Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald

Sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung im Ostalbkreis

Im Gebiet „Schwäbischer Wald“ im Ostalbkreis haben sich verschiedene Gesundheitsakteure zusammengeschlossen, um die wohnortnahe Versorgung zu verbessern. Unterstützt werden sie von zwei Patientenlotsinnen und einer Gemeindeschwester.
Leonie Schönsee · Ostalbkreis · 06. Oktober 2023
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Um die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, hat sich der Ostalbkreis 2020 und 2022 erfolgreich auf die Förderaufrufe des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg zum Aufbau von Primärversorgungsnetzwerken beworben. In Zusammenarbeit mit den Kreisärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd, den Kliniken Ostalb und der Hochschule Aalen wurde daraufhin ein Konzept für ein Primärversorgungsnetzwerk im Raum „Schwäbischer Wald“ im Ostalbkreis erarbeitet. Zielgruppe des Projekts sind insbesondere chronisch kranke und multimorbide Personen mit komplexen Versorgungsbedarfen.

Bei der Pilotregion handelt es sich um den von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg definierten Planungsbereich „Schwäbischer Wald“ im nordwestlichen Ostalbkreis. Hier wurde im Oktober 2022 offiziell die hausärztliche Unterversorgung festgestellt. In der ländlich geprägten Raumschaft, in der etwa 32.500 Einwohner leben, sind nur 10 der 23 Hausarztsitze besetzt.

Das multiprofessionelle und sektorenübergreifende Primärversorgungsnetzwerk hat zum Ziel, die Kommunikation und Kooperation von Akteuren aus dem Gesundheits- und Sozialwesen zu verbessern. Durch die Versorgung „aus einer Hand“ und die bessere Koordination von Leistungen soll ein kontinuierlicher Behandlungsprozess ermöglicht werden. Der Zugang zu Gesundheitsleistungen soll vereinfacht, Wartezeiten verringert und der sogenannte Drehtüreffekt, bei den Patientinnen und Patienten wiederholt ins Krankenhaus kommen, vermieden werden.

Logo Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald
Logo Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald

Das Primärversorgungsnetzwerk im Ostalbkreis mit dem Namen „Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald“ wurde im September 2022 offiziell gegründet. Es handelt sich um einen dezentralen Zusammenschluss von Gesundheitsakteuren und -institutionen. Unter den etwa 30 Mitgliedern befinden sich u.a. mehrere Hausarztpraxen, die Kliniken Ostalb, ambulante Pflegedienste, Sozialstationen, der Pflegestützpunkt Ostalbkreis, Physiotherapeuten, Sanitätshäuser, eine Ernährungsberaterin und eine Wundmanagerin.

Eine zentrale Rolle im Gesundheitsnetz nehmen die Patientenlotsinnen ein. Die beiden examinierten Pflegefachkräfte sind bei der hausärztlichen Genossenschaft MEDWALD eG angestellt. Sie unterstützen Patientinnen und Patienten, indem sie deren Versorgungsprozess koordinieren. Sie übernehmen also organisatorische Aufgaben, wie z.B. die Vereinbarung von Arztterminen, das Ausfüllen von Formularen und Anträgen sowie die Organisation von Hilfsmitteln oder von Krankentransporten. Diese Tätigkeit wird Case Management genannt und ist bislang noch keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Im Zuge des Förderprojekts sind diese Leistungen für Patientinnen und Patienten im Schwäbischen Wald aber gänzlich kostenfrei. Insbesondere Personen, die mehrere Krankheiten haben, nur wenig Unterstützung von Angehörigen erhalten und ggf. auch nicht mehr mobil sind, sollen von den Leistungen der Patientenlotsinnen profitieren. Sie werden von den Mitgliedern des Gesundheitsnetzes, wie etwa von Hausärzten, Pflegediensten oder dem Entlassmanagement der Kliniken an die Patientenlotsinnen überwiesen. Bei einem ersten Hausbesuch informieren sich die Lotsinnen über die Lebenssituation der Patientinnen und Patienten und erstellen einen Hilfeplan. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Gesundheitsnetzes wird dann eine ganzheitliche und qualitativ hochwertige Versorgung sichergestellt.

Um die Hausärztinnen und -ärzte im Schwäbischen Wald zu entlasten, ist im Gesundheitsnetz zusätzlich eine Gemeindeschwester bzw. „Community Health Nurse“ tätig. Sie ist ebenfalls examinierte Pflegefachkraft, hat zusätzlich einen Bachelorabschluss im Bereich Gesundheitsförderung und kümmert sich bei Hausbesuchen um die medizinische Grundversorgung der Patientinnen und Patienten. Sie führt Kontrolluntersuchungen und Routinebehandlungen durch und unterstützt bei der Therapie von Bagatellerkrankungen. Außerdem berät sie zu den Themen Gesundheitsförderung und Prävention, wie etwa zur Sturzprophylaxe und zu gesunder Ernährung. Auch bei der Medikamenteneinnahme und beim Selbstmanagement chronischer Erkrankungen steht sie den Patientinnen und Patienten unterstützend zur Seite. Über ihre Tätigkeiten hält sie regelmäßig Rücksprache mit den kooperierenden Hausärztinnen und -ärzten.

Das Gesundheitsnetz wird von der Hochschule Aalen, Studienbereich Gesundheitsmanagement, wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Ziel ist es, durch dieses Pilotprojekt Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob innovative Versorgungsstrukturen einen Mehrwert für das deutsche Gesundheitssystem bringen und in die Regelversorgung überführt werden sollten. Die ersten Erfahrungen aus dem Ostalbkreis zeichnen ein positives Bild. Alle Beteiligten hoffen darauf, dass das Projekt auch nach Ende der Förderlaufzeit im Mai 2024 weiterfinanziert wird.

Infobox:

Ansprechpartnerin:
Leonie Schönsee
Landratsamt Ostalbkreis - Geschäftsbereich Gesundheit
leonie.schoensee@ostalbkreis.de

Weitere Informationen zum Gesundheitsnetz gibt es auf der Website zur medizinischen Versorgung im Ostalbkreis:
www.mediportal-ostalbkreis.de

Leonie Schönsee ist im Geschäftsbereich Gesundheit im Landratsamt Ostalbkreis tätig
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