Verabschiedung von Vizepräsident Landrat Heinz Eininger

„Landrat mit Herzblut und mit ungeheurem Engagement!“

Anlässlich der feierlichen Verabschiedung des Vizepräsidenten des Landkreistags Baden-Württemberg und langjährigen Landrat des Landkreises Esslingen, Heinz Eininger, hielt der Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg, Landrat Joachim Walter, das folgende Grußwort und verlieh dem Vizepräsidenten Landrat Heinz Eininger die silberne Verdienstmedaille des Landkreistags Baden-Württemberg.
Joachim Walter · Landkreistag Baden-Württemberg · 13. September 2024
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Wie wird man eigentlich Landrat?

Das beantwortet 2015 Heinz Eininger an der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule zwei Schülern die ihn dort interviewen. „Das kann man überhaupt nicht planen. Man braucht eine gute Ausbildung.

Vorher Bürgermeister gewesen zu sein schadet nicht. Man braucht ein Interesse für Zusammenhänge zwischen Politik und Verwaltung“ lässt er uns wissen. Nach der Frage nach seinen Aufgaben und einer entsprechend umfangreichen Aufzählung wollen die beiden Schüler wissen, ob man als Landrat bei so vielen Aufgaben noch Freizeit hat. Prompt kommt folgende Antwort: „Man muss den Tag mit 24 Stunden ausnutzen und wenn das nicht reicht, dann nimmt man halt noch die Nacht dazu!“ Ob letztere Aussage bei den beiden jungen Leuten den unstillbaren Traum geweckt hat einmal Landrätin oder Landrat zu werden wissen wir nicht.

Lieber Heinz, du gestattest, dass ich heute beim vertrauten Du bleibe. In wenigen Tagen musst du die Frage beantworten: „Wie wird man Pensionär?“ Auch ein Zustand der 24 Stunden am Tag andauert; die Nacht braucht man aber eher selten noch dazu! Das hoffe ich zumindest für Dich! Und ganz so einfach ist eine solche Frage gar nicht zu beantworten, wenn man 24 Jahre lang Landrat des Landkreises Esslingen war. Landrat mit Herzblut und mit ungeheurem Engagement! Wir sind also alle auf deine Antwort gespannt.

Seit 2000 bist du Landrat des Landkreises Esslingen gewesen, den du immer als “Einwohnerriesen und Flächenzwerg“ bezeichnet hast.

Neben deinen großen Verdiensten um den Landkreis Esslingen, die ja von meinen Vorrednern schon ausführlich gewürdigt worden, bist du auch in unserem Landkreistag Baden-Württemberg ein hochengagiertes Mitglied bis heute gewesen.
Bereits 2005 kamst du ins Präsidium des Landkreistages Baden-Württemberg und bist gleichzeitig auch Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Kultur geworden.2013 dann bist du Vizepräsident geworden und kurz darauf ein Jahr später auch Vorsitzender des Kulturausschusses des Deutschen Landkreistages.

Von 2014 bis 2022 waren wir beide für den Landkreistag Baden-Württemberg Vertreter im Präsidium des Deutschen Landkreistages. Daneben warst du über viele Jahre Vorsitzender des Landrätesprengels Stuttgart, Mitglied in Ausschüssen, Stiftungsräten, unter anderem auch in der Denkmalstiftung und im Ausschuss für Eingliederungshilfe und Integration des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. Auch im Verbandsvorstand des Sparkassenverbandes durften wir dich als wortgewaltiges Mitglied erleben.

Was in dieser Aufzählung aber fehlt sind zwei Themen, die dir immer Herzensangelgenheiten waren: Finanzen und Krankenhäuser.

Bei letzterem warst du der Klassenprimus. Kaum irgendwo ist es gelungen Krankenhäuser so wirtschaftlich und effizient zu führen, wie im Landkreis Esslingen. Darauf warst du und darfst auch zurecht weiterhin stolz sein. Das darf allerdings nicht zum Trugschluss führen, dass dies die Regel sei. Nein: Es ist die absolute Ausnahme. Egal ob Landkreise in Baden-Württemberg ihre Krankenhauslandschaft bereits geordnet, das heißt Krankenhäuser geschlossen haben, oder ob es noch nicht vollständig gelungen ist: Die Defizite sind enorm und von den Kreishaushalten nicht mehr schulterbar. Und gerade deshalb sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Fraktionsvorsitzender Schwarz, haben wir den dringenden Appell an die Landesregierung und die beiden Regierungsfraktionen gerichtet mit einem Sofortprogramm im Jahr 2024 Krankenhäuser im Land vor der Insolvenz zu bewahren und damit auch eine wie wir meinen so existenziell wichtige Daseinsvorsorge wie die Krankenversorgung im Lande aufrecht zu erhalten.

