Pegelmessnetz für den Rems-Murr-Kreis: Kommunen können jetzt loslegen

Interkommunales Projekt mit digitalem Monitoring, mehr Pegeln in den Gewässern und automatischer Alarmierung

Rems-Murr-Kreis · 22. August 2024
Das Hochwasserrückhaltebecken Glasofenbach in Rudersberg am 1. Juni 2024. Links ist ein gelb-schwarzer Lattenpegel zu sehen, rechts ein moderner Pegel.
Das Hochwasserrückhaltebecken Glasofenbach in Rudersberg am 1. Juni 2024. Links ist ein gelb-schwarzer Lattenpegel zu sehen, rechts ein moderner Pegel.
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Die Hochwasser- und Starkregenereignisse im Juni 2024 haben gezeigt, wie wichtig eine gute Krisenprävention ist. Beim Szenario Hochwasser bedeutet das: Städte, Gemeinden und der Landkreis brauchen einen Überblick über die Wasserstände in Echtzeit. Das gilt nicht nur für die Flüsse Rems und Murr, sondern auch für die Nebengewässer. Automatisierte Alarmierungen bei Überschreiten eines bestimmten Pegelstands sorgen dafür, dass die Rathäuser die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig warnen können und dass auch die Feuerwehren sich früher wappnen können. Schon eine halbe Stunde mehr Vorlauf kann im Ernstfall den Schaden deutlich minimieren.

Das Landratsamt hat daher im Rahmen eines landesweiten Pilotprojekts bereits Ende 2022 ein Ingenieurbüro damit beauftragt, geeignete Pegelstandorte auch an kleineren Flüssen und Bächen zu ermitteln. In enger Abstimmung mit den am Städten und Gemeinden im Rems-Murr-Kreis haben sich 80 neue Standorte ergeben. Zusammen mit 54 bereits bestehenden kommunalen Pegeln sollen diese insgesamt 134 Standorte nun mit einem digitalen Sender ausgestattet werden, so dass auch Nachbarkommunen und das Landratsamt jederzeit alle Pegelstände über das behördeninterne Flutinformations- und Warnsystems FLIWAS im Blick behalten können.

Heutzutage können Pegel ihre Werte automatisch und digital übermitteln – auch das soll zu einer besseren Lage-Einschätzung beitragen. In vielen Kommunen müssen bisher gelb-schwarze Lattenpegel vom Bauhof oder von Feuerwehrleuten abgelesen und die Pegelstände per Telefon oder Funk weitergegeben werden.  Die Starkregen- und Hochwasser-Ereignisse am ersten Juni-Wochenende haben gezeigt, wie wichtig hier eine Modernisierung ist, die durch das Pegelmessnetz kommen wird.

Bei einer vom Landratsamt Ende Juli organisierten Ausstellung konnten sich die Kommunen über die unterschiedlichen Pegelsysteme informieren. Alle am Projekt beteiligten Städte und Gemeinden können nun Pegel an den ausgewählten Standorten beschaffen und damit das erste kreisweite Pegelmessnetz in ganz Baden-Württemberg errichten.

„Krisenmanagement ist eine Daueraufgabe, die wir mit höchster Priorität angehen – mit den aktuellen Erfahrungen im Kopf gilt das umso mehr. Der Starkregen und das Hochwasser Anfang Juni haben gezeigt, dass wir gemeinsam anpacken müssen: Landkreis, Kommunen und Blaulichtorganisationen. Dafür steht auch unser interkommunales Projekt Pegelmessnetz, das wir 2022 gestartet haben und das nun gemeinsam mit den Städten und Gemeinden in die konkrete Umsetzung übergehen kann“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel.

Die geeigneten Orte für moderne Pegel sind bekannt, nun können die Städte und Gemeinden die neuen Pegel beschaffen. Diese Investitionen lohnen sich aus Sicht des Landratsamts, schließlich übersteigen die möglichen Schäden bei weitem die Kosten für die Ausstattung mit Pegeln. Ein dichtes Netz an Pegeln an geeigneten Stellen sorgt zudem dafür, dass auch Nachbargemeinden flussabwärts früher über mögliche Ereignisse informiert werden.

Weitere Meilensteine im Katastrophenschutz:

Neben den neuen Stabsräumen am Hauptstandort am Alten Postplatz in Waiblingen, startet diesen Herbst der Baubeginn für die neue Integrierte Leitstelle der DRK-Rettungswache und der DRK-Kreisgeschäftsstelle. Im geplanten Neubau gegenüber der Rundsporthalle in Waiblingen werden auch neue Räumlichkeiten für die Arbeit des Führungsstabs (Blaulichtorganisationen) geschaffen, welcher im Krisenfall gemeinsam mit dem Verwaltungsstab des Landkreises arbeitet. Dabei investiert der Landkreis (zu 45 Prozent) und die Krankenkassen (zu 55 Prozent) in modernste Technik und in eine Optimierung der Arbeitsbedingungen und Abläufe. Damit wird künftig die bestmögliche rettungsdienstliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis gewährleistet. Das DRK Rems-Murr engagiert sich ebenfalls mit Präventionsarbeit rund um den Bevölkerungsschutz und bietet derzeit kostenlose Kurse für interessierte Bürgerinnen und Bürger zur allgemeinen Vorbeugung und Reaktion in Notlagen wie beispielsweise bei Stromausfällen, nach Unwettern, bei Hochwasserereignissen oder Pandemien an.

Im Jahr 2022 hat der Landkreis deswegen einen neuen Gerätewagen Atemschutz und Strahlenschutz angeschafft, der die Feuerwehren im Kreis mit Atemschutzgeräten bei größeren Brand- und Gefahrguteinsätzen ausrüstet.

Neben der Handlungsfähigkeit im Ernstfall spielen auch geeignete Warnmittel eine wichtige Rolle. Ziel ist es daher gemeinsam mit den Städten und Gemeinden ein flächendeckendes Sirenennetz aufzubauen. Dafür hat die Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz im Herbst 2021 ein Schallgutachten flächendeckend für den Landkreis erstellen lassen -  mit Standortempfehlungen für Sirenen. Im Rems-Murr-Kreis wurden die ersten Sirenen des neuen Sirenennetzes Mitte 2023 in Burgstetten aufgebaut und ergänzen zukünftig das Warnsystem des Bundes.