründung der Energieagentur, die Erstellung von Klimabilanzen und die Einstellung eines Klimaschutzmanagers. Die Kreisverwaltung, das kreiseigene Energieteam und die Energieagentur setzen zahlreiche Aktivitäten rund um Energie und Klimaschutz um. Dazu zählen der Ausbau von Photovoltaik auf kreiseigenen Liegenschaften und eine ständige Verbesserung des Radwegenetzes im Kreis.

 

Alb-Donau-Kreis erhält den European Energy Award

Im Alb-Donau-Kreis leben 200.000 Menschen. Der Landkreis beteiligt sich seit 2011 am eea. Er verabschiedete 2021 eine Nachhaltigkeitsstrategie und legte 2022 fest, wie die Treibhausgasneutralität bis 2040 erreicht werden soll. Ein Fokus der Kreispolitik liegt dabei auf dem massiven Ausbau des ÖPNV: Unter anderem wird im Alb-Donau-Kreis eines von fünf Modellprojekten im Land zu flexiblen Bedienformen durchgeführt. Weitere Schwerpunkte sind der Ausbau der Radwege, die Neuausrichtung der Abfallentsorgung und ein Bioökonomiekonzept. Eine Wasserstoffkonzeption für den Landkreis soll diese Technologie in die Fläche bringen.

„Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen mehr denn je, wie wichtig das Gelingen der Energiewende und das Schaffen nachhaltiger Mobilitätsangebote sind. Als Landkreis leisten wir unseren Beitrag unter anderem durch einen massiven Ausbau des ÖPNV und der erneuerbaren Energien“, erklärt Heiner Scheffold, Landrat des Alb-Donau-Kreises

 

Klimateam bringt Breisgau-Hochschwarzwald den eea

Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit seinen 266.000 Einwohnerinnen und Einwohnern umfasst 50 Städte und Gemeinden. In 60 Prozent davon leben weniger als 5.000 Menschen. Ein Klimateam mit Fachkräften aus zwölf Bereichen bringt die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung gemeinsam voran. Der Landkreis hat außerdem eine Vollzeitstelle für die Photovoltaikberatung eingerichtet. „Der Landkreis ist bereits heute in vielfältiger Art und Weise vom Klimawandel betroffen. Der Verantwortung zum Klimaschutz sind wir uns sehr bewusst. Der großen und komplexen Aufgabe widmen wir uns mit der ganzen Vielfalt unserer Möglichkeiten“, so Dorothea Störr-Ritter, Landrätin des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald.

Jährlich verleiht der Landkreis gemeinsam mit dem Landkreis Emmendingen und der Stadt Freiburg das MobilSiegel an Unternehmen, die sich für eine nachhaltige betriebliche Mobilität einsetzen. Geplant ist, nahe der Müllverbrennungsanlage Wasserstoff zu produzieren. Er soll die Emissionen der Müllfahrzeuge reduzieren und auch an Dritte verkauft werden. Aktuell wird ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet und ein Pilotprojekt zur Tränkewassersicherung in der Höhenlandwirtschaft.

 

Landkreis Calw: Nachhaltig mobil im ländlichen Raum

Der Landkreis Calw umfasst rund 160.000 Einwohnerinnen und Einwohner in 25 Gemeinden. Bereits 2013 erstellte der Landkreis ein Energie- und Klimaschutzkonzept, auf dessen Basis er die Klimaschutzarbeit kontinuierlich ausbaut. Die regelmäßige Teilnahme am „Leitstern Energieeffizienz“, die Durchführung eines ersten „KLIMAfit-Konvois“ als Pilotprojekt des Landes oder die Veranstaltung eines jährlichen Klimakongresses zeigen, dass der Klimaschutz weit oben auf der Agenda steht.

