Für den Rhein-Neckar-Kreis und seine 54 Kommunen bedeutet das Engagement weit mehr als nur Unterstützung bei einzelnen Projekten: Es stärkt das soziale Miteinander, schafft Vertrauen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und Verwaltung und ermöglicht Lösungen, die ohne ehrenamtliches Mitwirken kaum denkbar wären. Der Erhalt dieses Engagements ist daher notwendig, damit die Gesellschaft, so wie wir sie aktuell kennen und erfolgreich leben, in Zukunft weiter funktioniert.
Engagement entwickelt sich allerdings nicht unbedingt von selbst. Es benötigt Räume, Anerkennung und Strukturen, in denen Menschen ihre Talente und Ideen einbringen und gemeinsam gestalten können. Die Förderung bürgerschaftlichen Engagements bedeutet somit ebenso, Rahmenbedingungen zu schaffen, die freiwilliges Agieren erleichtern. Analog zu den diversen Bereichen für ein Engagement kann auch diese Unterstützung vielfältig ausgestaltet sein: sie reicht von Information über Austausch und Wertschätzung hinzu zur Bereitstellung verlässlicher Ansprechpersonen.
Wie mannigfaltig und wirkungsvoll bürgerschaftliches Engagement sein kann, verdeutlichen drei Projekte, die vom Referat Gesellschaftliche Integration des Ordnungsamtes des Rhein-Neckar-Kreises umgesetzt wurden und teilweise noch weitergeführt werden.
Nachhaltig engagiert – zukunftssicher qualifiziert!
Bürgerschaftliches Engagement lebt von der Motivation und den Fähigkeiten der Menschen, die sich einbringen. Damit Engagement auch langfristig wirksam bleibt, sind Wissen und Austausch ausschlaggebend sowie die Möglichkeit, neue Perspektiven zu gewinnen.
Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass sich die Gesellschaft und somit auch das Engagement verändern: die Bevölkerung wird zunehmend diverser und in allen Lebensbereichen macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Demnach sind Engagierte auf der Suche nach kompetenten Lösungen für immer neue Herausforderungen.
Um die Engagierten zu unterstützen und sie für die Zukunft zu stärken wurde im Jahr 2024 eine Qualifizierungsreihe für Ehrenamtliche aus unterschiedlichen Einsatzbereichen durchgeführt. Die Veranstaltungen wurden vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration innerhalb des Programms „Gemeinsam engagiert in BW II“ gefördert.
Im Fokus der sechs Veranstaltungen und Workshops stand nicht nur das Thema gesellschaftliche Transformation, sondern auch die Agenda 2030, also die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele. Ziel war die Auseinandersetzung mit zentralen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Wandel und Zukunftssicherheit. Die Stärkung der Teilnehmenden, sowohl fachlich als auch persönlich, stand im Vordergrund.
Erarbeitet wurde somit beispielsweise, wie das individuelle Engagement nachhaltiger ausgestaltet werden oder wie Engagement zu mehr Gerechtigkeit beitragen kann. Im Zuge dessen bestimmten die Teilnehmenden ihren ökologischen Fußabdruck, befassten sich mit der Bedeutung von Lieferketten im Vereinsleben und erhielten konkrete Tipps zum Thema Fundraising. Auch die Ausgestaltung von Vereinssatzungen und Fördermöglichkeiten durch verschiedene Programme wurden in den Blick genommen. Zum Ende der Qualifizierungsreihe folgte außerdem ein Workshop, in dem die Teilnehmenden u. a. in Anbetracht der demografischen Entwicklung die Zukunft ihres Engagements bzw. ihres Vereins planten.
Ganz nebenbei entstand durch die Teilnahme von Engagierten aus verschiedenen Bereichen zudem ein wertvoller Austausch zwischen den verschiedenen Initiativen.
Gemeinsam die Früchte ernten und tragen, das ist Engagement mit Freude und Genuss!
Das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis nimmt regelmäßig am alle zwei Jahre stattfindenden Freiwilligentag „Wir schaffen was!“ der Metropolregion Rhein-Neckar teil. So auch am letzten Freiwilligentag am 21. September 2024. Hier lud der Kreis in die Natur ein und alle Teilnehmenden konnten erleben, wie ihr Engagement wortwörtlich Früchte trug.
Auf einer malerischen Streuobstwiese unterhalb der Feste Dilsberg konnten sich Engagierte aller Altersgruppen zunächst über das Kulturgut Streuobstwiese informieren. Anschließend waren alle eingeladen, selbst aktiv zu werden. Bei schönstem Herbstwetter wurden gemeinsam Äpfel gepflückt und anschließend zu frisch gepresstem Apfelsaft verarbeitet.
