Dabei wurde als Zielkonzept ein ÖPNV-Angebot entwickelt, das sich an den Überlegungen in der ÖPNV-Zukunftskommission des Landes orientiert, indem es zu den Hauptverkehrszeiten in den Verdichtungsräumen einen Viertelstundentakt und in der Fläche einen Halbstundentakt vorsieht. Damit einher gingen neben der reinen Angebotsverbesserung im Rahmen einer „ÖPNV-Offensive“ insbesondere auch die Entwicklung einer Marketingstrategie sowie weitere Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Regionalbusverkehrs. Das Projekt befindet sich aktuell mitten in der Umsetzungsphase.
Einheitliches Design – verbessertes ÖPNV-Angebot
Gemeinsam mit einem Fachbüro wurde der Slogan „KREISBUS – Der Bringer!“ und ein einheitliches Bus-Design entwickelt. Darüber hinaus wirbt der Landkreis Tübingen im Rahmen der „KREISBUS-Kampagne“ auf Plakaten, Stelen, Anzeigen, auf Social Media, Veranstaltungen und sonstigen Kanälen für das verbesserte KREISBUS-Angebot.
Der Landkreis hebt mit den neuen Bedienstandards sein künftiges ÖPNV-Angebot auf ein neues Niveau. Mit entsprechender Vorarbeit in einer Projektgruppe bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern von Kreistag und Verwaltung wurde ein Zielkonzept entwickelt, welches grundsätzlich eine Umstellung vom bisherigen 60/30-Raster auf ein 30/15-Raster (Fläche/Verdichtungsräume) vorsieht. Um im Bedarfsfall künftig weiterhin auf wirtschaftliche Negativentwicklungen reagieren zu können, entschied sich der Kreistag zudem neben diesem Zielkonzept für verbindliche Mindeststandards, die in der Fläche zu den Hauptverkehrszeiten einen Halbstundentakt vorsehen, am Wochenende und zu den Randzeiten jedoch ein etwas ausgedünntes Angebot.
Zielkonzept des ÖPNV-Angebots gemäß Nahverkehrsplan:
Auf dieser Grundlage wird der Landkreis Tübingen nun in den kommenden Jahren den Regionalbusverkehr sukzessive stärken und weiter ausbauen. Bei einer Umsetzung des oben dargestellten Zielkonzepts in allen Linienbünden in Aufgabenträgerschaft des Landkreises rechnet die Verwaltung Stand heute ohne Berücksichtigung künftig erwartbarer Kostensteigerungen mit jährlichen Mehrkosten von rund 6 Mio. €. Der Landkreis Tübingen investiert damit mittelfristig jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag allein in seinen Regionalbusverkehr und leistet damit einen zentralen Beitrag zur Verkehrswende.
Weitere Maßnahmen in der ÖPNV-Infrastruktur
Der Schwerpunkt der eingeleiteten „ÖPNV-Offensive“ liegt bislang im Ausbau des Angebots, da hierin der unmittelbarste Nutzen für den Fahrgast liegt. Mit dem Ziel der Verkehrswende vor Augen soll im Landkreis Tübingen auch künftig ein klarer Fokus auf dem Ausbau des Verkehrsangebots und seine qualitative Sicherung gelegt werden. Dabei soll aber selbstverständlich ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, der insbesondere auch die ÖPNV-Infrastruktur nicht aus den Augen verliert. Bereits im Jahr 2013 setzte der Kreistag damals in Vorreiterrolle ein Förderprogramm auf, um den barrierefreien Ausbau von Haltestellen in den Gemeinden mit bis zu 10.000 € pro Bussteig zu bezuschussen. Seither wurde eine Vielzahl an Haltestellen barrierefrei umgebaut und der Landkreis förderte allein in den letzten 5 Jahren rund 60 Bussteige mit einem Fördervolumen von knapp 600.000 €.
