In der Mensa auf dem Campus der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd fiel heute (27.10.2023) der Startschuss für den Bau der Creative Hall Assisted Living, kurz CHAL.
Dahinter verbirgt sich ein Kreativ-, Lern- und Lehrort, an welchem neue Ideen für die Verbesserung der Lebensqualität im Alter entwickelt und erprobt werden können. Außerdem entsteht ein Studierendenhaus, das in der CHAL integriert wird. Das Projekt wird gefördert über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und bezuschusst vom Ostalbkreis und der Stadt Schwäbisch Gmünd.
Landrat Dr. Joachim Bläse begrüßte die Gäste zugleich in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Infrastrukturgesellschaft des Ostalbkreises mbH (IGO), die als Bauherrin auftritt. "Ich freue mich, dass wir unsere gemeinsamen Pläne für die Kreativwerkstatt für digital unterstütztes Leben im Alter, so die deutsche Übersetzung, nun realisieren können. Unsere IGO nimmt insgesamt 7,5 Mio. Euro in die Hand mit dem Ziel, einen Raum zu schaffen, wo innovative Ideen im Kontext der alternden Gesellschaft, der Digitalisierung und KI entwickelt werden können. Bereits im Jahr 2019 haben wir für unser innovatives Projekt über das Wirtschaftsministerium des Landes eine Förderzusage von 750.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung - EFRE - erhalten. Der Ostalbkreis und die Stadt Schwäbisch Gmünd bezuschussen die Maßnahme mit jeweils 600.000 Euro." Mit der CHAL werde ein weiterer Baustein der Offensive des Landkreises „Fit für die Zukunft" umgesetzt, mit der zukunftsgerichtete Transformations- und Innovationsstrukturen im und für den Standort Ostalbkreis geschaffen werden, so Bläse weiter.
IGO-Geschäftsführer und Finanzdezernent Karl Kurz erläuterte, die Planungen seien im Rahmen eines Vergabeverfahrens an eine Planungsgemeinschaft, bestehend aus Gunst Architektur Schwäbisch Gmünd, dem Planungsbüro für Elektrotechnik Reinhold Geiger Westhausen, dem Planungsbüro für HLS Ingenieurbüro Fuchs Waldstetten und der Ibk-statikteam gmbh Tragwerksplanung Aalen, vergeben worden.
Geplant sei ein 3-geschossiges Gebäude als Holzkonstruktion in der Gebäudeklasse 3 mit einer Teil-Unterkellerung. Das zweite Obergeschoss werde als sogenanntes Staffelgeschoss ausgeführt. Das Gebäude werde barrierefrei erschlossen und erhalte zwei bauliche Rettungswege. Der Neubau sei autark funktionstüchtig und bekomme eine Wärmeversorgung mittels einer Wärmepumpe. Damit die ganzheitliche Optimierung des Gebäudes und der Außenanlagen sichergestellt werden könne, werde für das Gebäude eine Zertifizierung nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen - BNB - in Silber erstellt, so Kurz. Mit einer Fertigstellung rechnet die IGO bis Ende September nächsten Jahres.
"Hochschule und Forschung sind die beiden Dinge, die am Standort der Creative Hall Assisted Living in idealer Weise vereint werden und in diesem Fall Produkte ergeben sollen, die mit digitalen Helferlein unser selbstbestimmtes Leben im Alter erleichtern sollen", sagte der Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold. "Die Stadt Schwäbisch Gmünd freut sich, dass der Studiengang Pflegewissenschaften sich hier mit der Zukunft im Alter auseinandersetzt. Gleichzeitig erhalten im gleichen Gebäude die Studierenden endlich eine Bleibe für ihre Vertretung."
Rektorin Prof. Dr. Claudia Vorst freute sich über den Start des Bauprojekts und bedankte sich im Namen der PH Schwäbisch Gmünd: "Herrn Dr. Joachim Bläse als Initiator und Treiber des Vorhabens gilt unser großer Dank. Er beantragte, seinerzeit noch als Erster Bürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd, erfolgreich die EU-Mittel für die Creative Hall Assisted Living und warb dann als Landrat unermüdlich auf allen politischen Ebenen für deren Verwirklichung. Wir freuen uns, dass in diesem Haus neben dem inspirierenden Kooperationsprojekt der drei Hochschulen im Ostalbkreis unter Federführung der PH auch unser lang ersehntes Studierendenhaus seine Heimat findet – mit den so dringend benötigten Lernateliers, einem Café, aber auch einem interkonfessionellen Raum der Stille, einem Eltern-Kind-Raum und viel Platz für studentische Aktivitäten außerhalb der Vorlesungen."
Dr. Veronika Anselmann, kommissarische Direktorin des Instituts für Pflegewissenschaft an der PH Schwäbisch Gmünd und Juniorprofessorin für Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Pflegepädagogik, gab einen Ausblick darauf, wie die CHAL mit Leben gefüllt wird:
"Je kürzer Menschen im Krankenhaus verweilen und dann möglicherweise mit Mehrfacherkrankungen nach Hause entlassen werden, desto komplexer wird ihre Versorgung im häuslichen Umfeld. Die PH Schwäbisch Gmünd bildet hierfür im Studiengang Pflegewissenschaft hochkompetente Expertinnen und Experten aus. Doch das häusliche Umfeld selbst und die Ansprüche an ein langes selbstbestimmtes Leben zuhause führen zu weiteren Herausforderungen. Zunehmend interessant werden in diesem Zusammenhang digitale Assistenzsysteme verschiedenster Art. Sie helfen dabei, ein selbstbestimmtes Leben trotz Unterstützungsbedarf zu Hause zu führen. Unter dem neuen Oberbegriff ´Active Assisted Living´ werden die Dimensionen Pflege und Gesundheit, Komfort, Sicherheit und soziale Teilhabe zusammengefasst. Das Institut für Pflegewissenschaft untersucht u.a., wie Pflegekräfte ausgebildet werden können, um digital und technisch kompetent Innovationen in diesem Bereich in ihrem Pflegealltag einzusetzen. Weitere Projekte zur künstlichen Intelligenz suchen, neue pflegewissenschaftliche Erkenntnisse für Pflegekräfte nutzbar zu machen. Ebenfalls wird erforscht, wie KI Menschen mit verschiedenen Erstsprachen einen Zugang verschaffen kann.
Die Creative Hall Assisted Living soll ein Ort der Innovation sein, an dem neue Ideen zur Pflegewissenschaft und Gesundheitswirtschaft hochschulübergreifend, interdisziplinär und mit regionalen und internationalen Akteuren und Experten aus der Region entwickelt werden."