Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Aspekte hat sich der Landkreis Lörrach zum Ziel gesetzt, die Mobilität sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltig zu gestalten. In diesem Sinne arbeitet er aktiv und in allen Bereichen an der Verkehrswende mit. Die folgenden Punkte sollen einen kleinen Einblick darüber geben, wie der Landkreis die Entwicklung hin zu einem klimaverträglichen Verkehr und einem starken ÖPNV vorantreibt.
Starker ÖPNV: Stetige Entwicklung des Busnetzes im Landkreis „Sausenberger" und „Schopfrheiner“ sorgen für attraktive Verbindungen
Das Engagement des Landkreises im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) besteht vor allem aus Planungs- und Konzeptionsaufgaben sowie Aspekten der Steuerung. Als Aufgabenträger im straßengebundenen ÖPNV setzt sich der Landkreis für einen bedarfsgerechten, klimafreundlichen und komfortablen öffentlichen Nahverkehr ein, wobei insbesondere auch auf eine gleichwertige Versorgung des ländlichen Raums Wert gelegt wird. Seit der vollständigen Neufassung des Nahverkehrsplans 2016 baut der Landkreis sein ÖPNV-Netz sukzessive und nachhaltig aus. So wurde zum Fahrplanwechsel 2017/2018 mithilfe des Landesförderprogramms die erste Regiobuslinie, der „Sausenberger“ in Betrieb genommen. Sie bietet seitdem an sieben Tagen in der Woche eine schnelle hochattraktive Verbindung zwischen dem Unterzentrum Kandern und der Bahn-Anschlussstelle Lörrach-Brombach – und das im Stundentakt.
Aufgrund des Erfolgs entschied sich der Landkreis 2021, eine weitere Buslinie zu einer Regiobuslinie umzugestalten. Seit Dezember 2021 bringt der „Schopfrheiner“ Fahrgäste von Schopfheim im Wiesental über den Dinkelberg an den Hochrhein nach Rheinfelden. Rund 550 Fahrgäste werden hier pro Tag befördert.
Eine weitere angebotsorientierte Regiobuslinie ist bereits für 2024 in Planung. Zum Fahrplanwechsel soll eine Linie das Oberzentrum Lörrach mit der Saint-Louis Agglomération und dem EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg verbinden. Die Linie wird eine Lücke im Busnetz schließen und in Zusammenarbeit mit dem Trinationalen Euro-District Basel, der Saint-Louis Agglomération und dem Département du Haut-Rhin realisiert werden. Somit entsteht im Landkreis die erste direkte Busverbindung zwischen Deutschland und Frankreich.
Ebenfalls zum Fahrplanwechsel 2024 wird das Linienbündel Wiesental den Betrieb aufnehmen. Um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern und wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen, wurde für die Angebotskonzeption dieses Bündels eine Kombination aus klassischem Linienverkehr nach § 42 PBefG und einem „ON Demand Verkehr“ (Linienbedarfsverkehr § 44 PBefG) konzipiert, um Randzeiten im ländlichen Raum besser und wirtschaftlicher zu bedienen.
Ein schönes Beispiel für die ganzheitliche Entwicklung des Verkehrs im Landkreis ist die Reihe von Untersuchungen im Kandertal. Was zunächst als Raumkonzept startete, konnte anschließend in der Verkehrsstudie Kandertal vertieft werden. Unmittelbarer Output des Raumkonzepts war die Gründung des Mobilitätsnetzwerks Kandertal.
In der Verkehrsstudie wurde die bedarfsgerechte und moderne Erschließung des Raums untersucht, sowohl durch Busverkehr, als auch aufbauend darauf die Reaktivierung der Kandertalstrecke für den S-Bahn-Betrieb. Bereits ab 2026 soll der Landkreis von dem neuen Buskonzept aus dieser Studie profitieren. Der Fokus liegt dabei auf einer hohen Angebotsorientierung (Vertaktete Linien und gute Umstiege).
Starker Regionalbahnverkehr: Aufwertung der Hauptachsen für die Herausforderungen der Zukunft
Der Schienenpersonennahverkehr spielt auf den Hauptachsen eine überragende Rolle im Bereich der nachhaltigen Mobilität. Auch im Landkreis Lörrach sind die Rheintalbahn, die Hochrheinbahn sowie die Garten- und Wiesentalbahn unverzichtbar für den Pendler-, Tourismus- und Freizeitverkehr. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich der Landkreis an den Projekten „Ausbau der Garten- und Wiesentalbahn“ sowie „Ausbau und Elektrifizierung der Hochrheinbahn“. Beide Strecken sind Teil der trinationalen S-Bahn Basel und damit der Entwicklung des zusammenhängenden S-Bahn-Netzes der gesamten Region.
Mit dem Ausbau der Garten- und Wiesentalbahn soll ein neuer Haltepunkt für das sich noch im Bau befindliche neue Klinikum erschlossen und ein moderner 15-Minuten-Takt zwischen Lörrach Hauptbahnhof und Basel eingeführt werden. Zudem soll die Erschließung des Wiesentals durch eine Aufwertung der Linie S5 erheblich verbessert werden. Die Inbetriebnahme ist für 2035 angestrebt.
