Katastrophenschutz als grenzüberschreitende Aufgabe

Wie Südbaden und die Schweiz erfolgreich beim Bevölkerungsschutz zusammenarbeiten

Wie sich aus einer gemeinsamen Übung ein intensiver Austausch und Prozesse zur Krisenbewältigung zwischen Kantonen und Landkreis etabliert haben.
Dominik Rotzinger , Daniela Bernhard · Landkreis Waldshut, Schwarzwald-Baar-Kreis · 11. Oktober 2024
Drei Landkreise aus Deutschland, zwei Kantone aus der Schweiz und die beiden Zoll-Behörden treffen sich seit 2017 regelmäßig, um die Zusammenarbeit zu planen und aktuelle Themen auszutauschen.
Drei Landkreise aus Deutschland, zwei Kantone aus der Schweiz und die beiden Zoll-Behörden treffen sich seit 2017 regelmäßig, um die Zusammenarbeit zu planen und aktuelle Themen auszutauschen.
©

AIOLOS: Die grenzüberschreitende Übung, mit der alles begann

Die Landkreise Konstanz und Schwarzwald-Baar-Kreis, die Koordinierungs- und Kommunikationsgruppe (KoKo) des RP Freiburg, der Deutsche Zoll, die Kantone Schaffhausen und Thurgau sowie das Grenzwachtkorps (heute: Zoll Nordost) führten 2017 unter der Leitung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz eine gemeinsame Stabsrahmenübung "AIOLOS" durch. Mit der Übung sollten die Führungsorganisationen eine Gelegenheit erhalten, die Zusammenarbeit zwischen allen betroffenen Stellen über sämtliche politischen, institutionellen und organisatorischen Grenzen hinweg zu trainieren, zu festigen und zu überprüfen. Das Szenario setzte sich aus einem Grundszenario Orkan und einem Ergänzungsszenario hochansteckende Tierseuche zusammen.

Das Ergänzungsszenario wurde ausschließlich auf Schweizer Seite bearbeitet. Aus dieser Übung heraus etablierte sich die Arbeitsgruppe AIOLOS - Aiolos ist der von Zeus als Herrscher über die verschiedenen Winde eingesetzte Günstling der Götter - mit Vertretern der Landratsämter Konstanz, Schwarzwald-Baar-Kreis und Waldshut, den Kantonalen Führungsorganisationen Schaffhausen und Thurgau sowie dem Hauptzollamt Singen (D-Zoll) und dem Zoll Nordost (CH-Zoll).

Mittlerweile trifft sich die Arbeitsgruppe jährlich zu einem Austausch über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei Katastrophen und schweren Unglücksfällen sowie weiteren Themen, die den Bevölkerungsschutz betreffen.

Teilnehmer der Arbeitsgruppe AIOLOS

Staat

Landkreis / Kanton

Organisation

Deutschland

Konstanz

Verwaltungsstab

Untere Katastrophenschutzbehörde

Schwarzwald-Baar-Kreis

Verwaltungsstab

Untere Katastrophenschutzbehörde

Waldshut

Verwaltungsstab

Untere Katastrophenschutzbehörde

D-Zoll

Hauptzollamt Singen

Schweiz

Thurgau

Kantonaler Führungsstab (KFS)

Amt für Bevölkerungsschutz und Armee

Schaffhausen

Kantonale Führungsorganisation (KFO)

Amt für Bevölkerungsschutz und Armee

CH-Zoll

Zoll Nordost

 

Kommunikationsprozess hat sich bereits bewährt

Bei dem jährlichen Treffen ist es am Ende aber nicht geblieben. Seit dem Jahr 2021 wurde zwischen allen Beteiligten ein Kommunikationsprozess ins Leben gerufen. Dieser hat sich vor allem in der Corona-Pandemie und der Energiemangellage bewährt.

Mit dem Prozess sollen bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen grenzüberschreitend relevante oder benötigte Informationen, Kommunikation, Maßnahmen und Ressourcen koordiniert werden.

Ziel ist es, dass die Mitglieder mit dem Koordinationsprozess:

  • über ein gemeinsames Lagebild verfügen, dort wo gemeinsam gehandelt wird (informieren);
  • operative und strategische Maßnahmen in der Ereignisbewältigung absprechen (koordinieren);
  • die Bevölkerung inhaltlich und zeitlich koordiniert informieren (koordinieren);
  • die notwendigen und freien Ressourcen einander zur Verfügung stellen (helfen).

Der Prozess in der praktischen Umsetzung

Bei Katastrophen oder schweren Unglücksfällen mit potenziell grenzüberschreitenden Auswirkungen informiert das betroffene Mitglied über eine festgelegte Kommunikationskette die anderen Mitglieder und beantragt gegebenenfalls die Aktivierung des Koordinationsprozesses. Das betroffene Mitglied kann ein anderes Mitglied um die Aktivierung des Koordinationsprozesses ersuchen.

Mit diesem Prozess wird die Grenzüberschreitende Zusammenarbeit der beteiligten Stellen enorm gestärkt.

Dominik Rotzinger ist Leiter der Abteilung Brand- und Katastrophenschutz und Kreisbrandmeister des Landkreises Waldshut , Daniela Bernhard ist Sachbearbeiterin Katastrophenschutz im Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis
Teilen