Trotz schwieriger Zeiten

Landkreis Ravensburg investiert weiter in Bus und Bahn

Nach 11 Bussen auf Regiobusniveau und 3 Schnellbussen wird an Verbesserungen für den ländlichen Raum gearbeitet. Doch Preissteigerungen und knappe Kassen erschweren den einst geplanten Ausbau im ganzen Landkreis.
Tobias Koch · Landkreis Ravensburg · 15. Dezember 2023
Vertretende der Kommunen, der Verkehrsunternehmen und des Landkreises geben die neue Regiobus-Linie R60 frei. 
V.l.n.r.: Jürgen Löffler, Thomas Weiße (RAB), Manuela Hugger (Berg), Dr. Andreas Honikel-Günther, Harald Sievers (Landkreis Ravensburg), Oliver Spieß (Fronreute), Bernd Grabherr (Omnibus Grabherr), Timo Egger (Fleischwangen), Tobias Brändle (Ebenweiler)
Vertretende der Kommunen, der Verkehrsunternehmen und des Landkreises geben die neue Regiobus-Linie R60 frei. V.l.n.r.: Jürgen Löffler, Thomas Weiße (RAB), Manuela Hugger (Berg), Dr. Andreas Honikel-Günther, Harald Sievers (Landkreis Ravensburg), Oliver Spieß (Fronreute), Bernd Grabherr (Omnibus Grabherr), Timo Egger (Fleischwangen), Tobias Brändle (Ebenweiler)
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Alle Städte mit Schnell- und Regiobussen verbunden

Überall dort, wo mindestens 1500 Pendler zwischen Orten zu erwarten sind, sollen Busverbindungen auf Regiobus-Niveau angeboten werden. Und dort, wo es weniger sind, soll ein verlässlicher Linienverkehr im Stundentakt bis Zwei-Stunden-Takt oder ein On-Demand-Verkehr den Bus zur wirklichen Alternative zum Auto machen. So hat es der Kreistag 2021 in einem ÖPNV-Ausbau-Konzept für den gesamten Landkreis beschlossen. Seither wurden 11 Busse auf Regiobusniveau und zwei Schnellbusse eingeführt. Bad Waldsee und Wangen sind als größte Städte außerhalb des Schussentals mittlerweile mit Schnell- und Regiobussen im Halbstundentakt mit der Kreisstadt Ravensburg verbunden. Gemeinsam mit der Schiene ist ein Kernnetz entstanden, das Ende 2023 alle Städte und viele Gemeinden im Landkreis im Stundentakt miteinander verbindet. Gleich fünf Verbindungen werden durch das Land via Regiobusförderung gefördert. Drei Regiobuslinien gehen dabei auch weit über den Kreis hinaus: Von Ravensburg geht es nach Tettnang und über die Fähre nach Konstanz. Von Wangen gelangt man über Tettnang umsteigefrei nach Friedrichshafen – und das sogar schneller als auf der Schiene.

Neues Busdesign des Landkreises Ravensburg
Neues Busdesign des Landkreises Ravensburg
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Fortschritte auf der Schiene

Doch auch auf der Schiene hat sich viel getan. Mit der Elektrifizierung der Südbahn 2022 wurde ein 20-Minuten-Takt vom Bodensee über Ravensburg nach Aulendorf und teils weiter bis Ulm eingeführt. Teile der Leistung fährt die Bodensee-Oberschwaben-Bahn, die in Besitz der Landkreise und Kommunen zwischen Friedrichshafen und Aulendorf ist. Auch die Allgäubahn zwischen Leutkirch und Aulendorf soll gestärkt werden. Gemeinsam mit dem Land und der DB wird an einer Verbesserung der schlechten Betriebsqualität gearbeitet. Über eine Machbarkeitsstudie soll zudem eruiert werden, wie eine umsteigefreie und schnelle Schienenverbindung von Leutkirch bis Ravensburg realisiert werden kann.
 

Ideen für den weiteren ÖPNV-Ausbau sind da

Zum Jahresende soll ein dritter Schnellbus zwischen Leutkirch und Isny verkehren, der doppelt so schnell sein soll als die bisherige Verbindung. Der Fahrzeitverlust zum Auto ist minimal, der Bahnanschluss ist optimal abgestimmt und die wichtigsten Gewerbegebiete sind direkt angebunden – ein Angebot für Pendler, was es im ländlichen Raum so noch nie gab. 2027 soll dann für den mittleren Landkreis zwischen Vogt, Kißlegg, Bergatreute und dem Schussental eine große Verbesserung kommen. Nach dem Auslaufen mehrerer Konzessionen soll ein komplett neues Verkehrskonzept, das auch einen Schnellbus, einen Angebotsausbau an vielen Stellen, aber auch Optimierungen vorsieht, umgesetzt werden.
 

Umfassendes Konzept für On-Demand und Linienverkehre geplant

Wie es mit vielen bislang eigenwirtschaftlich erbrachten Linien im ländlichen Raum weitergeht, wo ein Ausbau oder eine Anpassung sinnvoll ist und wo sich On-Demand-Verkehre anbieten, soll eine Studie für den ganzen Landkreis aufzeigen. Sie schließt an das ÖPNV-Konzept zum Linienausbau an. Im kommenden Jahr wird der Kreistag entscheiden können, wo, wann und in welchem Maßstab weitere Verbesserungen im Linienverkehr realisiert werden oder On-Demand-Verkehre etabliert werden könnten. Ein weiteres Konzept soll aufzeigen, wo Bus, Bahn und der Radverkehr besser verzahnt werden können.
 

Alles entscheidend: Der finanzielle Spielraum

Viele Regionen im Landkreis haben vom ÖPNV-Ausbau bereits profitiert, der Wille ist da, dass tatsächlich alle Gemeinden ein gutes Angebot erhalten. Doch wann sich was realisieren lässt, hängt entscheidend davon ab, welchen finanziellen Spielraum es in Zukunft noch gibt. Die gewünschten Maßnahmen ließen das Engagement des Landkreises für den ÖPNV in den kommenden sechs Jahren von 6 auf 15 Millionen steigen. Es gilt also, auf Sicht zu fahren. So schwer dies im ÖPNV auch ist.
 

Verbund, Verkehrsunternehmen und Landkreis schreiben sich Qualitätsverbesserungen auf die Fahnen

Neben dem Angebotsausbau soll auch die Qualität weiter verbessert werden. Verkehrsunternehmen, der Verbund und der Landkreis arbeiten hier an gemeinsamen Projekten, wie einem Dashboard, das allen Beteiligten in Echtzeit aufzeigt, wo der Schuh drückt. Der digitale Vertrieb im bodo-Verkehrsverbund, eine neue App, die alle Tickets und Infos bietet und ein Marketing, das von einheitlichen Bussen bis hin zu Social-Media-Werbung reicht, sollen einfach und zuverlässig informieren und den Service bieten, der erwartet wird. Mit gemeinsamen Kampagnen zur Gewinnung von Fahrpersonal ziehen einige Verkehrsunternehmen an einem Strang, wenn es darum geht, genügend und gutes Personal zu finden. Kurzfristige Fahrtausfälle aufgrund von Personalmangel trotz hohem Engagement der Unternehmen zeigen, wie groß die Herausforderungen hier sind.

Tobias Koch ist Leiter der Stabsstelle Nachhaltige Mobilität im Landkreis Ravensburg
Schlagworte: ÖPNV , Ravensburg
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