Der Landkreis zeigt noch bis Ende April ein vielteiliges „Mosaik der Identitäten“ – mit 63 Exponaten aus seinen 21 Städten und Gemeinden.
Jedes einzelne dieser Ausstellungsstücke besitzt aus jeweils ortsspezifischer Sicht Identifikationswert. Und damit wäre auch die Frage nach der Kreis-Identität beantwortet: Kollektive Identitäten sind Konstrukte. Unter Gruppenidentität ist die Schnittmenge von Einzelidentitäten zu verstehen, die einem kontinuierlichen Wandlungsprozess unterliegt.
Und folglich ist das Spektrum der Ausstellung so breit gefächert wie das Kultur-Konglomerat im Landkreis Rottweil. Die Bandbreite der Exponate reicht von geschichtlichen Dokumenten über Brauchgegenstände und Kunstwerke bis hin zu Handwerks- und Industrieprodukten. Dabei decken die Exponate eine Zeitspanne von rund 1.800 Jahren ab – von der römischen Antike bis zum Jahr 2022.
Das Ausstellungsprojekt ist als Experiment angelegt, als intersubjektiver Versuch, das kollektive Gedächtnis der Kreiseinwohnerschaft nach konkreten Objektbeziehungen zu befragen. Und so bietet die Ausstellung ein „Pop-up-Heimatmuseum“ des Landkreises: ein Mixtum aus „Identitätsbausteinen“, das Aufschluss gibt über die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt des Kreises in Vergangenheit und Gegenwart.
Dabei ist das Ausstellungsprojekt in vielerlei Hinsicht ein Gemeinschaftswerk. Bernhard Rüth und sein Team aus dem Stabsbereich Archiv, Kultur, Tourismus im Rottweiler Landratsamt hatten auf der Suche nach identitätsprägenden Objekten mit ortskundigen Personen in den Städten und Gemeinden des Landkreises Verbindung aufgenommen. Im Dialog mit den jeweiligen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern vor Ort nahm die Ausstellungskonzeption nach und nach konkrete Gestalt an; sie war und ist also in manchen Facetten fremdbestimmt. „Für die Ausstellung wurden uns identitätsprägende Gegenstände von unschätzbarem ideellen Wert anvertraut“; mit diesen Worten richtete Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel seinen Dank an die Leihgeberinnen und Leihgeber. „Diese haben das Projekt erst möglich gemacht“ Und weiter: „Entstanden ist eine Ausstellung, die die ‚DNA‘ des Landkreises anschaulich darstellt und an die historische Vielfalt der Städte und Gemeinden erinnert, aus denen sich der ‚Dreiländerkreis‘ zusammensetzt.“
Was die „Identitätsscouts“ für die Ausstellung akquiriert haben, hat von der Beschaffenheit des Materials her diverse Probleme aufgeworfen, die es im Hinblick auf die Präsentation zu lösen galt – wer im Schloss Glatt die Ausstellung besucht, wird sich möglicherweise fragen, wie die Helferinnen und Helfer es geschafft haben, das eine oder andere Exponat durch das verwinkelte Treppenhaus hinauf zu transportieren. Der Anlass – 50 Jahre Kreisreform – war diese Mühen allemal wert.
Bernhard Rüth, über 33 Jahre lang Kreisarchivar im Landratsamt Rottweil und Kurator der Ausstellung, hat Anfang Dezember 2022 seinen Ruhestand angetreten. In seiner Einführungsrede zur Eröffnung äußerte er noch einen Wunsch zu seinem „Abschiedsprojekt“: „Mit diesem gemeinschaftlichen Engagement haben wir – wie ich meine – einen substanziellen Beitrag zur Identitätsbildung auf Kreisebene geleistet. Es bleibt zu hoffen, dass diese Jubiläumsausstellung in den kommenden Monaten beim Publikum die ihr gebührende Beachtung finden möge. Wenn die Konzeption bei den Besuchern und Besucherinnen Diskussionen auslösen würde, dann hätte sich dieses Experiment gelohnt!“
Die Sonderausstellung ist bis zum 30. April in den Räumen des Wasserschlosses zu besichtigen. Das Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt ist in der Wintersaison freitags bis sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet.