Elektrobusse im Landkreis Rastatt

Neue Stromer sind ganz auf Linie

Die Elektromobilität ist im Linienbusverkehr angekommen. Auf immer mehr Strecken im Landkreis Rastatt sind Elektrobusse unterwegs. Die Stromer sind in mehrerlei Hinsicht sehr geräuschlos gestartet.
Michael Janke · Landkreis Rastatt · 15. Dezember 2023
Für eine Medieninformation steht ein Elektrobus der SWEG vor dem Rastatter Landratsamt.
Für eine Medieninformation steht ein Elektrobus der SWEG vor dem Rastatter Landratsamt.
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Vollkommen ruhig setzt sich der Bus in Bewegung. Mit kräftigem Schub bringt Fahrer Cindric Dalibor sein Gefährt auf Tempo, die Fahrgäste drückt es leicht in ihre Sitze. Ein Gefühl, das man bisher eher von Straßenbahnen kennt, denn mit Linienbussen verbindet man laut aufheulende Dieselmotoren und eine eher behäbige Beschleunigung. „Höchstens 80 Kilometer pro Stunde kann ich damit fahren“, berichtet Busfahrer Dalibor – denn bei dieser Geschwindigkeit ist der Antrieb gedrosselt. Dem Bus würde man sonst deutlich schnelleres Tempo zutrauen.

Im Landkreis Rastatt sind derzeit neun Elektrobusse unterwegs, wie Dezernent Mario Mohr erklärt. Die Fahrzeuge mit 90 Sitz- und Stehplätzen seien sogar zuverlässiger als Dieselbusse und im Unterhalt kaum noch teurer. Die Batteriekapazität liegt bei 423 Kilowattstunden, die Motorleistung bei 250 Kilowatt, das entspricht 340 PS, berichtet Fuhrparkleiter Stephan Wisser von der Südwestdeutschen Eisenbahngesellschaft (SWEG). Geladen werden die Elektrobusse vollständig mit Ökostrom, denn nur so sind die blauen Linienflitzer nachhaltig unterwegs. Die Ladezeit in den Betriebshöfen beträgt rund vier Stunden. Mit einer Ladung fährt der Bus 350 bis 400 Kilometer, sofern er im Flachland unterwegs ist. Deshalb werden die Stromer derzeit vorrangig in den Gemeinden der Rheinebene eingesetzt. Aber auch Höhenorte wie Bühlertal werden angesteuert, denn bei der Abwärtsfahrt laden sich die Akkus wieder auf.

Dezernent Mario Mohr erklärt den Einsatz der inzwischen neun Elektrobusse im Landkreis Rastatt.
Dezernent Mario Mohr erklärt den Einsatz der inzwischen neun Elektrobusse im Landkreis Rastatt.
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Für eine Medieninformation steht ein Elektrobus der SWEG vor dem Rastatter Landratsamt. Die sieben neuesten E-Busse wurden in der Ausschreibung der Linienbündel „Landkreis Nord“ und „Landkreis Süd 1“ ausdrücklich gefordert. Auch in den folgenden Ausschreibungen werden weitere emissionsfreie, saubere Busse vorgegeben, erklärt Dezernent Mohr. Das Linienbündel „Sinzheim“ ist mit zwei solchen Bussen als nächstes an der Reihe.

Während der Sommermonate hat sich übrigens auch gezeigt, dass trotz laufender Klimaanlage und angenehmen Temperaturen im Fahrgastbereich der Strom für alle Touren ausreicht. Ebenso wird es im Winter sein, wenn geheizt werden muss, denn die Streckenpläne sind mit reichlich energetischem Spielraum ausgestattet.

Für den Einsatz von Elektrobussen gibt es einen gesetzlichen Hintergrund – die „Clean Vehicles Directive“ (CVD). Die EU-Richtlinie besteht seit Juni 2019 und hat zum Ziel, die Nachfrage nach sauberen Straßenfahrzeugen zu steigern. Dadurch sollen die Emissionen von CO2 und Luftschadstoffen im Verkehr reduziert werden. In Deutschland gilt seit August 2021 das entsprechende Gesetz, mit der die EU-Richtlinie umgesetzt wird. Seitdem werden die Fahrzeugflotten des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland sukzessive auf emissionsfreie Busse umgestellt.

Der Landkreis Rastatt hatte allerdings bereits vor dem Beschluss des neuen Gesetzes reagiert, wie Dezernent Mario Mohr betont: „Wir waren im Jahr 2021 schon längst in der ersten Ausschreibung.“

Olaf Strotkötter, Prokurist beim Karlsruher Verkehrsverbund (KVV), begrüßt das Engagement des Landkreises Rastatt, verstärkt auf Elektrobusse zu setzen. „Langfristig sollen alle 120 Busse im Landkreis Rastatt auf Elektrobetrieb umgestellt werden“, macht er deutlich. Wann die Umstellung genau abgeschlossen sein wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Das CVD-Gesetz nennt als spätesten Zeitpunkt das Jahr 2040.

Sauberer Arbeitsplatz mit modernster Technik: Busfahrer Cindric Dalibor ist einer der Fahrer der Elektrobusse im Landkreis Rastatt.
Sauberer Arbeitsplatz mit modernster Technik: Busfahrer Cindric Dalibor ist einer der Fahrer der Elektrobusse im Landkreis Rastatt.
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Die Testfahrt mit Medienvertretern und Kreisräten ist inzwischen wieder vor dem Rastatter Landratsamt angekommen. Kein Lärm, keine penetranten Abgasgerüche, angenehme Klimatisierung – die Fahrgäste fühlen sich wie in einem modernen Regionalzug. Dezernent Mohr berichtet, dass anfangs noch die Sorge geherrscht habe, die Elektrobusse seien wartungsintensiver und fielen häufiger aus als die klassischen Dieselbusse. Dies habe sich nicht bestätigt, im Gegenteil: Die Stromer brauchen sogar weniger Wartung als die Verbrenner. So gesehen war der Start der Elektromobilität im ÖPNV nicht nur wegen des kaum wahrnehmbaren Motorgeräuschs sehr geräuschlos, sondern auch wegen der unproblematischen technischen Begleitumstände.

Und was sagt der Busfahrer? „Viele Fahrgäste freuen sich inzwischen, wenn wir mit dem Elektrobus kommen.“ Auch bei der Kundenzufriedenheit liegen die Stromer offenbar ganz auf Linie.

Michael Janke ist Referent des Landrats im Landratsamt Rastatt
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