EU-Projekte in der Vierländerregion

Europa am Bodensee

Mittendrin in Europa: Die internationale Bodenseeregion ist gelebtes Europa mit Tradition. Grenzübergreifendes Denken steht hier eigentlich immer auf der Tagesordnung.
Gudrun Homburger · Bodenseekreis · 11. April 2024
Gudrun Homburger, Europabeauftragte des Bodenseekreises, hat vom Landratsamt in Friedrichshafen aus die gesamte Vierländerregion Bodensee im Blick.
Gudrun Homburger, Europabeauftragte des Bodenseekreises, hat vom Landratsamt in Friedrichshafen aus die gesamte Vierländerregion Bodensee im Blick.
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Sinnbild dafür ist der See selbst: Er wird von den drei Anrainerstaaten gemeinsam verwaltet. Dieser Geist ist im Bodenseekreis in einer ganzen Reihe von Projekten und Initiativen wiederzuerkennen, wie ein kleiner Streifzug durch den Landkreis zeigt.

Der Bodenseekreis ist Teil der Vierländerregion: Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein. Denn wir sind eine Region rund um den See. Zur Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Verbesserung der nationalen und internationalen Strahlkraft als zukunftsorientiertem Wirtschaftsraum wurde mit Fördergeldern von Interreg ABH die Regionenmarke „Vierländerregion Bodensee GmbH“ entwickelt.

Die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) mit ihrer Geschäftsstelle in Konstanz ist die institutionalisierte grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Mit ihren Kommissionen Umwelt, Wirtschaft, Verkehr, Bildung, Kultur und Gesundheit und Soziales ist sie ein wichtiger Impulsgeber für die gemeinsame Gestaltung der Bodenseeregion. Projekte wie eine Machbarkeitsstudie zur klimaneutralen Schifffahrt auf dem Bodensee oder das Netzwerk „Bodensee-S-Bahn“, welche das Reisen mit Bahn, Bus und Fähren im internationalen Bodenseeraum verbessern und erleichtern soll, wurden unter anderem hier auf den Weg gebracht.

Die rund 1.500 landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis pflegen dessen schöne Natur- und Kulturlandschaft. Über das gemeinschaftlich von Land und Kreisen getragene Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee fließen Interreg-ABH-Fördergelder in die Region. Die europäisch geförderten Forschungsprojekte befassen sich mit der bedarfsgerechten Wasserversorgung im Obstbau oder dem Einsatz von Nützlingen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln.

Dank des EU-Förderprogramms für Klima- und Umweltpolitik LIFE konnte sich der Bodenseekreis am Projekt „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen“ (LoKlim) der Universität Freiburg beteiligen. Für den Kreis wurde daraus eine Strategie zur Klimawandelanpassung erarbeitet. LoKlim wurde zudem als Finalist des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2021 geehrt.

Seit 2023 ist der Bodenseekreis mit sechs Gemeinden gemeinsam mit 20 Gemeinden des Landkreises Konstanz erstmals LEADER-Aktionsgebiet. Mit ELER-Fördermitteln sollen Projekte entwickelt werden, um das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum attraktiv(er) zu gestalten.

Gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen hat der Bodenseekreis für das RegioWIN-Leuchtturmprojekt „Regionales Innovations- und Technologietransferzentrum“ (RITZ) EFRE Fördergelder in Höhe von sieben Millionen Euro generiert. Hier arbeiten und forschen heute Startups, KMUs und Technologiekonzerne am Schwerpunktthema Digitalisierung und Mobilität der Zukunft.

Für Wirtschaftsunternehmen im ländlichen Raum gibt es das Förderprogramm „Spitze auf dem Land! Technologieführer in Baden-Württemberg“. So wurden hiesige Firmen, welche Produktlösungen in der Obstbautechnik entwickeln, aber auch Betriebe der Luft- und Raumfahrtbranche mit EFRE-Fördergeldern unterstützt.

Im Rahmen von ERASMUS PLUS ermöglicht das Landratsamt seinen Auszubildenden, berufliche Erfahrungen bei Auslandspraktika in anderen Kommunalverwaltungen zu sammeln.

Der Europäische Sozialfonds (ESF) unterstützt Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen So zielt das geförderte Projekt „ZiP – Zukunft im Pflegeberuf“ des CJD in Überlingen darauf ab, junge Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen, Auszubildende in Pflegeberufen zu begleiten und Ausbildungsabbrüche zu vermieden.

Seit 2021 gibt es in Friedrichshafen ein EUROPE-DIRECT-Zentrum, welches bei der VHS der Stadt Friedrichshafen angesiedelt ist. Als eines von sechs Büros in Baden-Württemberg ist das Zentrum eine lokale Schnittstelle zwischen der Bürgerschaft und der EU. Es bietet Informationen und Auskunft zu EU-Angelegenheiten in Form von Veranstaltungen, Ausstellungen oder Einzelanfragen.

Über den Bodenseekreis:

Der Bodenseekreis erstreckt sich auf 56 Kilometern entlang des nahezu gesamten baden-württembergischen Nordufers des Bodensees. Auf einer Fläche von 665 km² leben rund 220.000 Menschen in 23 Städten und Gemeinden. Damit ist der Landkreis verhältnismäßig dicht besiedelt, die Bevölkerung wächst stetig. Wirtschaftlich dominieren Industrie und produzierendes Gewerbe. Den Schwerpunkt bilden Maschinen-/Fahrzeugbau, Elektrotechnik sowie die Luft- und Raumfahrttechnik. In der Landwirtschaft prägen Sonderkulturen wie Obst-, Wein- und Hopfenanbau das Bild. Dank des hohen Freizeitwertes und der landschaftlichen Schönheit ist auch der Tourismus von großer Bedeutung.

Gudrun Homburger ist Europabeauftragte des Bodenseekreises. Die Stelle ist im Amt für Bauen, Klima und Mobilität des Landratsamts angesiedelt.
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