Ehrenamt macht Klimaschutz

Gemeinsam aktiv: Wie Verwaltung und Ehrenamt Klimaschutz vor Ort stärken

KlikKS macht erlebbar, was passiert, wenn Verwaltung und Ehrenamt nicht nebeneinander, sondern miteinander arbeiten: Aus Ideen entstehen Projekte, aus Begegnungen entsteht Zusammenhalt – und aus beiden wird wirksamer Klimaschutz vor Ort.
Friedericke Bayer · Energieagentur Kreis Ludwigsburg LEA e.V. · 12. Dezember 2025
Energiepate Elmar Freitag
Energiepate Elmar Freitag
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Wenn Nachbarn zu Klimarettern werden – Das Erfolgsprojekt KlikKS

Klimaschutz ist eine globale Aufgabe, doch seine Umsetzung beginnt oft im Kleinen – dort, wo Menschen leben, arbeiten und ihren Alltag gestalten. Genau hier setzte das Projekt „KlikKS – Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen“ an, das zwischen 2022 und 2025 in Baden-Württemberg und sieben weiteren Bundesländern umgesetzt wurde. KlikKS richtete sich an Bürgerinnen und Bürger, die sich für den Klimaschutz engagieren und ihre Kommunen aktiv gestalten wollten – die sogenannten Klimaschutzpat:innen. Die Ehrenamtlichen entwickelten eigene Projektideen, setzten konkrete Maßnahmen um und arbeiteten dabei eng mit der Verwaltung ihrer jeweiligen Kommune zusammen, wobei sie auch in lokale Entscheidungsprozesse eingebunden wurden. Um ihrer neuen Rolle gerecht zu werden, erhielten sie fachliche Begleitung, organisatorische Unterstützung und konnten eine Vielzahl an Schulungen zu unterschiedlichen Themen besuchen.

Im Verlauf der dreijährigen Projektlaufzeit brachten so Hunderte Ehrenamtliche in ganz Deutschland ein bemerkenswert breites Spektrum an Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg. Ihre Arbeit zeigt eindrucksvoll, welche Wirkung entstehen kann, wenn engagierte Bürgerinnen und Bürger und kommunale Verwaltungen gemeinsam handeln – und wie sehr Klimaschutzmaßnahmen davon profitieren, unmittelbar vor Ort verankert zu sein.

Bevor die eigentliche Klimaschutzarbeit beginnen konnte, galt es zunächst, interessierte Bürgerinnen und Bürger für das Ehrenamt zu gewinnen. Besonders bewährt haben sich dabei die lokale Presse, kommunale Kommunikationskanäle sowie verschiedene Veranstaltungen, über die auf das Programm KlikKS aufmerksam gemacht wurde. Sobald die Ehrenamtlichen gefunden waren, wurden sie gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Kommune zu einem ersten Treffen eingeladen. In diesen Auftaktworkshops wurden mögliche Projekte, Ziele, Erwartungen und Zuständigkeiten gemeinsam besprochen und festgelegt. Neben fachlichen Themen wurden ebenso die zeitlichen Kapazitäten und Grenzen der Ehrenamtlichen offen angesprochen. Dieses transparente Vorgehen erwies sich als entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und eine tragfähige Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen.

Projektideen gab es von Beginn an viele – von Foodsharing-Konzepten, Informationsveranstaltungen zu Photovoltaik oder Mobilität, über Solarparties bis hin zu Mehrgenerationengärten – die Ehrenamtlichen konnten und durften kreativ sein und Klimaschutz in all seinen Facetten umsetzen.  

Natürlich brachte das Projekt auch Herausforderungen mit sich. Die Klimaschutzpat:innen verfügten über sehr unterschiedliche fachliche Voraussetzungen und stark variierende Zeitbudgets, weshalb eine enge organisatorische und fachliche Begleitung besonders wichtig war. Ebenso zentral war die Anbindung an die Kommunen – doch gerade in kleineren Gemeinden fehlte dafür häufig eine feste Ansprechperson. Besonders gut funktionierte die Zusammenarbeit dort, wo ein hauptamtliches Klimaschutzmanagement vorhanden war, an das die Ehrenamtlichen angebunden werden konnten. Der bereits erwähnte Auftaktworkshop legte dabei einen wichtigen Grundstein für eine verlässliche und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Verwaltung.

