Digitale Anlaufstelle für gesundheitsbezogene und soziale Angebote des Landkreises geplant / Stärkung der Gesundheitskompetenz im Fokus
Eine zukunftsfeste, integrierte sowie einwohnernahe Gesundheitsversorgung für den Landkreis – das war das Ziel des von der Kommunalen Gesundheitskonferenz initiierten Netzwerkprojekts zur Primärversorgung mit dem Titel „Gesund im Landkreis Lörrach - zukunftsfest versorgt“. Zum 31. Mai 2024 endete der knapp zweijährige Förderzeitraum des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration mit einer Fördersumme von knapp 200.000€.
Gefordert sind innovative Lösungen angesichts der herausfordernden Versorgungslage: 26 Hausarztsitze sind aktuell im Landkreis unbesetzt, insbesondere in ländlichen Regionen ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung deutlich erschwert.
„Dieser Zustand ist alarmierend“, fasst Isabell Dörflinger, Leiterin des Netzwerkprojekts, die Lage zusammen. Klar sei jedoch laut Dörflinger auch, dass sich weder der vorherrschende medizinische Fachkräftemangel, die Zunahme chronischer Erkrankungen, noch politische Herausforderungen aufgrund ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit unmittelbar lösen ließen. Vielmehr müsse man die bereits knappen Ressourcen bestmöglich nutzen und allen Bürgerinnen und Bürgern niederschwellig zugänglich machen. Im Fokus stehe hierbei die Stärkung der Gesundheitskompetenz, also die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Bundesweit ist diese Gesundheitskompetenz bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung lediglich gering ausgeprägt: „Wann wird medizinische Hilfe wirklich benötigt?“, „Wann bin ich ein medizinischer Notfall?“, „Wo finde ich die richtigen Gesundheits- und Sozialinformationen?“ – viele Menschen sind im Umgang mit Fragen rund um ihre Gesundheit zunehmend verunsichert. In der Folge werden die Kapazitäten der medizinischen Versorgung durch „Bagatellerkrankungen“ in Notaufnahmen oder in Hausarztpraxen zusätzlich belastet.
Aus diesem Grund wurde ein Konzept für einen „Gesundheits- und Sozialkompass Landkreis Lörrach“ entwickelt. Dieser soll die bestehenden medizinischen und sozialen Angebote im Landkreis bündeln und die Nutzerinnen und Nutzer zu verlässlichen und verständlichen Gesundheitsinformationen im Netz lotsen. In mehreren Workshops sowie einer Bürgerbefragung in Zusammenarbeit mit der DHBW Lörrach wurden die Anforderungen und Inhalte erarbeitet. So soll es unter anderem eine umfangreiche Suchfunktion zu Gesundheits- und Sozialangeboten, eine Arzt- und Apothekensuche, eine Stellenbörse im Gesundheitswesen, vertiefende Gesundheitsinformationen mit Suchfunktion (u.a. zu Krankheiten), aber auch eine Einbindung ergänzender digitaler Lösungen (bspw. Telemedizintools) geben. 85% der befragten Bürgerschaft gaben zudem an, dass sie einen "Digitalen Gesundheitskompass" nutzen würden.
Entwickelt hat der Landkreis das Konzept gemeinsam mit dem Steuerungskreis, in dem die Städte Rheinfelden und Schopfheim, die Kliniken des Landkreises Lörrachs, die Duale Hochschule Baden-Württemberg (Standort Lörrach), die Ärzteschaft und Krankenkassen und die OptiMedis AG vertreten sind. Der Gesundheits- und Sozialkompass richtet sich an alle Altersgruppen und Sozialschichten und soll gezielt beworben werden. Darüber hinaus soll die Digitalkompetenz für die Nutzung der digitalen Angebote durch Zusammenarbeit mit der Kommunalen Pflegekonferenz (KPK) weiter gestärkt werden.
„Ein großer Dank geht an die Projektmitglieder, die über die gesamte Projektzeit sehr gewinnbringend und engagiert mitgearbeitet haben und ohne die wir jetzt nicht an diesem Punkt stehen würden“, schildert Isabell Dörflinger. Auch weiterhin werde man bei der Umsetzung auf die Unterstützung der regionalen Gesundheitsakteurinnen und -akteure angewiesen sein, sowohl bei der inhaltlichen Ausgestaltung als auch bei der Bewerbung des Angebots.
„Mit dem Gesundheits- und Sozialkompass leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der medizinischen Versorgung im Landkreis. Die Umsetzung des Vorhabens sehe ich als einen Baustein innerhalb dieses herausfordernden Themenfeldes“, so Landrätin Marion Dammann.
Die im Förderprojekt entstandenen Ergebnisse sollen nun im „Digitalen Gesundheits- und Sozialkompass“ umgesetzt werden. Unterstützung kommt dabei von der Fritz-Berger-Stiftung, die eine Förderung für den „Digitalen Gesundheits- und Sozialkompass Landkreis Lörrach“ bis Ende 2027 zugesagt hat. Auch die AOK Hochrhein-Bodensee unterstützt das Vorhaben mit einem Betrag in Höhe von 10.000 Euro und setzt damit ein wichtiges Signal.
Die nächsten Schritte sind nun die Ausschreibung zur technischen Umsetzung durch IT-Dienstleister und die personelle Besetzung. Ab 2025 soll der „Digitale Gesundheits- und Sozialkompass“ dann kostenlos nutzbar sein. Anschließend sollen die Funktionen nach den Bedarfen der Nutzer ausgebaut und regelmäßig evaluiert werden.
Informationen zu weiteren Entwicklungen gibt es unter www.loerrach-landkreis.de/FoerderprojektPrimaerversorgung.