Insgesamt wurden knapp 400 kg Äpfel geerntet und bei einer Firma zur Fruchtsaftverarbeitung gegen Saftgutscheine eingetauscht. Ein Kindergarten konnte sich anschließend über die Gutscheine freuen.
Einmalige, zeitlich begrenzte und eher informelle Projekte wie dieses stellen einen niedrigschwelligen Einstieg ins bürgerschaftliche Engagement dar. Sie machen schnell erlebbar, wie bereichernd gemeinsames Handeln sein kann, verdeutlichen, dass Engagement auch spontan möglich ist und wecken die Lust auf weitere freiwillige Einsätze.
Der Sprachmittlungsdienst des Rhein-Neckar-Kreises
Während Sprachkurse erst nach einer längeren Kursdauer ihre Wirkung entfalten, kann ein Sprachmittlungsdienst den Integrationsprozess bereits von Anfang an unterstützen und sogar beschleunigen. Dies hat der Rhein-Neckar-Kreis erkannt und hat daher im Mai 2022 mit dem Aufbau eines Sprachmittlungsdienstes begonnen.
Der Sprachmittlungsdienst stellt einen Pool von Menschen dar, die bei verschiedenen Gesprächen und Terminen als Dolmetscherinnen und Dolmetscher eingesetzt werden können. Ehrenamtliche mit vielfältigen Hintergründen und mit verschiedenen Zuwanderungsgeschichten bringen hier ihre Sprachkenntnisse und ihre kommunikativen Fähigkeiten ein. Mit ihren Fremdsprachenkenntnissen unterstützen sie nicht nur Behörden, Ämter, Kindergärten, Schulen, ärztliche Praxen etc., sondern entlasten diese maßgeblich.
Sie übersetzen Gespräche und tragen so dazu bei, dass diese gelingen und eine umfassende Verständigung möglich ist. Sie sorgen für einen effektiven Gesprächsverlauf und verhindern Missverständnisse aufgrund von Sprachbarrieren. Der Sprachmittlungsdienst verdeutlicht, dass unterschiedliche kulturelle Hintergründe kein Hindernis sind, sondern im Gegenteil zu einem gelingenden Miteinander beitragen können.
Im vierten Jahr seines Bestehens verzeichnet der Dienst einen Pool von 60 aktiven Sprachmittlerinnen und Sprachmittlern. Alle wurden vom Referat Gesellschaftliche Integration im Rahmen von Schulungen qualifiziert. Regelmäßig wird er von den Kreiskommunen, verschiedenen Ämtern und Institutionen genutzt und trägt auf diesem Weg dazu bei, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken.
Was bringt die Zukunft?
Mit Blick auf den demografischen Wandel und die wachsende Diversität der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass sich das bürgerschaftliche Engagement stärker zu projektorientierten, informelleren und themenbezogenen Einsätzen entwickeln wird. Jüngere Engagierte stellen schon heute die größte Gruppe der Engagierten dar. Diese bringen sich gerne zeitlich begrenzt, flexibel und außerhalb der klassischen Ehrenämter, z.B. in digitaler Form, ein. Diese neueren Ausgestaltungen des Engagements werden die bisherige Arbeit der Vereine, Organisationen und Initiativen zukünftig weiter ergänzen.
Darüber hinaus gilt es, das Potential der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte stärker zu nutzen. Sie können neue Perspektiven, andere Erfahrungen und Kompetenzen miteinbringen. Das Gemeinwesen wird davon profitieren und insgesamt widerstandsfähiger werden, wenn migrantisches Engagement gefördert und der Zugang zum Ehrenamt für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte erleichtert wird.
Für die Landkreisverwaltung bedeutet dieser Ausblick, das bürgerschaftliche Engagement nicht nur zu unterstützen, sondern weiterhin aktiv mitzugestalten. Die Verwaltung kann hierbei die Rolle der verlässlichen Partnerin und Impulsgeberin einnehmen. Außerdem kann sie für konstante Strukturen im Hintergrund sorgen.
Themen wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt werden das bürgerschaftliche Engagement weiterhin prägen. Wenn Bürgerschaft, Verwaltung und Politik gemeinsam ihre Verantwortung beibehalten und Vielfalt als Stärke verstehen, stellt das bürgerschaftliche Engagement auch zukünftig eine echte Form der Mitgestaltung dar – lebendig, inklusiv und zukunftsorientiert.