Landkreis Lörrach im Dreiländereck

Gelebte trinationale Nachbarschaft

Einzigartig in Europa ist der besondere Raum um Basel: Hier laufen die Grenzen der drei Länder Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammen.
Sonya Baron · Landkreis Lörrach · 11. April 2024
Vis-à-Vis Park: Aufgewertetes Rheinufer mit Blick auf das Nachbarland
Vis-à-Vis Park: Aufgewertetes Rheinufer mit Blick auf das Nachbarland
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Die grenznah lebenden Bewohnerinnen und Bewohner nehmen die Grenzen in ihrem Alltag kaum wahr – so eng sind die Verflechtungen, so alltäglich der Weg über die Grenzen des Dreiländerecks. Täglich pendeln allein aus Deutschland über 60.000 Menschen in die Schweiz.

Das Leben im Dreiländereck verbindet den Landkreis Lörrach mit den Nachbarländern über Rheinbrücken, grenzüberschreitende Verkehrswege auf Straße und Schiene, Mobilität von Arbeitnehmenden und Auszubildenden, bi- und trinationale Studiengänge, Begegnung, Austausch und Freundschaften.

Vielfältige Freizeitangebote als auch grenzüberschreitende Kultur laden die Einwohnerinnen und Einwohner der Dreiländerregion ein. Täglich gelebtes Europa ist hier Alltag. Die hohe Lebensqualität in einer internationalen, weltoffenen und europäischen Atmosphäre entspringt dem alltäglichen Miteinander, der wirtschaftlich guten Ausgangslage und dem milden Klima mit Rekordsonnenstunden.

Für die guten Beziehungen zu den Nachbarländern ist aber zumindest mittelbar auch die engagierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der gesamten Oberrheinregion und besonders im Gebiet des Trinationalen Eurodistrict Basel ursächlich.
 

Trinationaler Eurodistrict Basel: Politische Plattform für einen attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum

Der Trinationale Eurodistrict Basel (TEB) vereint die drei Länder der trinationalen Agglomeration Basel mit ihren mehr als 900.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Ziel des TEB ist die Entstehung eines attraktiven grenzüberschreitenden Wirtschafts- und Lebensraums, der auch die wachsenden Anforderungen an Klimaentwicklung und Umweltqualität erfüllt.

Er bildet die politische Plattform, bringt Projektideen und realisiert Planungen in der Dreiländerstadt Basel. In seinen Anfangsjahren wurde er und seitdem auch viele seiner Projekte durch das INTERREG-A-Oberrhein-Programm der EU gefördert.
 

AggloBasel setzt Maßnahmen um

Im Verein AggloBasel haben sich die Akteure aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich organisiert, um gemeinsam und grenzüberschreitend die nachhaltige und integrierte Entwicklung von Landschaft, Siedlung und Verkehr im Großraum Basel zu koordinieren. Grundlage der Arbeit ist ein gemeinsam kreiertes und fortgeschriebenes Zukunftsbild. Mit Hilfe des AggloBasel gelingt es regelmäßig, die Planungen für den Großraum Basel an die wachsenden Herausforderungen anzupassen und Entwicklungsmaßnahmen mit Hilfe von Infrastrukturfonds aus der Schweiz zu realisieren: Europa mal ganz ohne EU und dafür sehr pragmatisch und konkret.

Das zentrale Instrument für die Planung und Umsetzung konkreter Projekte sind die Agglomerationsprogramme des Schweizer Bundes. Das Agglomerationsprogramm Basel schnürt alle vier Jahre ein Maßnahmenpaket, das beim Schweizer Bund zur Mitfinanzierung eingereicht wird. Unter dem Namen „trireno“ wird zudem das Netz der trinationalen S-Bahn Basel zum verkehrlichen Rückgrat der Agglomeration ausgebaut.
 