Die nachhaltige Mobilität fördert der Landkreis durch die Reaktivierung der ehemaligen Schwarzwaldbahn mit der batterieelektrischen Hermann-Hesse-Bahn. Sie bindet den ländlichen Raum künftig nachhaltig mobil an die Metropolregion Stuttgart an. Den Ausbau der erneuerbaren Energien treiben eine Projektgruppe und Dach-Photovoltaik-Kampagnen voran. „Der Landkreis Calw engagiert sich bereits seit vielen Jahren erfolgreich für den Klimaschutz. Mit unserem Engagement übernehmen wir Verantwortung für den Erhalt einer lebenswerten Welt und zeigen, dass sich Klimaschutzbemühungen neben ökologischen Benefits auch wirtschaftlich lohnen“, sagt Helmut Riegger, Landrat des Landkreises Calw.

 

Konstanz punktet mit Kreislaufwirtschaft

Der Landkreis Konstanz mit seinen 266.000 Menschen nimmt seit 2020 am European Energy Award teil und konnte bereits beim ersten Anlauf ein Ergebnis von 57 Prozent erreichen. Seit seiner Gründung hat das neue Amt für Klimaschutz und Kreisentwicklung nicht nur das externe eea-Audit durchgeführt, sondern auch das Klimaschutzkonzept finalisiert, die CO2-Bilanz der Kreisverwaltung aufgestellt und zahlreiche Veranstaltungen und Projekte angestoßen und umgesetzt.

Insbesondere in der Kreislaufwirtschaft punktete der Landkreis Konstanz durch die gute Arbeit der Abfallwirtschaftsbetriebe. Der nun gestartete Neubau des Berufsschulzentrums Konstanz hat Vorbildcharakter. Weitere Erfolge im Mobilitätsbereich erreichte der Landkreis durch die Überarbeitung des Nahverkehrsplans sowie die Arbeit der Radverkehrskoordinatorin. „Klimaschutz ist für den Landkreis Konstanz Zukunftsschutz. Wir setzen dafür insbesondere auf beschleunigte Verfahren für die regionale Energiewende, auf die eigene Vorbildfunktion als klimaneutrale Verwaltung sowie die Motivation, Kooperation und Zusammenarbeit aller Akteure vor Ort“, so Zeno Danner, Landrat des Landkreises Konstanz.

 

Kreis Ludwigsburg strebt klimaneutrale Verwaltung bis 2035 an

Im Kreis Ludwigsburg leben auf einer Fläche von rund 700 Quadratkilometern in 39 Kommunen mehr als eine halbe Million Menschen. Im Jahr 2023 wurde er erstmals mit dem European Energy Award ausgezeichnet. „Wer, wenn nicht wir Kommunen – Städte, Gemeinden und Landkreise – können Klimaschutz ganz konkret vorantreiben? Deshalb nehmen wir als Kreis Ludwigsburg die Vorbildrolle der öffentlichen Hand an und arbeiten dafür, auch in Zukunft eine lebenswerte Region zu erhalten. Klimaschutz ist unser Auftrag“, erklärt Landrat Dietmar Allgaier.

Im Kreis und seinen Kommunen hat der Klimaschutz schon lange einen hohen Stellenwert. Ein großer Erfolg war die Einrichtung einer starken regionalen Energieagentur. Bereits 2013 erstellte der Landkreis Ludwigsburg ein Klimaschutzkonzept unter Einbindung von Kommunen und der Bevölkerung. Auch im Verkehrsbereich stellt sich der Kreis Ludwigsburg den Herausforderungen. Neben einem gut ausgebauten ÖPNV-Netz betreibt er aktiv Radverkehrsförderung und erstellt derzeit einen Klimamobilitätsplan. Mit einem 2022 gestarteten Prozess ist das Landratsamt nun auch selbst auf dem Weg zur klimaneutralen Verwaltung bis 2035.

Landesförderung für eea-Kommunen

Die Teilnahme am European Energy Award wird durch das Programm Klimaschutz-Plus des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg finanziell gefördert. Die Landesenergieagentur KEA-BW berät interessierte Kommunen und nimmt ihre Anträge entgegen.

Mehr Informationen zu den ausgezeichneten Kommunen und dem European Energy Award gibt es unter www.kea-bw.de/eea-preistraeger-2023.

Claire Mouchard leitet in der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) die Geschäftsstelle Baden-Württemberg des eea
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