KlikKS in Zahlen

Das Projekt KlikKS lief von März 2022 bis Februar 2025 und war beim Verband der regionalen Energieagenturen in Baden-Württemberg (rEA BW e.V.) angesiedelt. Während der drei Jahre Projektlaufzeit setzten 72 Klimaschutzpatinnen und -paten 164 Klimaschutzprojekte in 39 Kommunen um und erreichten damit mehr als 5000 Bürgerinnen und Bürger. Neben 27 Auftaktworkshops, die in den Kommunen durchgeführt wurden, konnten die Ehrenamtlichen außerdem 12 digitale Schulungen besuchen und sich zu verschiedenen Themen fortbilden.

Trotz dieser Herausforderungen zeigte sich schnell das große Potenzial des Ehrenamtsmodells. Vor Ort entwickelte Projekte stießen in der Regel auf hohe Akzeptanz, weil die Ehrenamtlichen die lokalen Bedürfnisse gut einschätzen konnten. Gleichzeitig fungierten die Klimaschutzpat:innen als wichtige Vermittler in die Bevölkerung, sprachen Menschen direkt an und setzten niedrigschwellige Impulse für nachhaltiges Verhalten. So entstand nicht nur ein spürbarer Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch eine Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und eine dauerhafte lokale Beteiligungskultur.

Kann man den Erfolg eines solchen Projekts aber überhaupt messen oder sogar quantifizieren? Die kurze Antwort lautet – Ja. Viele Ergebnisse lassen sich tatsächlich gut quantifizieren: CO₂-Einsparungen, die Zahl umgesetzter Maßnahmen, beteiligte Personen oder auch erfolgreich eingeworbene Fördermittel. Gleichzeitig entfaltet Ehrenamt immer auch eine Wirkung in Bereiche, die sich nicht vollständig in Zahlen erfassen lassen. Dazu gehören Bewusstseinswandel, Netzwerkbildung, wachsende Beteiligungsmöglichkeiten und die Entstehung weiterer Initiativen, die überhaupt erst durch die Arbeit der Klimaschutzpat:innen angestoßen wurden.

Wie gut die vielfältigen Ideen der Ehrenamtlichen in die Tat umgesetzt werden konnten, zeigt ein Blick auf die Energiespar-Dialoge, ein Projekt in Kooperation mit der Verbraucherzentrale, das im Rahmen von KlikKS initiiert wurde. Diese haben genau dort angesetzt, wo es für Bürger relevant ist: in den eigenen vier Wänden. Ehrenamtliche Energiepat:innen besuchten Haushalte in Stuttgart, Filderstadt, Weil der Stadt und im Landkreis Esslingen um persönlich und niederschwellig zu beraten. Sie schauten sich dabei Geräte und Gewohnheiten an, maßen Verbräuche und erklärten anschaulich, wo sich Energie ohne großen Aufwand einsparen lässt – z.B. mit Strommessgeräten und wassersparenden Duschköpfen.  Ebenso wichtig waren Hinweise zum richtigen Lüften und Heizen oder die Erklärung von Energieabrechnungen. Und wenn es komplexer wurde, vermittelten die Pat:innen weiter zur professionellen Energieberatung der Verbraucherzentrale. Auch die Zahlen sprechen für sich: 41 Energiespar-Dialoge wurden 2024 in Stuttgart durchgeführt, 30 weitere im Landkreis Esslingen. Hinter jedem Termin steckte ein Besuch, der dem betroffenen Haushalt eine spürbare Entlastung gebracht hat.

Insgesamt zeigt KlikKS, dass Ehrenamt zwar kein Ersatz für professionelle Klimaschutzstrukturen ist, aber ein enormer Verstärker. Wo Verwaltung und engagierte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam agieren, entsteht lokaler Klimaschutz, der nicht nur Emissionen reduziert, sondern auch das gesellschaftliche Fundament stärkt, auf dem langfristige Veränderungen möglich werden.

Friedericke Bayer ist zuständig für Kommunalen Klimaschutz & Netzwerke in der Energieagentur Kreis Ludwigsburg e.V.
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