Im Südwesten nehmen 181 Städte, Gemeinden und Landkreise am eea teil. Insgesamt wurden acht Städte, neun Gemeinden und fünf Landkreise prämiert. Die Preisverleihung fand in Göppingen statt. Umweltministerin Thekla Walker verlieh die internationale Auszeichnung. „Ich freue mich sehr, auch dieses Jahr wieder zahlreiche Kommunen mit dem European Energy Award für ihr starkes Engagement auszeichnen zu dürfen. Diese Städte, Gemeinden und Landkreise reden nicht nur von Klimaschutz, sondern gehen die Herausforderung aktiv an. Ihr Einsatz für den kommunalen Klimaschutz bedeutet Einsatz für mehr Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig sind die ausgezeichneten Kommunen wichtige Vorbilder für alle, wie funktionierender Klimaschutz vor Ort umgesetzt werden kann“, sagt Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.
„Klimaschutz in Kommunen lohnt sich nicht nur für die Umwelt. Der Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, erklärt Dr. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA-BW. „Städte, Gemeinden und Landkreise erneuern mit Solarparks, Windenergieanlagen und Wärmenetzen ihre Infrastruktur, ziehen bei der Errichtung massive Investitionen an und verdienen am Betrieb bares Geld. Auch ihre Bürgerinnen und Bürger können sich an vielen Vorhaben finanziell beteiligen. Der European Energy Award hilft, die vielen Projekte zu strukturieren und systematisch voranzutreiben“, so Kienzlen weiter.
22 Kommunen prämiert
Den European Energy Award erhielten die Landkreise Emmendingen, Esslingen, Göppingen, Heilbronn und Lörrach. Auf Städteebene wurden die Städte Emmendingen, Göppingen, Laupheim, Markdorf, Ostfildern, Radolfzell am Bodensee, Stutensee und Weinstadt ausgezeichnet. Bei den Gemeinden können sich Berg, Dettingen unter Teck, Dürmentingen, Graben-Neudorf, Hattenhofen, Heiningen, Malsch, Walddorfhäslach sowie Wilhelmsdorf über die Auszeichnung freuen.
Der Landkreis Göppingen erzielte mit 72,5 Prozent das beste Ergebnis auf Landkreisebene. Danach folgten der Landkreis Lörrach mit 68 Prozent und der Landkreis Emmendingen mit 65 Prozent. Der Landkreis Esslingen erreichte 62 Prozent, der Landkreis Heilbronn 53 Prozent der möglichen eea-Punkte.
Der eea überprüft regelmäßig die Klimaschutzaktivitäten
Jedes Jahr werden die Kommunen ausgezeichnet, die bei der Überprüfung mehr als 50 der möglichen 100 Klimaschutzpunkte erreicht haben. Die Zertifizierung mit dem Award gilt für maximal vier Jahre. Anschließend müssen die Kommunen unter Beweis stellen, dass sie weitere Maßnahmen in der Energie- und Klimapolitik ergriffen haben, um erneut zertifiziert zu werden.
Städte und Gemeinden im Südwesten können seit 2006 am eea teilnehmen, Landkreise seit 2010. 28 von 35 Landkreise nutzen aktuell den eea. Bei den Städten und Gemeinden sind es 153. Damit hat Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern die meisten eea-Kommunen in Deutschland: Mehr als die Hälfte der Städte, Gemeinden und Landkreise, die deutschlandweit am European Energy Award teilnehmen, stammen von dort. Rund 15 Prozent der Kommunen im Südwesten beteiligen sich, Tendenz steigend. Europaweit sind es 1.875 Kommunen aus 16 Ländern – knapp zehn Prozent der teilnehmenden Kommunen kommen aus Baden-Württemberg.
Klimaschutz-Potenziale mit dem eea erschließen
Der eea unterstützt die kommunalen Verwaltungen bei der Arbeit. Das Klimaschutzlabel erfasst, bewertet und überprüft regelmäßig die Maßnahmen und Aktivitäten auf lokaler Ebene. „Ein solches Vorgehen zahlt sich aus, da dadurch alle Potenziale systematisch ausgeschöpft werden können“, sagt Volker Kienzlen von der Landesenergieagentur KEA-BW. Akkreditierte eea-Beratende, im Land oft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen, unterstützen die kommunalen Verwaltungen dabei. Sie greifen den Kommunen unter die Arme, analysieren die bisherigen Maßnahmen und zeigen Optimierungsmöglichkeiten auf.
