Einst fast ausgerottet, leistet der Biber heute wichtige Arbeit als Ökosystem-Ingenieur und Landschaftsarchitekt. Der besonders und streng geschützte Nager ist aus der Umwelt nicht mehr wegzudenken. Er renaturiert Gewässer, verbessert die Wasserqualität und schafft durch seine Konstruktionen, wie Dämme oder Wasserumleitungen, wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Dennoch führt seine zunehmende Ausbreitung auch zu Konflikten und Schäden in Landwirtschaft und Forst sowie an Infrastrukturen. Ziel des Bibermanagements ist es daher, ein Miteinander von Mensch und Biber zu ermöglichen, Schäden zu minimieren und die Akzeptanz für das Tier zu fördern. Es geht darum, die positiven ökologischen Effekte des Bibers zu nutzen und gleichzeitig die Interessen der Bevölkerung zu schützen.
Berater und Vermittler vor Ort
Aktuell bilden 21 geschulte Biberberaterinnen und -berater das Herzstück des Bibermanagements. Sie sind die erste Anlaufstelle für Bürger und Gemeinden und ein wichtiges Bindeglied zwischen der betroffenen Bevölkerung und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB).
Ihre Aufgabe ist es, Biberprobleme schnell und kompetent zu lösen: Sie beurteilen die Lage vor Ort, beraten Betroffene und können kleinere, präventive Maßnahmen direkt umsetzen. Bei größeren oder komplexeren Herausforderungen kooperieren sie eng mit dem Bibermanagement der UNB. Fabian Gebhardt, Leiter des Bibermanagements der UNB, dient dabei als zentrale Schnittstelle für die Ehrenamtlichen. Die UNB steht in engem Austausch mit dem Regierungspräsidium Freiburg, das für Ausnahmegenehmigungen und besonders knifflige Konfliktfälle verantwortlich ist.
„Im Bibermanagement fühle ich mich sowohl dem Menschen als auch dem Wildtier verpflichtet. Der Biber erinnert mich daran, dass wir das Wissen um ein gemeinsames Leben mit der Natur weitgehend verdrängt haben. Meine Aufgabe sehe ich darin, dieses Miteinander wieder zu fördern – mit Respekt, Verständnis und Lösungen, die beiden Seiten gerecht werden.“
Sven, Gesundheitsaufseher und Hygienekontrolleur
Die Kontaktdaten der lokalen Biberberaterinnen und -berater sind auf der Website des Umweltamtes Waldshut einsehbar. Falls nicht vermittelt das Bibermanagement des Landkreises den Kontakt zum Biberberater-Team.
Erfolgskonzept Waldshut: Einfach mal selbst machen!
Während viele Landkreise nach ehrenamtlichen Helfern suchen, hat das Umweltamt des Landkreises Waldshut einfach selbst die Initiative ergriffen. Eine gezielte Kampagne in den sozialen Medien brachte das Rad schnell zum Rollen.
Die Herausforderungen durch den Biber im Landkreis sind ebenso vielfältig wie seine Landschaft selbst. Deshalb braucht es Menschen vor Ort, die diese Vielfalt widerspiegeln und für die unterschiedlichsten Situationen Lösungen finden. Für die Verwaltung war dabei entscheidend, keine rein administrative Lösung von oben nach unten zu etablieren. Stattdessen wurde ein Modell entwickelt, das auf engagierte Bürgerinnen und Bürger aus den unterschiedlichsten Bereichen und gesellschaftlichen Gruppen setzt – Menschen, die fest in ihrer Heimat verwurzelt sind.
„Der Biber beweist, dass schon kleine Veränderungen Großes für unser Ökosystem bewirken können. Wer einmal gesehen hat, wie er ganze Lebensräume schafft, versteht, warum er so wertvoll für die Natur ist und warum es sich lohnt, ihn und seinen Lebensraum zu schützen.“
Isabella, Customer Support im Autohaus
Über alle Unterschiede hinweg vereint das Biberberater-Team ein klares Ziel: das harmonische Zusammenleben von Biber und Mensch. Dieses essenzielle Vorhaben wäre ohne das bürgerschaftliche Engagement im Landkreis Waldshut undenkbar. Die aktive Beteiligung und der gemeinsame Lösungswille der Bürgerinnen und Bürger sind der Schlüssel zum Erfolg des Bibermanagements und beweisen, wie lokale Initiative und Naturschutz Hand in Hand gehen können.
„Unsere Biber gestalten ihr Revier nach ihren individuellen Bedürfnissen. So entsteht auch Lebensraum für andere Tiere und Pflanzen.“
Markus, Maschinenführer in der Metallverarbeitung
„Bei meiner ersten Biber-Beobachtungstour habe ich zwar keinen Biber gesehen, dafür aber einen Eisvogel, welcher dank dem Biber wieder vermehrt bei uns auftritt.“
Marwin, Elektriker
„Ich finde den Biber echt beeindruckend: Mehr als 10 Millionen Jahre Bauerfahrung, Familienbetrieb mit Kinderbetreuung, Bezahlung in Mais oder Rüben. Wo er anrückt, explodiert das Leben. Da kann definitiv kein Ingenieurbüro mithalten.“
Michel, Gesundheitswissenschaftler
„Durch das starke Bibervorkommen in unserem Landkreis wäre die Arbeit ohne die tatkräftige Unterstützung der Biberberatenden vor Ort nicht möglich.“
Fabian Gebhardt, Bibermanager Landkreis Waldshut