Auf den feierlichen Abschluss seines D-Care Lab BW Angebotes blickt Mitinitiator, das Social Innovation Lab, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil die Ergebnisse der einzelnen Innovations-Teams auf der Bühne präsentiert werden und zeigen, welch Entwicklung jede*r Einzelne in den vergangenen sieben Monaten durchlaufen hat. Weinend, weil die gemeinsame Innovationsreise an diesem Punkt vorerst endet und die Teams mit ihren Pflege-Projekten allein weitermachen werden.
Für die zehn teilnehmenden Teams, die sich immer aus zwei Organisationen gebildet hatten (Kommunen, Leistungsträger oder -erbringer, Unternehmen oder Engagierte aus der Pflege), war das Event in Stuttgart eine aufregende Chance, ihre innovative Idee, die sie im D-Care Lab Programm entwickelt und ausgefeilt hatten, einem großen Publikum zu präsentieren und im Rahmen des Kongresses spannende Kontakte zu knüpfen sowie weitere Inspiration zu tanken.
Etwa 150 Gäste aus sozialen Einrichtungen, Kommunen, öffentlichen Institutionen, sozialen Startups und ehrenamtlichen Initiativen besuchten den Innovationskongress, der in diesem Jahr den Schwerpunkt Digitalisierung und KI hatte. Bei den D-Care Projekten waren vor allem Ideen dabei, die ohne viel Technik, dafür mit Hand und Herz auskommen: Zum Beispiel hat sich das Pflegenetz Heilbronn mit der Paritätische Sozialdienste Heilbronn GmbH zusammengetan und gemeinsam das Projekt „Haus der Parität“ initiiert. Auf 4.500 Quadratmetern entstehen unter anderem 45 Sozialwohnungen für bis zu 58 Bewohner*innen, ein Quartierszentrum mit Gastronomie, eine Kindergroßtagespflege, ein Selbsthilfebüro sowie 550 Quadratmeter offene Begegnungsräume. Das „Haus“ soll künftig Inklusion, Partizipation und Integration fördern.
Beim Projekt „Unke“ hat sich der Rems-Murr-Kreis mit der Paulinenpflege aus Winnenden zusammengetan. Gemeinsam möchten sie Familien mit Kindern und Jugendlichen, die von einer wesentlichen Behinderung und Pflegebedürftigkeit betroffen sind, unterstützen. Im Fokus stehen dabei Lücken in der vorhandenen Versorgungsstruktur, um diesen spezifischen Bedarf nahtlos zu decken.
Das Team Tagespflege im Landkreis Heidenheim – „wir haben noch lange nicht genug“ – setzt sich dafür ein, dass die Tagespflegeplätze erhalten bleiben und ein attraktives, nachhaltiges Angebot gestaltet wird. Dafür hat das Projektteam zusätzlich den Methodenkoffer „Seniorenzeit“ für Multiplikator*innen wie Nachbarschaftshilfen oder Ehrenamtliche in der Seniorenarbeit entwickelt.
Oder das Freiburger Projekt „Genusszeit“, das mit Kochevents im Quartier bewusste Ernährung, aber vor allem Raum für Begegnungen schaffen möchte. Das Team besteht aus dem Katharinenstift und dem Freiburger Ernährungsrat. „Die gemeinsame Zeit mit dem Social Innovation Lab schwingt noch sehr positiv in mir nach“, sagt Teilnehmer Fritz Ritzmann, vom Katharinenstift und richtet ganz persönliche Worte an die beiden Programmleiter Sophie Dams und Julian Köhler: „Ihr wart einfühlsam, zielstrebig, ehrlich, vorbildhaft, am Nabel der Zeit, da, wenn ihr gebraucht wurdet, Lotsen für neues Terrain, Wissensgeber, unermüdlich stark, einfach toll!“
Er fasse damit gut zusammen, wofür das Social Innovation Lab steht und was es mit seiner Arbeit erreichen möchte: „Mit unseren Angeboten möchten wir sozialen Macher*innen – egal ob Social Startup, etablierte soziale Organisation oder andere Akteure aus dem sozialen Sektor – ermutigen und sie befähigen, mit ihren innovativen Ideen gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen“, sagt Sophie Dams, Programm-Managerin des D-Care Lab im Social Innovation Lab. „Mit unseren Programmen, Workshops und Beratungen geben wir in erster Linie unser Wissen weiter. Zudem profitieren die Teilnehmenden von unserem starken Netzwerk, das wir in den sechs Jahren unseres Bestehens zu Städten, Ministerien, Unternehmen und sozialen Innovateuren aufgebaut haben.“
Ein Netzwerk, das man sich als Einzelkämpfer nur mit Mühe und viel Zeit aufbaut. Auch das Abschlussevent in Stuttgart bot Raum zum Netzwerken. Für die D-Care-Teams eine gute Chance, um weitere Unterstützer*innen oder auch Erfahrungsgeber*innen zu treffen. Schließlich geht es für die meisten von ihnen ab jetzt ohne Programm-Begleitung weiter. „Als Ansprechparter*in bleiben wir allen Teilnehmenden selbstverständlich erhalten“, sagt Sophie Dams.
Und vielleicht sieht das Social Innovation Lab das ein oder andere Pflege-Projekt schon bald in seinem neuesten Angebot für die Pflege wieder? Das interreg-geförderte Programm Caring Communities startet erstmals im November und erneut in Zusammenarbeit mit der Diakonie Baden-Württemberg. Caring Communities baut auf das D-Care Lab BW auf und setzt die Mission fort: statt frühphasige Pflegeprojekte zu entwickeln, geht es darum, bereits erprobte Projekte (getestete Konzepte und Modellprojekte) in die Praxis zu bringen und nachhaltig im Pflegeökosystem zu verankern.