Gleichzeitig galt der Neujahrsempfang als Auftakt zum Jubiläumsjahr des Landkreises Biberach. „Es ist ein besonderer Neujahrsempfang.“, so Landrat Mario Glaser bei seiner Begrüßung, „Nicht nur, weil es mein erster Bürgerempfang als Landrat des Landkreises ist, sondern weil wir in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen des Landkreises Biberach in seiner jetzigen Form feiern.“
Anschließend blickte Landrat Mario Glaser auf die Entstehung des Landkreises Biberach und die Diskussionen der Raumschaften dazu zurück. Sowohl Laupheim als auch Riedlingen habe sich explizit für eine Zugehörigkeit zum Landkreis Biberach und nicht zu Sigmaringen oder Ulm ausgesprochen. Die ersten Pläne des Innenministeriums sahen vor, dass Biberach einem Großkreis Ulm zugeschlagen werden soll. Es war dem Biberacher Landrat Paul Heckmann und dem damaligen Saulgauer Landrat Dr. Wilfried Steuer zu verdanken, dass es anders gekommen war. In diesem Zusammenhang dankte Landrat Mario Glaser dem anwesenden Dr. Wilfried Steuer für seine Verdienste als Biberacher Landrat. „Er sah es als seine Aufgabe an, den neuen Kreis zu einer echten Einheit zu schmieden. Er wollte ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen“, so Landrat Glaser und nannte dabei unter anderem als Beispiele, die Kreisgrenzsteine, den Kreismarsch und die Gründung der Kreisjugendmusikkapelle. „Ihre Ideen und Traditionen prägen den Landkreis bis heute und es wäre mir eine Freude, wenn Sie heute am Ende nochmals anlässlich dieses Jubiläums ihren Kreismarsch auch dirigieren würden.“ Diesem Wunsch kam Dr. Wilfried Steuer gerne und mit Inbrunst nach.
Landrat Mario Glaser gab aber auch einen Ausblick auf das bevorstehende Jubiläumsjahr: „Neben verschiedenen Veranstaltungen und einem Tag der offenen Tür im Landratsamt hat der Landkreis auch eine Auftragskomposition in Auftrag gegeben. Das ist kein Ersatz für den Kreismarsch, sondern eine swingende Ergänzung zum 50-jährigen Jubiläum.“ Er lud die Musikvereine des Kreises ein, das Stück anlässlich des Kreisjubiläums in ihr Repertoire aufzunehmen: „Gerne stellen wir allen Musikvereinen, die das möchten, in Zusammenarbeit mit dem Musikverlag Rundel, die Noten kostenlos zur Verfügung. Wir hoffen also, dass im Jubiläumsjahr der Landkreis an vielen Ecken und Enden swingt.“, so der Landrat. Das Stück heißt „Swinging BC“. Der Komponist spielt gekonnt mit den Tönen B und C, und spielt dadurch auf das Kürzel des Landkreises an. Die Kreisjugendmusikkapelle, die den Neujahrs- und Bürgerempfang musikalisch umrahmte, brachte die rund 400 Gäste des Empfangs in der Welturaufführung des neuen Stücks zum Swingen.
Ausschnitt aus dem neuen Stück „Swinging BC“ das eigens für das Jubiläumsjahr des Landkreises Biberach komponiert wurde:
Landrat Mario Glaser freute sich, dass der Landkreis die Stadthalle für dieses Event nutzen und damit ein Vorzeichen für die Heimattage des Landes setzen durfte: „Der Landkreis Biberach ist unsere Heimat. Mir ist er zur Heimat geworden und ich könnte mir keinen besseren Landkreis vorstellen, Landrat zu sein.“
Auf das Thema Heimat ging auch der Gastredner Arnold Stadler, Schriftsteller und Träger des Georg-Büchner-Preises, näher ein. Unter dem Titel „WELT, NICHT PROVINZ“ hat er an diesem Abend das Thema Heimat und Oberschwaben in den Blick genommen. In seinen Romanen setzt er sich intensiv mit seiner Heimat Oberschwaben auseinander. In seinem Vortrag schwärmte er von der Region, die er auch als schwäbisch Mesopotamien zwischen Donau und Rhein bzw. Bodensee bezeichnete. Dabei hob er neben der wirtschaftlichen Stärke, vor allem auch die landschaftliche Schönheit und die wunderschönen Orte im Landkreis Biberach mit seinen Klöstern und Kirchen hervor. „Sie leben alle in einer Wohlfühlregion Nummer eins“, rief Stadler den Besucherinnen und Besuchern zu. Allerdings schlug der Schriftsteller auch kritische Töne im Blick auf das Weltgeschehen und die gesellschaftlichen Entwicklungen an. Dabei ging er auf den Krieg in der Ukraine und die Diskussion über Waffenlieferungen, den Flächenfraß durch Bau- und Gewerbegebiete und den Klimawandel ein. Dennoch mahnte er auch, nicht aufzugeben und zitierte auf schwäbisch: „Ma muss nur welle kenna.“ (Man muss nur wollen können) und fragte weiter: „Was wäre die Welt ohne Hoffnung? Wir haben eine Pflicht zur Hoffnung.“ Er wünschte den Anwesenden zum Ende, dass das neue Jahr zu einem Jahr des Heils werden möge.