„3Land“ – Entstehung eines grenzüberschreitenden Stadtteils

Hier entsteht das europaweit größte Stadtentwicklungsprojekt über drei Länder. Das Projektgebiet umfasst mit fast 600 Hektar Quartiere der Städte Huningue und Saint-Louis (F), Weil am Rhein (D) und Basel (CH). Auf rund 82 Hektar soll in den nächsten Jahrzehnten Raum für 20.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Geplant ist ein Kfz-reduziertes Quartier mit dichter und moderner Wohn- und Geschäftsbebauung, höchster Aufenthaltsqualität und Umweltstandards. Vorgesehen ist zudem der Bau einer neuen Rheinbrücke für Tram, Fuß- und Fahrradverkehr. Möglich ist dieses großräumige Planungsprojekt „3Land“ durch die Umnutzung und Aufwertung eines alten Hafenareals und der Rheininsel.
 

Doppeltes Grün – grenzüberschreitender Park

Bereits umgesetzt wurde der grenzüberschreitende Park „Vis-à-vis“ an den Rheinufern. Auf Brach- und Altlastenarealen der französischen Kommune Huningue und dem deutschen Weil am Rhein entstand ein grenzüberschreitender Grünraum auf etwa 20.000 m². Der neue Freiraum wird von der Bevölkerung des Dreiländerecks gut angenommen und gibt dem Hafenareal ein ganz neues Gesicht. Das Projektvolumen von vier Millionen Euro wurde zur Hälfte aus dem INTERREG-A-Programm Oberrhein getragen.
 

Neu: Grenzüberschreitende Buslinie zwischen Deutschland und Frankreich

Ab Dezember 2024 startet die erste direkte Busverbindung im Dreiländereck zwischen Lörrach (D) und Saint-Louis/EuroAirport (F). Der Landkreis Lörrach schließt damit eine bestehende Lücke im trinationalen Verkehrsnetz und ermöglicht es der Bevölkerung, ohne Umweg über Basel nach Frankreich zu fahren. Dabei ist ein Umstieg auf die zwei bestehenden S-Bahn-Linien im Landkreis Lörrach und auch am Bahnhof Saint Louis möglich. Die neue Buslinie verbindet so gleich mehrere Verkehrssysteme miteinander und eröffnet neue Möglichkeiten, den ÖPNV zu kombinieren.

Gefördert wird die grenzüberschreitende Buslinie aus Mitteln des INTERREG-A-Oberrhein-Programms, des Landes Baden-Württemberg, der Saint Louis Agglomération, der Collectivité européenne d’Alsace und der Région Grand Est.

Durch das Agglomerationsprogramm Basel und das INTERREG-A-Programm Oberrhein konnten auch die grenzüberschreitenden Tramlinien von Basel (CH) nach Weil am Rhein (D) und von Basel nach Saint-Louis (F) realisiert werden. Als Neuerung steht ferner der Ausbau eines 15-Minutentakts der Regio-S-Bahn zwischen Basel SBB und Zell im Wiesental (D) an.
 

Dreiland-Radregion: 1 Fluss, 2 Räder, 3 Länder

Drei neue grenzüberschreitende Fahrrad-Rundwege in Längen von 20 bis 200 Kilometern komplettieren das bestehende Radnetz. So kann die kulturelle und landschaftliche Vielfalt in der direkten Nachbarschaft des Dreiländerecks für Freizeitradler und Radtouristen noch besser vernetzt und genutzt werden. Gäste von außerhalb können so die Region besser verstehen und sie aus einem anderen Blickwinkel erfahren. Eine grenzüberschreitende Fahrradkarte und ein mehrsprachiges Digitalangebot unterstützen dabei.

Gleich 27 motivierte Partner beteiligten sich an dem Projekt. Das waren neben den beteiligten Touristeninformationen die Kantone, Städte und Gemeinden im Dreiland, unter anderem Basel, der Landkreis Lörrach und die Saint Louis Agglomération. Sie engagieren sich gemeinsam für den Radtourismus und steigern so die Attraktivität und Lebensqualität der Region.

Gefördert wurde das Projekt vom TEB und dem INTERREG-Programm Oberrhein.

Sonya Baron ist Leiterin der Stabsstelle Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Europa im Landratsamt Lörrach
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