Bei diesem wichtigen Thema versteht sich die Landkreisverwaltung vor allem als zentrale Stelle für die Koordination der Vernetzung und Unterstützung beim Aufbau von Strukturen und deren landkreisweiter Abstimmung im Bereich des Bevölkerungsschutzes.
In diesem Beitrag werden vor allem die Maßnahmen im Bereich des Starkregen- und Hochwasserrisikomanagements sowie der Waldbrandbekämpfung betrachtet. In allen drei Bereichen wurde das bewährte Grundprinzip des „In Krisen Köpfe kennen“ durch weitere organisatorische Maßnahmen gestärkt, um neben dem Kennen vor allem auch das Kommunizieren und Kooperieren in der Krise zu stärken.
Hochwasser- und Starkregenrisikomanagement - Landkreisweite Einführung des Flutinformations- und Warnsystems FLIWAS
Hochwassergefahren- und Starkregenrisikokarten sind inzwischen bei vielen Städten und Gemeinden verfügbar, so dass für das jeweilige Gemeindegebiet gute Prognose- und Bewältigungstools zur Verfügung stehen. Der Hohenlohekreis ist geprägt durch die beiden Flusstäler von Jagst und Kocher mit ihren zahlreichen Zuflüssen aus Seitentälern und Klingen sowie der Hohenloher Ebene, die vor allem durch kleinere Fließgewässer geprägt ist, die letztlich auch in den Kocher fließen.
Hochwasserereignisse waren in der Vergangenheit immer wieder prägend für die Region. Infolge des Klimawandels treten hier nun seit einigen Jahren vermehrt auch lokal begrenzte Starkregenereignisse mit erheblichen Niederschlagsmengen und entsprechenden Überflutungen hinzu. Beide Risiken sind aus Sicht des Katastrophenschutzes und der Unteren Wasserbehörde so erheblich, dass eine Stärkung der Prognose- und Lagebewältigungsfähigkeiten im Landkreis geboten war.
Vor allem für die Starkregenereignisse sind sehr kurze Vorwarn- und Reaktionszeiten typisch. Eine gemeindegrenzen-übergreifende Kommunikation und Vernetzung ist hier ebenso essenziell wie ein umfassendes Lagebild für den Katastrophenschutz und die an der Lagebewältigung beteiligten Kräfte.
Der Hohenlohekreis hat im Rahmen des Projektes „Gestärkt aus der Corona Krise heraus gehen“/ Teilprojekt „Katastrophenschutz“ das Flutinformations- und –warnsystem (FLIWAS 3) als Fachsystem zur Informationsbereitstellung und Kommunikation im Hochwasserkrisenmanagement für die Landkreisverwaltung in 2022 beschafft.
In einem weiteren Schritt wurden die 16 Kommunen des Landkreises zu einer Beschaffung von FLIWAS auf ihrer Ebene motiviert, um die volle Leistungsfähigkeit des Systems im Falle von Hochwasser- und Starkregenereignissen im Verbund von Landkreis (Führungs- und Verwaltungsstab) und Kommunen (Einsatzkräfte nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr und Verwaltungsstäbe der Kommunen) nutzen zu können. Es ging also ganz wesentlich um die Vernetzung der potentiell von Hochwasser und Starkregen betroffenen Verwaltungseinheiten.
Das System FLIWAS 3 erleichtert dem Katastrophen- und Bevölkerungsschutz sowie den Kommunen die prognostische Auswertung von Wettervorhersagen, Warnmeldungen und entsprechenden Hochwassergefahren- und Starkregenrisikomanagementkarten für die Entscheidung zur Voralarmierung von Einheiten der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr oder Einberufung eines Führungsstabes.
Ebenso bietet es die Möglichkeit zur Lagedarstellung und –auswertung bei Hochwasser- und Starkregenereignissen sowie zur schnellen Weitergabe von lagerelevanten Informationen an Unterlieger, Einsatzleitstellen und den Führungs-/Verwaltungsstab.
Unter Berücksichtigung dieser Einsatzmöglichkeiten wurde das FLIWAS-Projekt im Hohenlohekreis im Jahr 2022 in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart (Referat 53) und der KommOne sowie den 16 Landkreiskommunen ins Leben gerufen. Zielsetzung des Projektes war es, alle Kommunen unter dem Schirm von FLIWAS zu vereinen, um im Krisenfall schnell und effektiv handeln zu können. Die Nutzung von FLIWAS soll alle Beteiligten jederzeit und an jedem Ort mit den aktuellsten Informationen versorgen und eine schnelle Beurteilung der Wetter- und Hochwasserlage durch Bereitstellung aller relevanten Informationen ermöglichen.