Und das Zweite, dass waren die Finanzen! Viele der Pflichtaufgaben, die uns Landkreisen von Bund oder Land auferlegt werden, sind nicht ausfinanziert.

Oft wurde von der Politik auch kaum über die Ausführung der Aufgaben dabei nachgedacht. Immer mehr und immer häufiger musste aus kommunalem Geld nachgeschossen werden um die Aufgabenerledigung zu bewerkstelligen. Bei solchen Diskussionen hast du Heinz immer eingefordert, dass wir als Landkreise uns nicht finanziell ausbluten lassen dürfen.
Da wurde Heinz Eininger auch mal laut und es wurde emotional. Zurecht lieber Heinz. Die Situation ist in all den Jahren nicht besser, sondern immer schlechter geworden und so stehen wir Landkreise nun vor einem Absturz unserer Haushalte wie wir ihn bisher noch nicht erlebt haben. Ständig neue Pflichtaufgaben. Keine ausreichende Finanzierung. Das ist schlicht und ergreifend die Ursache für diesen schwierigen Zustand. Da wird uns deine mahnende Stimme in der Zukunft fehlen. Du warst immer ein umsichtiger und vorrausschauender Verbandspolitiker.

Die erst jüngst erfolgte Nachbesetzung des Amtes des Präsidenten des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, aber die auch erst am letzten Dienstag erfolgte Wahl von Achim Brötel zum Präsidenten des Deutschen Landkreistages sind mit dein Verdienst. Nicht unwesentlich hast du beides mit beeinflusst. Selbstlos und uneigennützig hast du dich gezeigt, wenn es um Verbandinteressen ging. Und auch dafür möchte ich dir heute an dieser Stelle ganz herzlich danken.

Und das darf ich auch im Namen von Achim Brötel sagen, der heute auch hier ist und mich gebeten hat auch für ihn zu sprechen.

Danken möchte ich auch für unsere Freundschaft, die über die Jahre zwischen uns beiden gewachsen ist. Du warst immer ein Mitglied im Verein der Freunde der deutlichen Aussprache und diese Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit hat dir zwar manchen Konflikt eingebracht, aber du hast damit auch vieles bewegt. Man konnte sich auf Dich verlassen, wenn man dich von etwas überzeugt hatte! Wir, deine Landratskolleginnen und -kollegen, werden nun auch eine Frage beantworten müssen: Wie schließen wir die große Lücke, die durch den Ruhestand unseres Vizepräsidenten Heinz Eininger entsteht?

Lieber Heinz, wir werden dich im Landkreistag Baden-Württemberg vermissen. Und wir sind dir zum Dank und Anerkennung verpflichtet. Und dieser Dank und diese Anerkennung, die wollen wir damit zum Ausdruck bringen, dass ich dir heute die silberne Verdienstmedaille des Landkreistages Baden-Württemberg überreichen darf. Ich darf dich nun zu mir bitten und will die Urkunde verlesen.

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Lieber Heinz, ich darf dir nun mit Jean-Jacques Rousseau zurufen: „Wenn du lange gearbeitet hast, um etwas zu erreichen, dann nimm dir auch die Zeit, das Erreichte zu genießen“! Nun wünsche ich dir noch einen langen und gesunden Ruhestand und Zeit für alles was bisher hinten anstehen musste. Bleib uns verbunden!

Liebe Andrea, auch dir möchte ich ganz herzlich danken! Denn du hast auch einen großen Anteil an den Verdiensten, die sich Heinz um den Landkreis Esslingen und den Landkreistag Baden-Württemberg erworben hat.

Als erfahrene Verwaltungsfachfrau und immer nah an der Politik warst du ihm sicher die wichtigste Ratgeberin und vielleicht manchmal auch die Kritikerin auf die er gehört hat. Immer hast du es auf jeden Fall geschafft, ihn auch nach manchem Ärger und Verdruss wieder frohgelaunt, zumindest in die Sitzungen des Landkreistages Baden-Württemberg, kommen zu lassen.
Dir wünsche ich nun viel Erfolg bei der Resozialisierung deines Mannes und euch beiden einen langen, glücklichen und gesunden Ruhestand.Ich darf dir gleich im Anschluss als kleines Zeichen dieses Dankes einen Blumenstrauß überreichen.

Joachim Walter ist Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg
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