Die Vorteile von kommunalem Klimaschutz sind enorm: Landkreise, die beispielsweise ihre Liegenschaften dämmen und die Anlagentechnik dort erneuern, sparen Energiekosten und sind künftig unabhängiger von Energieimporten. Zudem halten sie Wertschöpfung und Arbeitsplätze in ihrer Region.
Landkreis Göppingen erhält Auszeichnung
Ein gutes Beispiel ist der Landkreis Göppingen. Mit seinen knapp 262.000 Einwohnerinnen und Einwohnern treibt der Landkreis den Klimaschutz erfolgreich voran. Der eea ist Teil der kreisweiten Klimaschutzstrategie, die sicherstellt, dass Klimaschutz vor Ort nicht mit guten Absichten endet, sondern auch kontinuierlich konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Ein wichtiger Partner bei der Realisierung der Klimaschutzstrategie des Landreises ist die Energieagentur Landkreis Göppingen. Sie berät die Bürgerschaft und Unternehmen und unterstützt kommunale Klimaschutzaktivitäten.
Eines der Leuchtturmprojekte der Landkreisverwaltung ist die Installation der kreisweit größten Photovoltaikanlage auf den Dächern des Beruflichen Schulzentrums Göppingen. Zudem ist die nachhaltige Mobilität im Landkreis Göppingen ein zentraler Handlungsschwerpunkt: Schon seit einiger Zeit ist Göppingen ein fahrradfreundlicher Landkreis, der Nahverkehr wird stetig attraktiver gestaltet. Die Landkreisverwaltung bezuschusst das Deutschlandticket für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit 75 Prozent.
Der Landkreis wird auch in Zukunft wegweisende Projekte im kommunalen Klimaschutz umsetzen. Damit will er die Zukunft für kommende Generationen sichern. „Klimaschutz ist ein bedeutendes Schlüsselthema für unseren Landkreis Göppingen. Die Kreispolitik hat mit der Klimaneutralität bis 2040 ein ambitioniertes Ziel gesetzt, und dieses wollen wir erreichen! Der European Energy Award unterstützt uns dabei. Deshalb freut es uns besonders, dieses Jahr Gastgeber der Preisverleihung sein zu dürfen“, so Landrat Edgar Wolff. Er steht seit 2009 an der Spitze des Landkreises Göppingen.
Landkreis Emmendingen prämiert
Der Landkreis Emmendingen zählt mit 172.000 Einwohnenden in 24 Städten und Gemeinden zu den kleineren Kreisen in Baden-Württemberg. Er hat in den letzten Jahren konsequent verschiedene Klimaschutzfelder bearbeitet. Seit 2016 nimmt der Landkreis erfolgreich am Leitstern Energieeffizienz teil und nutzt dies ergänzend zum eea als hilfreiche Positionsbestimmung und als Instrument zum Nachsteuern.
Mit erheblichen Investitionen in die Elektrifizierung und Verbesserung des Angebots der Breisgau S-Bahn hat der Landkreis den ÖPNV gestärkt. Er hat darüber hinaus den Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben, unter anderem mit der Kampagne „Dein Dach kann mehr – Solarstrom für den Landkreis“. Deutschlandweit ist der Landkreis Emmendingen einer der ersten mit einem Vorreiterkonzept Klimaschutz. Das Konzept enthält ein Bündel von Maßnahmen für den Weg zu einem klimaneutralen Landkreis 2040 und einer klimaneutralen Verwaltung 2035. Zentral bei der Umsetzung ist der Aufbau einer kreiseigenen Klimaschutzagentur.
„Der Landkreis Emmendingen hat sich mit dem ersten Klimaschutzkonzept bereits 2012 zu ambitioniertem Klimaschutz bekannt. Seitdem konnten wir erfolgreich und in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren Maßnahmen umsetzen. Das zeigt sich in CO2-Einsparungen und wird vom eea bestätigt“, sagt Hanno Hurth, Landrat des Landkreises Emmendingen.
Landkreis Esslingen ausgezeichnet
Der Landkreis Esslingen nimmt seit 2022 am eea teil und wurde 2024 erstmals ausgezeichnet. Ein Leuchtturmprojekt aus dem integrierten Klimaschutzkonzept ist die Klimaschutzagentur Landkreis Esslingen. Ein zweiter Schwerpunkt ist der Photovoltaik-Ausbau bei den landkreiseigenen Gebäuden, beim Abfallwirtschaftsbetrieb und bei den kreiseigenen Medius-Kliniken. Der Landkreis geht selbst mit gutem Beispiel voran und wirbt gleichzeitig bei Privatpersonen und Unternehmen für den Photovoltaik-Ausbau.
