Unsere Demokratie steht unter Druck: Von außen durch gezielte Attacken, von innen durch Polarisierung, Verrohung und Hassattacken. Eines aber trägt uns verlässlich durch diese schwere Zeit: der Zusammenhalt in Baden-Württemberg. Und dieser gesellschaftliche Zusammenhalt hat ein starkes Fundament – die vielen Bürgerinnen und Bürger, die sich tagtäglich freiwillig für andere einsetzen.
Sie alle sind es, die unserem Land Halt geben: Jugendliche im Sportverein, Engagierte in der Nachbarschaftshilfe, Menschen, die Geflüchteten Deutsch beibringen oder Kindern vorlesen: Menschen, die Verantwortung übernehmen, hinschauen statt wegzusehen und so unsere Demokratie im Alltag lebendig halten.
Engagement ist kein abstrakter Wert, sondern gelebte Solidarität – sichtbar, konkret und nah am Menschen. Und es ist die Grundlage einer starken, widerstandsfähigen Demokratie.
Auf alle Engagierten bin ich als Sozialminister stolz. Und wir alle können es sein. Die vielen Ehrenamtlichen im Land stärken unser Miteinander und sind Motor und Schutzschild unserer offenen Gesellschaft.
Dafür möchte ich im Namen der Landesregierung allen freiwillig Engagierten in Baden-Württemberg von Herzen danken. Mein besonderer Dank gilt den rund 14.000 jungen Menschen, die derzeit einen Freiwilligendienst bei uns im Land leisten. Wir wissen: Wer sich früh engagiert, bleibt meist ein Leben lang dabei. Und genau diese Haltung brauchen wir in einer offenen Gesellschaft.
Landkreise: Herzstücke des Engagements
Eine tragende Säule unseres Erfolgs ist die enge Partnerschaft mit den Landkreisen in Baden-Württemberg. Seit Jahrzehnten arbeiten wir vertrauensvoll mit dem Landkreistag zusammen. Seine Fachberatung Bürgerschaftliches Engagement, die wir finanzieren, sorgt für eine stabile Verbindung und eine verlässliche Kommunikation zwischen Land und Kreisebene und unterstützt die Landkreise dabei, Engagement-Strukturen aufzubauen und zu stärken.
Besonders bewährt haben sich die Kommunalen Entwicklungsbausteine, ein niedrigschwelliges, bei den Kommunen sehr geschätztes Förderinstrument des Referats „Bürgerschaftliches Engagement“ im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration. Ebenso erfolgreich ist unser Förderprogramm „Gemeinsam engagiert in BW“, das inzwischen bereits in der vierten Auflage läuft, sehr gut angenommen wird und viele neue Projekte im gesamten Land ermöglicht. Mit dem Programm sollen neue Anreize zur Förderung ehrenamtlicher Tätigkeiten und des Bürgerschaftlichen Engagements geschaffen werden. Wir wollen das Engagement vor Ort stärken und zukunftssicher machen – dort, wo es entsteht: in Gemeinden, Städten und Landkreisen.
Wertschätzung und Anerkennung gehören fest zu unserer Engagementpolitik. Viele Stadt- und Landkreise leisten hier schon Enormes – und wir unterstützen sie weiter dabei.
Die Ehrenamtskarte: Zeichen der Anerkennung und nun auch digital
Für die Landesregierung ist die Förderung des Ehrenamts und der vielfältigen Formen des Bürgerschaftlichen Engagements von sehr großer Bedeutung. Ein wichtiges Angebot ist in diesem Zusammenhang die Ehrenamtskarte Baden-Württemberg, die wir finanziell unterstützen. Sie ermöglicht Menschen, die einen erheblichen Teil ihrer Zeit dem Gemeinwohl widmen, ermäßigte Eintritte oder Zugänge zu Sonderaktionen sowie Blicke hinter die Kulissen verschiedener Einrichtungen. Zehn Städte und Kreise sind aktuell bereits dabei, sie decken rund ein Viertel der Bevölkerung im Land ab. Weitere Kommunen bereiten den Einstieg noch in diesem Jahr vor, mit anderen sind wir im Gespräch.