Im Rahmen des Projektes wurden die 14 Kommunen, die noch kein FLIWAS im Einsatz hatten, an das System herangeführt. Dabei wurden vor allem regionalspezifische Anwendungsfälle erarbeitet und diskutiert, die der Verdeutlichung dienten, welche Risiken durch Starkregenereignisse und Hochwasser für die jeweiligen Kommunen bestehen.
Gemeinsam mit den Kommunen wurde festgelegt, welche Schwerpunkte sie mit FLIWAS als erstes in der Kommune angehen wollen. Die Kommunen konnten sich im Projekt mit den vorab von KommONE und Landkreis erarbeiteten Standardcockpits vertraut machen und ihre individuellen Wünsche und Anforderungen ergänzen. Diese wurden dann in Zusammenarbeit mit KommONE für die Kommunen in deren Bedienercockpits implementiert. Auf diese Weise wurden der Gesamtaufwand und vor allem die Kosten der Kommunen reduziert, da die zentrale Koordination, Organisation der Schulungsveranstaltungen sowie deren Finanzierung durch den Landkreis übernommen wurden.
Das Projekt wurde zwischen Regierungspräsidium, Landkreis und KommOne arbeitsteilig organisiert. Durch das RP erfolgte die Unterstützung vor allem durch Beratung, personelle Unterstützung der Schulungen sowie Unterstützung der Verhandlungen zur Kostengestaltung mit KommONE.
Ein erheblicher Vorteil bei der Durchführung des Projektes war, dass in der Landkreisverwaltung im Hohenlohekreis die entscheidenden Bereiche für das Projekt eng vernetzt, teilweise sogar im gleichen Dezernat angesiedelt sind. Dies erleichterte die Koordination deutlich.
Das Projekt wurde im Juli 2023 erfolgreich abgeschlossen.
Im nächsten Schritt wurden im Februar 2024 interessierte Unternehmen im Landkreis unter der Fragestellung „Ist eine Katastrophe wie im Ahrtal auch bei uns möglich?“ ebenfalls zu den Maßnahmen des Starkregen- und Hochwasserrisikomanagements auf Landkreis- und kommunaler Ebene informiert und für dieses Thema sensibilisiert, um auch diese bei der Lagebewältigung mit ins Boot zu nehmen. Perspektivisch wäre nun eine Einbindung von besonders gefährdeten Unternehmen in das FLIWAS geboten, welche bislang aber noch durch die Begrenzung des FLIWAS-Anwendungsbereichs auf die öffentliche Verwaltung gebremst wird.
Steigende Waldbrandgefahren - Einführung der Fachgruppe Forst
Durch den sehr hohen Anteil an ländlich strukturiertem Raum (große Vegetations- und Waldflächen, rund 28 Prozent Wald- und Gehölzflächenanteil) im Hohenlohekreis besteht in den Sommermonaten eine erhöhte Flächen- und Waldbrandgefahr. Dies haben entsprechende Einsätze in den vergangenen Jahren drastisch aufgezeigt. Nur durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr im Zusammenwirken mit umsichtigen Landwirten konnten größere Brandschäden verhindert werden. In den vergangenen zwei Jahren konnte bei der Feuerwehr Bretzfeld -nahe der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Region- eine Fachgruppe Forst eingerichtet werden. Diese Fachgruppe soll die Feuerwehren des Hohenlohekreises im Bedarfsfall in der Einsatztaktik, in der Beratung im Einsatzfall und in der Ausbildung sowie mit speziellen Geräten und Kleidung im Bedarfsfall unterstützen. Diese Fachgruppe Forst kooperiert ebenso mit den Feuerwehren in den angrenzenden Nachbarlandkreisen in den Ausbildungs- und Ausstattungsstandards. So entstand beispielweise eine besonders enge Kooperation mit der Fachgruppe Forst des Landkreises Heilbronn bei Ellhofen (Feuerwehr Ellbachtal), um hier insbesondere landkreisübergreifende Synergien auch in der Einsatztaktik zu schaffen. Somit ist in allen beteiligten Landkreisen eine überörtliche Unterstützungseinheit auch über einen längeren Zeitraum gewährleistet.
Diese Zusammenarbeit knüpft nahtlos an die bereits vorhandene enge Kooperation der Kreisbrandmeister der Region Heilbronn-Franken und der Berufsfeuerwehr Heilbronn an. Das Prinzip des „In Krisen Köpfe kennen“ hat sich auch hier voll bewährt.