(Mehr) Lebensqualität im Alter

Quartiere schaffen Lebensqualität im Alter

Sinnhaftigkeit und gesellschaftliche Teilhabe sind nur einige Faktoren, die mit zu einem Mehr an Lebensqualität im Alter beitragen. Jede und jeder Einzelne hat das Recht auf ein selbstbestimmtes und sozial eingebundenes Leben unabhängig von Lebensalter, physischen oder kognitiven Fähigkeiten. Mit unserer Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ verfolgen wir genau dieses Ziel, um (mehr) Lebensqualität im Alter zu ermöglichen.
Dr. Ute Leidig MdL · Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg · 06. Oktober 2023
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Gesellschaftliche Bedeutung der Seniorinnen und Senioren

Bereits heute leben in Baden-Württemberg mehr als 2,3 Millionen Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren. Die Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg wächst nicht nur – sie wird auch älter. Laut Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wird im Jahr 2050 ca. ein Drittel unserer Bevölkerung 60 Jahre und älter sein. Allein diese große Zahl macht deutlich, wie wichtig es ist, dass wir uns mit den Bedürfnissen von Seniorinnen und Senioren beschäftigen, das gilt für Gesellschaft und Politik. Denn noch viel wichtiger als Zahlen ist die zentrale Bedeutung der Seniorinnen und Senioren für unsere Gesellschaft. Die geschenkten Lebensjahre sollten mit Lebensqualität, Sinnhaftigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe ausgefüllt sein.

Ältere Menschen sind mit all ihren Erfahrungen, Kompetenzen, Ressourcen und Fähigkeiten ein wertvoller Teil unseres Miteinanders. Dies gilt es anzuerkennen und wertzuschätzen. Seniorinnen und Senioren haben ein umfassendes Wissen über unsere Vergangenheit, die uns kein Buch oder Geschichtsunterricht so „echt“ vermitteln kann. Sie tragen mit ihrer Lebenserfahrung dazu bei, das heutige Geschehen besser zu verstehen und aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Darüber hinaus haben ältere Menschen große Erfahrungen in Sachen Arbeit, sind meist gut vernetzt und übernehmen Verantwortung. Sie sind zudem eine große Stütze im Sozialen:

• sie betätigen sich ehrenamtlich z. B. in der Seelsorge
• sie engagieren sich in ihrer Nachbarschaft z. B. durch die Übernahme von Besorgungen
• sie übernehmen die Betreuung und Pflege von Enkelkindern und anderen Angehörige
• und vieles, vieles mehr.

Dies ist vor allem heute in Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels äußerst wichtig. Allen, die sich engagieren, danke ich von Herzen.

Förderung: Projekt „Gut älter werden im Bodenseekreis“. Förderprogramm Quartiersimpulse, Fördersumme 115.000 Euro:

Der Bodenseekreis bietet seinen Gemeinden hiermit ein modulares Baukastensystem für einen niederschwelligen Einstieg in die Quartiersentwicklung und zur Gestaltung der Herausforderungen des demografischen Wandels mit aktiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Ziel ist es, gemeinsam mit den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Interessierten vor Ort, den Handlungsbedarf in der jeweiligen Gemeinde zu erheben, zu konkretisieren und Ideen auf Umsetzbarkeit zu prüfen. Mit Meersburg und Langenargen ist eine intensive Zusammenarbeit vereinbart, die die Begleitung und Unterstützung konkreter Maßnahmen und Schritte zur „Sorgenden Gemeinde“ umfasst. Darüber hinaus soll im Rahmen der landkreisweiten Vernetzung, bürgerschaftlich Engagierten und Verantwortlichen aus ähnlichen Projekten die Gelegenheit zum kreisweiten Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung eröffnet werden.

Diversität des Alter(n)s

Die Vielfalt, in der die älteren Menschen sich beteiligen und in der sie leben, spiegelt die Diversität des Alters und der Aktivitäten im Alter wider. Während die einen E-Bike-Touren am Bodensee machen oder Nachbarn beim Einkaufen unterstützen, benötigen andere Unterstützung im Alltag oder sind gar gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen, um versorgt zu werden. Dies sind nur wenige Beispiele unterschiedlicher Lebensformen, Interessen, Gesundheitszustände und Möglichkeiten, die die große Vielfalt des Alters zeigen und in Politik und Gesellschaft zu berücksichtigen sind. Uns ist es wichtig, die Diversität des Alter(n)s sichtbarer zu machen und in Entscheidungen einzubeziehen, um das lebenswerte Älterwerden und die dafür notwendigen Bedingungen bestmöglich zu gestalten.

Förderung: Projekt „Urlaub bis ans Lebensende“ der Initiative Schöner Wohnen, Neckarbischofsheim. Förderprogramm Gut Beraten! – Quartiersentwicklung, Fördersumme 4.000 Euro:

Hier entsteht ein touristisch geprägtes Bungalowdorf, das generationenübergreifend als Seniorenwohnsitz genutzt wird. Die dort lebenden Menschen gestalten mittels eines Beteiligungsprozesses ihr eigenes Umfeld, indem sie sich in die Versorgung, das kulturelle sowie sportliche Angebot, die Verwaltung oder die Pflege einbringen. Die Initiative wird zu einem Visionsworkshop, der Ermittlung von Erfolgsfaktoren, der Finanzierung und Konzeption sowie zum Projektmanagement, der Moderation und Kommunikationsstrategie beraten.

