Neben dem Landkreis Calw sind drei weitere Kommunen Teil des Förderprojekts: Auch die Gemeinde Denzlingen sowie die Städte Ludwigsburg und Freiburg im Breisgau haben eine Förderung erhalten. Koordiniert wird das Vorhaben „Auf dem Weg zur Klimaneutralität“ von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW). Es läuft bis Februar 2027. Die Kommunen erhalten zusammen eine finanzielle Unterstützung vom Umweltministerium Baden-Württemberg in Höhe von bis zu 11,5 Millionen Euro.
Fünf Jahre vorher klimaneutral
Bis 2040 müssen die Städte, Gemeinden und Landkreise in Baden-Württemberg klimaneutral sein. Das verlangt das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz des Landes. Die zwei badischen und zwei württembergischen Kommunen planen, dies noch früher zu schaffen: Ab 2035 wollen sie netto keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Zu diesem Zweck haben sie detaillierte Klimaschutzpläne vorgelegt inklusive eines Stufenplans mit Zwischenzielen. Mit ihren Plänen haben sie sich 2023 gegenüber acht anderen Kommunen in einem Landeswettbewerb durchgesetzt.
Zwei Jahre nach dem Start zeigt sich, dass die zur Verfügung gestellten Gelder für eine Vielzahl an Projekten eingesetzt werden. Der Landkreis Calw erhält für die Umsetzung der Maßnahmen eine Förderung in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro. „Mit dem Wettbewerb ‚Auf dem Weg zur Klimaneutralität‘ können wir zeigen, dass wir bereit sind, den ambitionierten Weg hin zur Klimaneutralität 2035 zu gehen – fünf Jahre früher, als es das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz des Landes verlangt“, sagt Landrat Helmut Riegger. „Unsere Klimaschutzpläne für den Strom-, Wärme- und Verkehrssektor zeigen, dass wir diesen Weg strukturiert und realistisch angehen. Für unseren ländlich geprägten Landkreis ist das eine Chance, gemeinsam mit den Kommunen spürbare Verbesserungen für die Menschen vor Ort zu erreichen. Mit dem Innovationsfonds wollen wir diesen Prozess weiter stärken und Projekte fördern, die den Wandel sichtbar voranbringen.“
Landkreis Calw: Viele Gemeinden aktiv für mehr Klimaschutz
Im Rahmen eines eigens eingerichteten Innovationsfonds unterstützt der Landkreis, dem 25 Städte und Gemeinden angehören, derzeit 18 Klimaschutzprojekte in seinen Kommunen finanziell. Die Gemeinde Ebhausen etwa organisiert Lastenräder für ihre Bürgerinnen und Bürger. Außerdem wurde ein E-Fahrzeug für den dortigen Bauhof gekauft. „Die Förderung des Landkreises gibt uns die Möglichkeit, Projekte umzusetzen, die wir in der aktuellen Zeit nicht allein stemmen könnten. Ob Lastenräder für die Bürgerschaft oder E-Mobilität im Bauhof – solche Maßnahmen helfen uns, Schritt für Schritt klimafreundlicher zu werden“, sagt Bürgermeister Volker Schuler.
Bad Herrenalb unterstützt eine Machbarkeitsstudie zur Wärmeversorgung mit Geothermie und setzt bei mehreren Projekten auf die Digitalisierung der Verwaltung. Bürgermeister Klaus Hoffmann freut sich über die Landesgelder: „Gerade kleinere Kommunen profitieren von der Unterstützung. Das digitale Netzwerk LoRaWAN und die energetische Gebäudebewertung in unseren kommunalen Liegenschaften waren wichtige Bausteine für ein besseres Energiemanagement und eine effizientere Steuerung von Prozessen. Solche Investitionen wirken langfristig – für die Gemeinde und für den Klimaschutz im ganzen Landkreis.“
Die Gemeinde Neubulach hat eine bestehende Photovoltaik-Anlage auf einer Sporthalle nach dem Auslaufen der EEG-Förderung übernommen und diese mit einem Speicher für den Eigenverbrauch umgerüstet. Höfen an der Enz finanzierte eine Machbarkeitsstudie zur Wärmeversorgung mit Geothermie und durch eine Flusswärmepumpe.
„Der Landkreis Calw hat sich mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035 ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Dieses können wir nur gemeinsam erreichen – mit unseren Städten und Gemeinden“, sagt Sandra Hinke von der Klimaleitstelle des Landkreises. „Mit dem Innovationsfonds schaffen wir einen wirkungsvollen Hebel, um die kommunale Klimaschutzarbeit gezielt zu stärken und in die Umsetzung zu bringen. Der Fonds ermöglicht es, lokale Projekte auf den Weg zu bringen, neue Ansätze zu erproben und vorhandene Strukturen weiterzuentwickeln. So bauen wir Schritt für Schritt einen klimaneutralen, zukunftsfähigen und lebenswerten Landkreis auf – für heute und für kommende Generationen.“
Social-Media-Kampagne für mehr Handwerksnachwuchs
Der Innovationsfonds ist nicht das einzige Projekt: Der Landkreis finanziert aus den Geldern des Förderprojekts auch eine Social-Media-Kampagne für mehr Nachwuchs im Handwerk. Diese zielt vor allem auf Berufe, die für Klimaschutzprojekte gesucht werden. Dazu gehören Heizungstechnik, das Elektrohandwerk, Dachdecker und Zimmerleute, Stuckateure sowie Glaser. Flankiert wird die Kampagne von einer Klima-Challenge, bei der im September 2025 sechs Schulklassen in handwerklichen Spielen gegeneinander antraten. 150 Schülerinnen und Schüler als Nachwuchskräfte von morgen hatten so die Gelegenheit, die verschiedenen Berufe näher kennenzulernen.
Kommunen sollen von den Vorreiterkommunen lernen können
Der Landkreis Calw und die drei anderen Kommunen demonstrieren im Rahmen des Wettbewerbs unterschiedliche Wege zum Ziel der Klimaneutralität. Damit andere von den Ergebnissen profitieren können, achtete das Umweltministerium als Geldgeber darauf, Konzepte von Kommunen verschiedener Größe auszuwählen. So lassen sich die Erfahrungen und Erfolge von Denzlingen, Freiburg, Ludwigsburg und dem Landkreis Calw übertragen und können als Inspiration dienen.
Die Landesenergieagentur KEA-BW begleitet den Landkreis bis zum Zieljahr 2035. Eine Internetseite bietet detaillierte Informationen zu den Vorhaben und Projektfortschritten: www.kea-bw.de/kommunenwettbewerb. Interessierte Kommunen können sich an Lisa Schmieder von der KEA-BW wenden: lisa.schmieder@kea-bw.de.
Was Kommunen machen können und wie sie am besten vorgehen: