50 Jahre Alb-Donau-Kreis

Aus vier mach eins: Der Alb-Donau-Kreis – eine „filmreife“ Erfolgsgeschichte

Die Kreisreform 1973 hat gegen viele Widerstände effiziente und schlagkräftige Verwaltungseinheiten geschaffen, die heute große Aufgaben bewältigen und maßgeblich zur regionalen Lebensqualität beitragen.
Daniela Baumann · Alb-Donau-Kreis · 27. Februar 2023
Die „Cybercity Rechtenstein“ mit dem Wasserwerk und der Burgruine
Die „Cybercity Rechtenstein“ mit dem Wasserwerk und der Burgruine
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Dies darzustellen, ist das zentrale Ziel aller Aktivitäten rund um das große Jubiläum „50 Jahre Alb-Donau-Kreis.“

6.000 Einwohnerinnen und Einwohner für ein Freibad oder einen Polizei-Posten, 7.000 für ein Kopiergerät – was heute einfach kurios klingt, hatte vor etwas mehr als 50 Jahren durchaus Gewicht, galten diese Gegenüberstellungen doch als wichtige Parameter für die Errechnung der idealen Gemeindegröße. Die Frage, wie groß eine Gemeinde oder auch ein Landkreis sein muss, um eigene Verwaltungsstrukturen finanziell tragen zu können, diskutierten in den späten 1960er Jahren alle westdeutschen Bundesländer und diese Diskussion versetzte auch das gesamte Ländle – oder auch „THE LÄND“ – in Aufruhr.

3379 selbständige Gemeinden und 63 Landkreise zählte das Land Baden-Württemberg noch im Jahr 1969 – viele Gemeinden davon mit nur wenigen hundert Einwohnerinnen und Einwohnern und extrem begrenztem finanziellen Spielraum. Mit der Absicht, überall im Land möglichst gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, plante die Große Koalition unter Hans Filbinger (CDU) und Walter Krause (SPD) deshalb eine Gebiets- und Kreisreform, die tausende Zwerggemeinden zu kostengünstig arbeitenden größeren Kommunen und die Vielzahl an kleineren Landkreisen zu wenigen, effizienten Verwaltungseinheiten zusammenfassen sollte.

Begründet wurde der Kampf gegen die kommunale Kleinteiligkeit unter anderem mit den folgenden Argumenten: Gemeinschaftseinrichtungen vom Kindergarten bis zum Krankenhaus, vom Schwimmbad bis zur Sparkassenzweigstelle sollten – der Chancengleichheit wegen – nicht allein Stadtbewohnerinnen und -bewohnern vorbehalten bleiben, sondern überall zum Standard werden. Für die Erledigung von überörtlichen Aufgaben etwa in den Bereichen Abfall, Verkehr, Schulen oder Gesundheitswesen bedurfte es schlagkräftiger Kreisverwaltungen mit Fachpersonal und modernen Bürogeräten – da waren sich die Verantwortlichen der Gebietsreform einig.

Weniger, dafür größere, finanziell und administrativ potentere Einheiten sollten dazu beitragen, die Lebensverhältnisse vor allem im ländlichen Raum zu verbessern. Bei den Kleinkreisen und Kleinstgemeinden stießen diese Pläne nicht gerade auf Begeisterung. „Wir lassen uns nicht vernaschen wie ein Keks“ und „Nieder mit der Kreisreform“ war auf Plakaten dieser Zeit zu lesen. Die Proteste waren vergeblich, ab 1973 wurde die Kreisreform umgesetzt.

Der Alb-Donau-Kreis als Kind der Kreisreform

Im Jahr 2023 ist vom damaligen Unmut im Alb-Donau-Kreis nichts mehr zu spüren. Als 1972 durch die sogenannte Zielplanung der Kreisreform hier in der Region bekannt wurde, dass die Landesregierung plante, die Altkreise Ulm und Ehingen mit Teilen der Kreise Münsingen und Biberach zu einem neuen Landkreis zusammenzulegen, war die Empörung anfänglich groß. Die Wogen glätteten sich schließlich langsam. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg war die Namensfindung. Um keinem Teil des neuen Gebildes das Gefühl zu geben, von einem anderen Teil „geschluckt“ worden zu sein, musste eine neutrale Bezeichnung her. Deshalb orientiert sich der Name des Alb-Donau-Kreises an den wichtigsten geografischen Großlandschaften.

Er ist Ausdruck der regionalen Vielfalt. Kulturgeschichtlich gleicht der Alb-Donau-Kreis dem „Heiligen Römischen Reich in der Nussschale“, schließlich waren hier alle Herrschaftsformen vertreten: Eine freie Reichsstadt mit der Stadt Ulm, vorderösterreichische Territorien, in denen Ehingen eine gewichtige Funktion hatte, württembergische Territorien mit der damals zentralen Stadt, dem Oberamt Blaubeuren, Reichsritterschaften und geistliche Territorien. Entsprechend vielgestaltig sind die Traditionen und Mentalitäten, die der Kreis vereint. Ähnlich divers gestaltet sich das Landschaftsbild. Von den dörflich geprägten Hochflächen der Schwäbischen Alb mit ihren charakteristischen Wacholderheiden und Magerwiesen führen die Täler von Blau und Lone, Schmiech und Lauter zu den eindrucksvollen Flusslandschaften von Donau und Iller. Die barocken Kirchen, Klöster und Schlösser im Landkreis beherbergen Kunst- und Kulturschätze, sind beliebte Ausflugs- und Veranstaltungsorte und stehen in der langen Tradition der Kulturgeschichte der Region. Geschnitzte Elfenbeinfiguren und Flöten, die in den Höhlen des Lone- und des Achtals gefunden wurden, belegen, dass Teile des Kreisgebiets bereits vor 40.000 Jahren besiedelt waren und hier die Geschichte von Kunst und Musik einen ihrer Anfangspunkte hat.

Ebenso divers gestaltet sich das wirtschaftliche Spektrum des Alb-Donau-Kreises, das einerseits von einer starken Landwirtschaft, andererseits einem innovativen Unternehmertum in ganz unterschiedlichen Branchen geprägt ist – viele davon nationale Hidden Champions oder gar Weltmarktführer in ihrem Bereich. Dass der Alb-Donau-Kreis mit seinen 55 Städten und Gemeinden und mehr als 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern heute von einem starken „Wir“-Gefühl getragen wird, zeigt sich an vielen Stellen und ist auch ein Verdienst der integrativen Kreispolitik der vergangenen fünf Jahrzehnte, die stets alle Raumschaften gleichermaßen im Blick hatte.

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Kommunales Engagement sichtbar machen

Dieses „Wir“-Gefühl weiter zu stärken sowie die Verdienste und die Arbeit der Kreisverwaltung sichtbar zu machen, sind zentrale Ziele des diesjährigen Jubiläums „50 Jahre Alb-Donau-Kreis“. Ein Festakt am 3. März 2023 bildet den offiziellen Auftakt aller Aktivitäten. Neben den Festreden und einem Auftritt des Kreisverbandsjugendblasorchesters bildet die Vorstellung zweier Image-Filmprojekte einen zentralen Bestandteil des Abends.

Neben einem klassischen Imagefilm, der die vielfältigen Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten sowie die Wirtschaftsstärke des Alb-Donau-Kreises hervorhebt, werden auch die ersten zwei Teile einer Kurzfilmreihe vorgeführt, welche auf subtile, bodenständige und auch humorvolle Weise zeigen, was die Landkreisverwaltung alles leistet. Im Mittelpunkt der einzelnen Videoclips stehen jeweils ganz unterschiedliche Themen sowie die Menschen, die damit zu tun haben. Dabei handelt es sich vor allem um Bürgerinnen und Bürger, aber auch um kommunale Mandatsträgerinnen und -träger oder um Mitarbeitende des Landratsamtes.

Die Filme zeigen authentisch die hohe Lebensqualität im Kreis sowie die lokalen Mentalitäten und vermitteln ein positives Bild des Landkreises. Während der klassische Film sein Zielpublikum stärker in den Bereichen des Tourismus, der Wirtschaftsförderung und der Fachkräfteakquise sieht, ist die Kurzfilmreihe in besonderer Weise für die Einwohnerinnen und Einwohner des Alb-Donau-Kreises konzipiert.

Filmdreh in Rechtenstein
Filmdreh in Rechtenstein
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Die erste, bereits veröffentlichte Episode widmet sich unter dem Titel „Cybercity Rechtenstein“ dem Breitbandausbau und zeigt, wie sich der Landkreis und die Städte und Gemeinden in enger Zusammenarbeit einer Aufgabe annehmen, die eigentlich in der Zuständigkeit des freien Marktes und der kommerziellen Internetanbieter oder aber des Bundes liegt – nämlich die Schaffung einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur. Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist nicht bewusst, dass der Bund diese wichtige systemrelevante Aufgabe vor Jahren privatisiert hat und die Kommunen als „Ausfallbürgen“ eine große Freiwilligkeitsleistung zum Wohle der Allgemeinheit erbringen, um das offensichtliche Marktversagen auszugleichen. Wie in vielen ländlich geprägten Regionen führte die Strategie des Bundes zu „weißen Flecken“, weil sich ein flächendeckender Glasfaserausbau für die privaten Unternehmen wirtschaftlich nicht lohnt.