Während der Ausbau der Garten- und Wiesentalbahn zwar stetig voranschreitet, befindet sich das Projekt gleichwohl noch in den Anfangsphasen. Im Gegensatz dazu rückt die Elektrifizierung der Hochrheinbahn mit einem Baustart in 2025 und der Inbetriebnahme Ende 2027 in vergleichsweise greifbare Nähe. Bei diesem Projekt soll die längst nicht mehr zeitgemäße „Dieselinsel“ beseitigt werden. Das hat nicht nur positive Auswirkungen im Bereich Klimaschutz, hierdurch wird auch die Einbindung in das elektrifizierte Gesamtnetz, sowohl von Deutschland als auch der Schweiz, ermöglicht. Als Beispiel für die hierdurch geschaffenen Durchbindungsmöglichkeiten ist der Hochrhein-Bodensee-Express, der auf der Strecke Herisau – St. Gallen – Konstanz – Basel Badischer Bahnhof die bestehende schnelle Verbindung ergänzt.
Mit der Aufwertung der gesamten Region und über die Landesgrenze hinweg leistet das Projekt einen relevanten Beitrag zur Stärkung des ÖPNV und zur Entwicklung hin zu einem klimaverträglichen Verkehr.
Starke Partnerschaft, große Bandbreite: Mobilitätsnetzwerk Kandertal und Kompetenznetzwerk Mobilitätspunkte
Speziell kleine ländliche Kommunen benötigen vor dem Hintergrund der großen Aufgaben im Bereich der nachhaltigen Mobilität neue Lösungen und eine stärkere Verbindung untereinander. Doch nicht nur die Menschen in ländlichen Räumen, sondern auch in den urbanen Zentren, profitieren von einer über Gemarkungsgrenzen hinweg abgestimmten Mobilität und neuen Mobilitätsformen.
Um in diesen Themen gemeinschaftlich voranzukommen, haben sich zehn Kommunen aus dem Kandertal und vom Oberrhein zusammengeschlossen, gemeinsam mit dem Landkreis Lörrach, der Agglomeration Basel und dem Regionalverband Hochrhein-Bodensee. Das kommunale Initiativprojekt konnte im April 2023 unter dem Namen „Netzwerk für nachhaltige Mobilität Kandertal | Oberrhein“ (NEMO) seine Arbeit aufnehmen. Die dreijährige Förderung im Rahmen der Nationalen Klimaschutzrichtlinie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wird durch Strukturfördermittel des Landkreises und Mittel der Agglomeration Basel ergänzt. Fachlich wird das Netzwerk zudem vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee unterstützt.
Der Hauptfokus liegt auf der sogenannten ersten und letzten Meile. Daher arbeiten die Teilnehmenden aktuell an einem gemeinsamen Vorgehen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur und des Carsharings. Rad- und Fußverkehr, Mobilitätsstationen und Ortsmitten.
Das Vorgehen im Verbund bietet insbesondere den kleinen Kommunen im ländlichen Raum große Vorteile: Es ermöglicht eine bessere Verhandlungsposition in Gesprächen mit Dienstleistungsunternehmen und schont die personellen Ressourcen. Neben den Treffen mit den Netzwerkkommunen und -partnern beinhaltet die Förderung zudem auch die gemeindespezifische Unterstützung durch das Netzwerkmanagement, unter Leitung der Energieagentur Südwest, in Form von Beratungsleistungen. Hier können kleinräumige Themen bearbeitet oder die konkrete Umsetzung der gemeinsamen Projekte unterstützt werden.
Um den Vernetzungsgedanken des NEMO auch landkreisweit aufzunehmen, baut der Landkreis mit allen Städten und Gemeinden zusätzlich das „Kompetenznetzwerk Mobilitätspunkte im Landkreis Lörrach“ (KOMO) auf. Das Netzwerkmanagement übernimmt in diesem Zusammenschluss der Landkreis, der die Stelle über die Personalkostenförderung Nachhaltige Mobilität in Baden-Württemberg abbildet.
Neben der landkreisweiten Zusammenarbeit möchte das Netzwerk insbesondere den Aufbau eines bedarfsgerechten Sharing-Angebotes sowie eines Netzes aus Mobilitätspunkten unterstützen. Die Mobilitätspunkte sollen dazu beitragen, das Verständnis der öffentlichen Mobilität über eine Bushaltestelle oder einen Bahnhof hinaus zu öffnen. Es sind Orte, welche eine oder mehrere Formen öffentlich zugänglicher Mobilität anbieten und vorhandene Angebote sowie die Verkehrsmittel der ersten und letzten Meile miteinander verknüpfen.
Die Kommunen arbeiten hierfür in thematischen Arbeitsgruppen, jeweils bestehend aus einer kleinen Anzahl an Kommunen. Dadurch ist gewährleistet, dass jede Stadt und jede Gemeinde für sich Schwerpunkte setzen kann und trotzdem von der gemeinschaftlichen Arbeit aus den anderen Themenfeldern profitiert.
Als Teil der Dreilandregion bestehen starke wirtschaftliche, verkehrliche und gesellschaftliche Verbindungen zwischen dem Landkreis Lörrach und den Partnerregionen in der Schweiz und Frankreich. In der Konsequenz findet das Vorgehen in enger Abstimmung mit der Agglomeration Basel statt und auch der Austausch mit den Nachbarlandkreisen und dem Land Baden-Württemberg bildet einen essentiellen Bestandteil der Netzwerkarbeit.