Quartiere als Räume für (mehr) Lebensqualität im Alter

Für (mehr) Lebensqualität im Alter setzten wir uns mit unserer Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ ein. Seit 2017 unterstützen wir Städte, Gemeinden, Landkreise sowie zivilgesellschaftliche Akteure bei der alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung, um den Bewohnerinnen und Bewohnern auch im Alter und/oder mit Unterstützungsbedarf ein gutes Leben in Teilhabe zu ermöglichen. Dazu benötigen wir lebendige Quartiere, Dörfer, Stadtteile, Nachbarschaften und vieles mehr, in denen wir uns gegenseitig unterstützen, uns umeinander kümmern und füreinander da sind.

Information, Vernetzung und Erfahrungsaustausch:

Unter anderem ein jährlicher Fachtag des Sozialministeriums sowie bisher sieben Regionalkonferenzen in unterschiedlichen Landkreisen zu Themen wie „Unsere Gemeinschaften stark machen, unsere Kommunen voranbringen“.

Die Lebens- und Familienformen haben sich verändert. Wir werden älter und vielfältiger, wir sind flexibler und mobiler und immer mehr (ältere) Menschen leben alleine. Gleichzeitig wünschen wir uns Gesundheit und gute Jahre im Alter. All das bringt neue Anforderungen an das Zusammenleben, Formen der Unterstützung und öffentliche Räume mit sich. Die Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ ist eine wichtige Antwort auf all diese Herausforderungen. Bestehend aus den fünf Bausteinen Information, Beratung, Qualifizierung, Vernetzung und Erfahrungsaustausch sowie Förderung (siehe Abbildung 1) hilft die Strategie den Kommunen und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern dabei, gemeinsam ein unterstützendes und lebendiges Quartier zu gestalten.

Herzlichst

Ihre

Dr. Ute Leidig MdL
Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg

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Information:

über 3.000 Newsletter-Abonnentinnen und -Abonnenten

Der Baustein Information trägt mit Erklärvideos, einem Newsletter und einer Webseite, Arbeitshilfen sowie verschiedenen weiteren Informationsangeboten zur (Weiter)Entwicklung und Gestaltung der Quartiersarbeit in Baden-Württemberg bei. Die Beratung findet in unterschiedlichen Bereichen und für unterschiedliche Akteurs-Zielgruppen statt. Um die baden-württembergischen Städte, Gemeinden und Landkreise bei ihrer Quartiersentwicklung zu unterstützen, bietet die Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ mit dem Gemeinsamen Kommunalen Kompetenzzentrum Quartiersentwicklung (GKZ.QE), an dem der Landkreistag maßgeblich beteiligt ist, verschiedene Beratungsangebote mit einem breiten Themenspektrum an. Auch die Fachstelle für ambulant unterstützte Wohnformen Baden-Württemberg (FaWo), die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg oder der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband e.V. (BWGV) beraten Interessierte zu ihren jeweiligen Schwerpunktthemen. Um die Kommunalverwaltung und ihre zivilgesellschaftlichen Partner auf neue Arbeitsweisen, Planungsprozesse, Bürgerbeteiligungsverfahren und Formen der Zusammenarbeit vorzubereiten, bietet die Quartiersakademie unterschiedliche Schulungs- und Qualifizierungsprogramme im Baustein Qualifizierung. Der Baustein Vernetzung und Erfahrungsaustausch fördert die Landesstrategie durch verschiedene Veranstaltungsformate wie beispielsweise den jährlichen Fachtag oder sogenannte Regionalkonferenzen. Im Bereich der Förderung hält die Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ unterschiedliche Förderprogramme für Kommunen und/oder zivilgesellschaftliche Akteure bereit.[1]

Beratung

Beratungswegweiser Quartiersentwicklung: https://www.beratungswegweiser-quartier.de/willkommen

Ein lebendiges und unterstützendes Quartier ist die Antwort auf die Frage nach Möglichkeiten für ein lebenswertes Alter(n) in Baden-Württemberg. Durch ein entsprechendes Wohnumfeld, Nachbarn, soziale Kontakte, eine gute Infrastruktur, gesundheitliche Angebote und vieles mehr kann eine Gemeinschaft und ein sorgendes Miteinander entstehen, in dem keine und keiner alleine bleibt. Quartiere sind Begegnungsorte, wo Kultur und Bewegung stattfindet, Generationen aufeinandertreffen und sich unterstützen, man sich gegenseitig im Garten hilft oder gemeinsam einen Kaffee trinkt. Das alles und noch viel mehr sind lebendige und unterstützende Quartiere. Dabei ist die Möglichkeit der Mitgestaltung elementar. Sich einbringen, Ideen teilen, Wünsche äußern oder mit anpacken schafft Identität mit dem Quartier. Diese Ziele verfolgen unsere Angebote sowie unsere Partnerinnen und Partner mit ihrer Arbeit.

Qualifizierung:

Verschiedene Fortbildungen z. B. zum Thema „Quartiersentwicklung – gemeinsame Identität im Alter und soziale Interaktion zwischen Jung und Alt“ oder auch Inhouse-Veranstaltungen.

Seit Beginn der Strategie haben wir bereits rund 600 Kommunen mit den verschiedenen Bausteinen der Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ erreicht. Zahlreiche Praxisbeispiele zeigen, wie engagiert und vorbildlich die Menschen im Land diese Möglichkeiten nutzen und umsetzen – dafür ein großes Dankeschön.


[1] Die Inhalte der Angebotsbausteine sind hier im Detail nachzulesen: https://www.quartier2030-bw.de/angebote/angebote.html

Dr. Ute Leidig MdL ist Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg
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