Der Alb-Donau-Kreis ist deshalb früh selbst aktiv geworden und hat über die Städte und Gemeinden große Summen in den Bau eines kreisweiten Backbones und in den Flächenausbau mit FTTB-Glasfaseranschlüssen investiert. Ende 2025 soll der Alb-Donau-Kreis flächendeckend gigabitfähig und damit schnelles Internet schon bald so selbstverständlich wie Strom und fließendes Wasser sein – selbst in Orten wie dem malerischen Rechtenstein. Wunderschön unterhalb einer Burg direkt an der Donau gelegen, gehört Rechtenstein mit knapp 300 Einwohnerinnen und Einwohnern zu den kleinsten Gemeinden im Kreis. Die dörfliche Idylle geht dank des kommunalen Engagements mit einem sehr hohen Digitalisierungsgrad einher. Inzwischen verfügt fast jedes Gebäude über einen direkten Glasfaseranschluss und es haben sich diverse Selbstständige und Unternehmen angesiedelt, die von dort aus online arbeiten. Diese Erfolgsgeschichte erzählen diejenigen, die in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Alb-Donau-Kreis daran beteiligt waren oder nun in der „Cybercity Rechtenstein“ davon profitieren – auf sehr unterhaltsame Weise.

Ähnlich ist die zweite Episode konzipiert, die sich mit der Arbeit der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes befasst und während des Festakts zum Kreisjubiläum erstmals öffentlich gezeigt wird. Ziel dieses Filmes ist es, ein neues Bewusstsein für die große Bedeutung des Ehrenamts zu schaffen, das in diesen systemrelevanten Bereichen eine tragende Rolle spielt.

Weitere Teile der Filmreihe sind bereits in Planung. Als Themen sind hier das dezentrale Gesundheitssystem mit drei Klinikstandorten oder auch der massive flächendeckende Ausbau der ÖPNV-Angebote angedacht, welche sich der Alb-Donau-Kreis mit großem finanziellen und personellen Aufwand sprichwörtlich „leistet“.

Über die zwei- bis dreiminütigen Videos werden einerseits die engen Verknüpfungen von Zivilgesellschaft und Kreisverwaltung betont, andererseits Themen und Tätigkeiten beleuchtet, die oft innerhalb der Bürgerschaft als Selbstverständlichkeiten wahrgenommen werden, tatsächlich aber große Leistungen der kommunalen Ebene sind.

Vielfältiges Programm geplant

Die Imagefilme sind selbstverständlich nicht das einzige Medium, über welches die vielfältigen Themenbereiche und Tätigkeitsfelder der Landkreisverwaltung sowie die Besonderheiten des Alb-Donau-Kreises im Rahmen des Kreisjubiläums 2023 vermittelt werden.

Ein Fotowettbewerb, der über vier Monate läuft, bietet Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ihre persönlichen Lieblingsorte und -szenen aus dem Landkreis in einer Ausstellung vorzustellen. Diese eröffnet im Juli 2023 im Rahmen eines Tages der offenen Tür. Alle Interessierten können hier die Räume und die Arbeit des Landratsamtes Alb-Donau-Kreis kennenlernen, einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich in entspannter Atmosphäre über die aktuellen Projekte der verschiedenen Fachdienste informieren.

Über das Jahr hinweg vertiefen verschiedene Veranstaltungen und Vorträge einzelne Themenstellungen und auch kulturell ist einiges geboten: Bachkonzerte im Kloster Obermarchtal stehen genauso wie das Kreismusikfest ganz im Zeichen des Jubiläums, Buchvorstellungen, Ausstellungen und Kunstprojekte ergänzen das Programm. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet kurz vor Weihnachten die Vorstellung eines hochwertig produzierten Bildbandes, der zeigt, wie der heutige Alb-Donau-Kreis gesellschaftlich, kulturell, ökonomisch und landschaftlich aus der Vergangenheit erwachsen ist und heutzutage in die Zukunft blickt.

Daniela Baumann ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt Alb-Donau-Kreis
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