Künftig soll nun der weitere Feinschliff in Sachen Haltestelleninfrastruktur im Sinne der vom Kreistag beschlossenen „ÖPNV-Offensive“ erfolgen. Dabei werden auch die fahrgastfreundliche und barrierefreie Gestaltung und Ausstattung der Haltestellen eine verstärkte Rolle einnehmen. Mit der teilweisen Erneuerung der Haltestellenbeschilderung wurde hierfür bereits ein erster Schritt gemacht. Eine gute Handlungsgrundlage bietet hierfür im Weiteren die kürzlich abgeschlossene umfassende Datenerfassung nach einheitlichen Kriterien im Rahmen des Landes-Förderprogramms „Haltestellenerfassung“. In Zeiten von Fachkräftemangel und knapper öffentlicher Kassen wird die Kunst dabei sein, in der Fläche Infrastruktur-Standards zu definieren, die personell und wirtschaftlich darstellbar sind und dabei das Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten in einem ausgewogenen Maß halten. Gleichzeitig gilt es die Städte und Gemeinde als entscheidende Akteure vor Ort eng zu beteiligen und nicht mit Vorgaben zu überfordern bzw. in ihrer kommunalen Selbstverwaltung zu beschneiden.
Zukunftsperspektive Regional-Stadtbahn
Neben dem erheblichen Ausbau des Regionalbusverkehrs wird künftig auch das bereits in der Umsetzung befindliche Schienenverkehrsprojekt „Regional-Stadtbahn Neckar-Alb“ einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende nicht nur im Landkreis Tübingen, sondern in der gesamten umliegenden Region leisten. Dabei sollen die Städte und Gemeinden der Region Neckar-Alb miteinander verbunden und attraktive Verbindungen in die Zentren Tübingen und Reutlingen geschaffen werden. Hierzu werden die im Umland bereits bestehenden Eisenbahnstrecken ausgebaut und mit den Innenstadtbereichen über neu zu bauende Straßenbahnstrecken verbunden, die dort die Feinerschließung sicherstellen.
Zur Attraktivität und Zukunftsfähigkeit dieses neuen Mobilitätsangebots tragen eine enge Taktdichte von mindestens 30 Minuten und der Einsatz moderner elektrischer Fahrzeuge bei. Diese sogenannten „Zweisystem-Fahrzeuge“ verkehren dabei sowohl auf den Eisenbahnstrecken im Umland, als auch auf den neugebauten Straßenbahnstrecken Hierdurch kombiniert die Regional-Stadtbahn die Vorteile der Eisenbahn im Umlandverkehr (schnelle Beförderung, eigenes Streckennetz) mit den Vorteilen einer Straßenbahn (dichte Erschließung der innerörtlichen Bereiche, flexible Streckenführung). Das geplante Streckennetz beläuft sich auf insgesamt 200 km. Etwa 137 km bestehende Eisenbahnstrecken werden elektrifiziert und einzelne Abschnitte erhalten zur Steigerung der verkehrlichen Leistungsfähigkeit ein zweites Gleis. Zusätzlich werden 38 km Strecke neu gebaut/reaktiviert und im Gesamtnetz entstehen 55 neue Haltepunkte. Kurzum: Die Regional-Stadtbahn ist ein echter Gewinn für die Region und ermöglicht eine klimafreundliche und zeitgemäße Mobilität. Die geschätzten Investitionskosten von rund 2,1 Mrd. € mit einem kommunalen Anteil von ca. 300 Mio. € (Preisstand 2021) stellen dabei die Projektpartner (Landkreise Zollernalb, Reutlingen und Tübingen sowie Städte Reutlingen und Tübingen) vor große Herausforderungen.
Um das riesige Potenzial des Projekts für die Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises Tübingen voll auszuschöpfen, gilt es auch weiterhin, den Regionalbusverkehr eng auf den Schienenverkehr abzustimmen, bestehende Zubringersysteme weiterzuentwickeln und gegenseitige Synergien effizient zu nutzen. Auf diese Weise sollen bald KREISBUS und Regional-Stadtbahn Hand in Hand gehen und vor allem auch für die tausenden täglichen Pendlerinnen und Pendler mehr als nur eine Alternative zum motorisierten Individualverkehr darstellen.