Der Waldshuter Weg

Erfolg durch bedarfsgenaue Maßnahmen und Digitalisierung

Mit individuellen, auf die konkreten Bedarfe zugeschnittenen Maßnahmen und immer mehr digitalen Angeboten schafft es das Jobcenter Waldshut Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Stanislaw Dobrynin , Julia Fohmann-Gerber · Landkreis Waldshut · 11. April 2025
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Der § 45 SGB III „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“ stellt dem kommunalen Jobcenter Waldshut Instrumente zur Verfügung, mit denen es passgenaue Lösungen für die Menschen entwickelt, die ohne Arbeit sind, und sie so bei der Beruflichen Eingliederung unterstützt. Konkret ermitteln Fallmanager mittels einer Potenzialanalyse persönliche Stärken und berufliche Fähigkeiten der Leistungsbeziehenden und versuchen im gemeinsamen Gespräch passgenaue Unterstützung anzubieten. Angesprochen werden dabei auch Hürden auf dem Weg in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis und wie das Jobcenter unterstützen kann, diese zu überwinden. Die gemeinsam erarbeiteten Ziele werden dann mittels eines Kooperationsplans festgehalten und regelmäßig auf Fortschritte oder weitere Unterstützungsbedarfe überprüft.

Im Jobcenter Waldshut werden die Erfahrungen der Fallmanager gehört. Kontinuierlich prüft das Jobcenter den Erfolg der generierten Maßnahmen, um im Bedarfsfall in Zusammenarbeit mit den Maßnahmenträgern kurzfristige Anpassungen vornehmen zu können.

Auf dieser Grundlage wurden in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen passgenau entwickelt. Dazu zählt beispielsweise das Programm JomiKi – Job mit Kind – das sich an Alleinerziehende richtet.
 

Erfolgreiche Integration Alleinerziehender durch JomiKi

Janine Ernst, Abteilungsleiterin für die Beratung- und Vermittlung und des Maßnahmenmanagements erklärt: „Bereits 2013 stellten wir fest, dass es extrem vielen Alleinerziehenden schwerfällt, Job und die Versorgung des oder der Kinder zu vereinbaren. In der Regel lag dies an fehlender Struktur, fehlender oder zu geringer Motivation, nicht vorhandener Netzwerke und Nichtkenntnis über bestehende Unterstützungen, zu geringer Sozialkompetenz oder einfach am fehlenden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken. Aus diesem Grund haben wir JomiKi entwickelt. Mit dieser Lösung konnten wir in den Jahren 2014 bis 2018 von 53 zugewiesenen Alleinerziehende 26 in Arbeit vermitteln“. Der Bedarf an Programmen speziell für alleinerziehende Frauen ist zwar weiterhin vorhanden, der Fokus liegt nun jedoch stärker auf erwerbsfähigen leistungsberechtigten Frauen mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund, so dass die erfolgreiche Maßnahme über die Jahre entsprechend weiterentwickelt und an die neuen Bedürfnisse angepasst wurde.
 

Eigene IT-Abteilung im Jobcenter Waldshut

Effizienter arbeiten und sich noch stärker auf die Bedürfnisse und Lebensrealität der Kunden einzustellen, ist ein weiteres Ziel des Waldshuter Jobcenters. Damit das gelingt, wurde im September 2024 eine eigene IT-Abteilung geschaffen. Dort kümmern sich mittlerweile vier Vollzeitstellen um digitale Lösungen. Denn der Bedarf und die Ideen sind vielfältig. Das haben eigene digitale Entwicklungen bereits gezeigt.

Stanislaw Dobrynin, der die Abteilung leitet, nennt einen entscheidenden Grund für den Erfolg: „Unsere Vorgesetzten haben großes Vertrauen, dass wir verantwortungsvoll mit den verfügbaren Daten umgehen. So können wir unsere Aufgaben effektiv und zielgerichtet gestalten. Gleichzeitig eröffnen sich so neue Möglichkeiten, z.B. Fachverfahren ganz gezielt anzupassen und effizienter zu gestalten", sagt Dobrynin.
 

Neue Jobcenter-App seit 2024

Ein Meilenstein im vergangenen Jahr war der Launch der Jobcenter-App. Die haben mittlerweile über ein Drittel der Jobcenter-Klienten heruntergeladen und angesehen. „Bei den Nutzungszahlen haben wir noch Luft nach oben. Aber wir bleiben optimistisch“, so Dobrynin. Vor allem, weil die App den Kunden eine bequeme Möglichkeit bietet, von überall aus auf Online-Anträge, Bescheinigungen und rechtliche Informationen zuzugreifen - ohne sich umständlich registrieren zu müssen. Uns war es ein Anliegen, keine Login-Barriere aufzumachen, weil das davon abhalten kann, sich überhaupt zu registrieren.
 

Digitale Lösungen ohne Papier drucken

Das Jobcenter Waldshut hat sich zum Ziel gesetzt, in Baden-Württemberg eine führende Rolle bei der vollständigen Digitalisierung der Fachverfahren einzunehmen. Sein Bestreben: In Zukunft zu keinem Zeitpunkt und bei keinem Arbeitsschritt mehr Papier zu verwenden. „Wir arbeiten intensiv daran, alle Prozesse digital abzubilden und somit einen Beitrag zur nachhaltigen und effizienten Verwaltung zu leisten", so Stanislaw Dobrynin.

Auch intern, z.B. bei der Qualifizierung der Beschäftigten, hat es viel vor: Schon heute werden interne Arbeitsanweisungen und Eingabehilfen mittels einer E-Learning-Plattform des Landratsamtes modern vermittelt und sind von überall aus nutzbar. Um das Wissen der Mitarbeitenden zu erweitern, werden intern Prüfungsaufgaben entwickelt, die man ebenfalls über die E-Learning-Plattform trainieren kann. Kostspielige Weiterbildungen über Coaches entfallen. Künftig sollen digitale Dashboards dabei helfen, die eigene Arbeit besser strukturieren und organisieren zu können. „Ein Ende der Ideen ist noch lange nicht in Sicht. Wir fangen gerade erst richtig an", sagt Stanislaw Dobrynin.

Stanislaw Dobrynin ist Abteilungsleiter Zentrale Dienste im Jobcenter Waldshut , Julia Fohmann-Gerber ist Mediensprecherin im Landratsamt Waldshut
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