Wir laden alle Stadt- und Landkreise herzlich ein, bei der Ehrenamtskarte Baden-Württemberg mitzumachen. Je mehr Kommunen teilnehmen, desto größer wird die Zahl der Akzeptanzstellen im Land, desto attraktiver wird die Ehrenamtskarte insgesamt und desto mehr Anerkennung erreicht die Engagierten. Neu ist, dass inzwischen auch nichtstaatliche kommunale Angebote wie Kulturbetriebe, Sportstätten und Bildungseinrichtungen sowie vergleichbare Angebote der Freizeitgestaltung bei der Karte mit im Boot sind, sofern der Jugendschutz gewahrt ist.
Besonders erfreulich ist: Die Ehrenamtskarte ist seit Kurzem auch digital verfügbar. Unsere neue App zeigt tagesaktuell alle Akzeptanzstellen und Sonderaktionen – inzwischen beteiligen sich rund 140 Einrichtungen mit entsprechenden Ermäßigungen im ganzen Land. Die bereits mehr als 10.000 physisch ausgegebenen Ehrenamtskarten bleiben selbstverständlich gültig. Die App erleichtert den Zugang zusätzlich und macht die Nutzung noch komfortabler. Erst kürzlich konnten wir mit den Naturparks weitere starke Partner gewinnen.
Das Antragsverfahren zur Ausstellung einer Ehrenamtskarte bleibt unkompliziert und niedrigschwellig. Es genügt ein pauschaler Nachweis der Vereine oder der Organisationen, dass eine Person mindestens 200 Stunden ehrenamtliches Engagement im Jahr leistet. Größere Einrichtungen nutzen häufig Sammelanträge, um den Aufwand weiter zu reduzieren. Wer unsicher ist, kann sich gerne an die Landkreise werden, die die Ehrenamtskarte bereits eingeführt und damit Erfahrung haben – etwa Calw oder der Ostalbkreis. Wir veröffentlichen darüber hinaus Videos, in denen das Verfahren genau erklärt werden wird.
Aber auch jene Bürgerinnen und Bürger, die weniger als 200 Stunden pro Jahr aufbringen können, können sich ihren ehrenamtlichen Einsatz zertifizieren lassen. Dazu gibt es den Engagementnachweis. Informationen hierzu finden Sie auf www.engagementnachweis-bw.de. Mit dem Engagementnachweis können ehrenamtlich und bürgerschaftlich engagierte Bürgerinnen und Bürger ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen sowie ihre erworbenen Fähigkeiten im Ehrenamt individuell dokumentieren und bescheinigen lassen.
Gemeinsam den Zusammenhalt stärken
Engagement entsteht vor Ort. Und es bleibt nur stark, wenn es gute, verlässliche Strukturen gibt. Eine besondere Stärke Baden-Württembergs ist unser dichtes, landesweites Netzwerk an hauptamtlichen Fachberatungen. Sie sind die Mittler, die in der Fläche konkret Menschen ins Engagement begleiten, Organisationen, Einrichtungen und Akteure beraten sowie neue Impulse setzen.
Unser gemeinsames Ziel mit den Kommunen ist klar: Jede und jeder soll sich gemäß seinen Fähigkeiten und Interessen freiwillig einbringen können – unabhängig von Alter, Herkunft oder persönlicher Situation. Bürgerschaftlich engagierte Menschen übernehmen mit sinnstiftenden Tätigkeiten Verantwortung für andere und für die Gesellschaft. Sie bringen ihre Ideen ein und sie sind da, wo andere Menschen Unterstützung brauchen. Gemeinsam müssen wir dafür Wege ins Engagement ebnen, Barrieren abbauen und Räume für Mitgestaltung schaffen.
Bürgerschaftlich Engagierte sind das Herz unserer Gesellschaft. Sie geben Zeit, Kreativität und Mitgefühl – und sie zeigen, dass Baden-Württemberg ein Land ist, in dem Menschen füreinander einstehen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass dieses Engagement weiter wachsen kann. Damit unser Land auch in schwierigen Zeiten menschlich, lebenswert und stark bleibt. Für unsere Demokratie. Für ein gutes Miteinander.