Im Projekt „Emissionsfreie Straßenmeisterei“ wird ab Ende 2024 das zweite Brennstoffzellen-Nutzfahrzeug in den Einsatz gehen. Mit der Stelle des Wasserstoffkoordinators forciert der Landkreis den weiteren Wasserstoff-Hochlauf. Das im Bau befindliche Verwaltungsgebäude des Landratsamts folgt dem Cradle-to-Cradle-Prinzip, also dem Ansatz einer durchgängigen und konsequenten Kreislaufwirtschaft. Das Gebäude hat ein energieeffizientes und innovatives Technikkonzept. Dabei werden ressourcenschonender Beton und regionale Baustoffe verwendet.
„Mit der Teilnahme am eea wird unser langjähriges Engagement im Klimaschutz sichtbar gemacht. Auch unsere Kreiskliniken und unser Abfallwirtschaftsbetrieb setzen sich tatkräftig für Energieeffizienz und erneuerbare Energien ein. Die Auszeichnung ist für uns Ansporn für weiteres konsequentes Handeln beim Klimaschutz“, betont Heinz Eininger, Landrat des Landkreises Esslingen.
eea für Landkreis Heilbronn
Erstmals wird der Landkreis Heilbronn mit dem eea ausgezeichnet. Das Energieteam begleitet das Klimaschutzkonzept, die Gründung der „make it“-Klimaschutzagentur, ein Förderprogramm für Stecker-Solargeräte, die Umfrage zum betrieblichen Mobilitätsmanagement, eine „Klimachbar“-Aktionswoche für Bürgerinnen und Bürger und das Reparatur-Café in Talheim mit dem renommierten EWWR-Preis für eine herausragende Abfallvermeidungsinitiative.
Die Mobilitäts-, Energie- und Wärmewende aktiv zu gestalten sieht der Landkreis als Gemeinschaftsaufgabe. Maßnahmen sind eine H2-Transformationsstrategie für die Region, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Reaktivierung von Bahnstrecken. Außerdem hat sich der Landkreis zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den 46 Kommunen den ÖPNV und das Radverkehrsnetz im Landkreis voranzutreiben. Das Motto – mitmachen, anpacken, für Klima und Erde, immer und treffend – wird im Landkreis gelebt und unterstützt die Kommunen dabei, den Klimaschutz im Kleinen und Großen zu leben.
„Im Sinne des Klimaschutzes zu handeln, liegt in unserer Verantwortung. Die 46 Kommunen im Landkreis sind wichtige Partner, um unsere einzigartige Region für kommende Generationen zu bewahren. Unser Motto: Make it – mitmachen, anpacken, für Klima und Erde, immer und treffend“, sagt Norbert Heuser, Landrat des Landkreises Heilbronn.
Landkreis Lörrach erhält ebenfalls den eea
Der Landkreis Lörrach treibt die Energiewende aktiv voran. Hierfür schreibt er das integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept fort, betreibt ein professionelles Klimaschutzmanagement und setzt zahlreiche konkrete Maßnahmen um.
Zentrales Ziel ist die klimaneutrale Region bis zum Jahr 2040. Dafür forciert der Landkreis konsequent den Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Wasserkraft. Die Verwaltung soll bereits bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden. Eine Vorreiterrolle nimmt der Landkreis für seine interkommunale Wärmeplanung ein. Dabei steht derzeit die Gründung eines Wärmeverbunds über Gemeindegrenzen hinweg im Fokus.
„Der Landkreis Lörrach zeigt, dass Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung Hand in Hand gehen. Ein starkes Bündnis aus Gemeinden, Wirtschaft, weiteren Akteuren und einer aktiven Bürgerbeteiligung sind dabei unerlässlich. Der European Energy Award macht die Fortschritte sichtbar und honoriert die gemeinsame Gestaltung der Energiewende", erklärt Marion Damman, Landrätin des Landkreises Lörrach.
Mehr Informationen zu allen ausgezeichneten Kommunen und dem European Energy Award gibt es unter www.kea-bw.de/eea-preistraeger-2024.
Weitere Klimaschutztipps für Landkreise
Was Landkreisen machen können und wie sie am besten vorgehen:
www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz
Informationen und Beratung zu Förderprogrammen:
Bund: www.klimaschutz.de/kommunalrichtlinie
Förderberatung der KEA-BW: www.kea-bw.de/beratung/foerderberatung
Landesgeschäftsstelle des European Energy Award (eea)
www.kea-bw.de/eea
Claire Mouchard (KEA-BW), claire.mouchard@kea-bw.de, 0721 984 71 41
Sandra Frorath-Koster, sandra.frorath-koster@kea-bw.de, 0721 984 71 55