Jugendbeteiligungsformat auf Landkreisebene

„Schule trifft Politik“ im Landkreis Ravensburg

Mit „Schule trifft Politik“ ist im Herbst 2023 die Durchführung eines Hearing- / Beteiligungsprojektes auf Landkreisebene gestartet, welches auf zwei Jahre an vier Standorten im Landkreis erprobt wird. Drei der vier Veranstaltungen wurden bereits durchgeführt und die Erfahrungen an dieser Stelle geteilt.
Christian Netti , Miriam Münch-Schemperle · Landkreis Ravensburg · 05. Juli 2024
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Die Ausgangslage

Jugendbeteiligung auf Kreisebene ruft sowohl Enthusiasten, als auch Skeptiker auf den Plan. Das Einschätzungsspektrum reicht von „junge Menschen müssen dringend an den kreispolitischen Prozessen beteiligt werden, auch wenn hierfür keine direkte gesetzliche Grundlage vorhanden ist“ bis zu „Jugendliche sind in ihrer lokalen Lebenswelt verankert und interessieren sich nicht für abstrakte politische Konstruktionen wie Landkreis“. Innerhalb dieser „Pole“ setzten sich federführend der Kreisjugendring Ravensburg e.V. und die Jugendhilfeplanung mit dem entsprechenden Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion vom 19.3.2021 auseinander. Gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand und dem Jugendhilfeausschuss wurde das Konzept besprochen, entwickelt und beschlossen, sodass im Herbst 2023 die Umsetzung starten konnte.

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Projektbeschreibung

An den jeweiligen Veranstaltungen nahmen bzw. nehmen ca. 70-80 Jugendliche aus den ortsansässigen Schulen Teil. Hierbei wird darauf geachtet, dass es aus allen am Ort bestehenden Schularten Schüler/innen vertreten sind (z.B. Schüler/innen des Gymnasiums sowie auch Schüler/innen des SBBZ). Von politischer Seite nahmen und nehmen Vertreter/innen der jeweiligen Kreistagsfraktionen sowie der oder die Bürgermeister/in teil.

Vor den Veranstaltungen erhalten die Jugendlichen eine Einladung mit der Möglichkeit zur Teilnahme an einer kleinen Umfrage. Zudem findet vorab eine Moderationsschulung für Jugendliche statt.

Die Veranstaltungen selbst sind in 2 Teile gegliedert:

  • Erster Veranstaltungsteil: Im ersten Teil werden die Jugendlichen auf spielerische Weise an die politischen Ebenen herangeführt. So wird beispielsweise auch der Film „Wozu Landratsamt“ des Landkreistages eingebracht.
  • 2. Veranstaltungsteil: Nach einer Pause, in welcher die Politiker/innen und Expert/innen hinzustoßen, werden die Politiker/innen durch die jugendlichen Moderatorinnen und Moderatoren vorgestellt. Im Anschluss werden die Jugendlichen dazu eingeladen an 5 Thementischen, beispielsweise zum Thema ÖPNV oder ein Format für die Jugendbeteiligung auf Landkreisebene, mit den Politiker/innen in den Austausch zu kommen. Die vorab geschulten jugendlichen Moderatorinnen und Moderatoren werden an den Thementische durch eine Expertin oder einen Experten (Dezernatsleitung oder vertretende Person) unterstützt. Die Ergebnisse werden gesammelt und im Plenum kurz thematisiert.

Die Ergebnisse der Veranstaltungen werden darüber hinaus zusammengefasst und ein Graphic Recording hierzu erstellt. Beides wird gleichermaßen an Politik und Verwaltung weitergeleitet.

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Fazit

Im Nachgang zur Veranstaltung haben die Jugendlichen die Möglichkeit die Veranstaltung zu bewerten. Es zeigte sich hierbei, dass die Jugendlichen der bereits durchgeführten Veranstaltungen das Format „Schule trifft Politik“ für gut empfinden, um sich einbringen zu können. Dennoch zeichnet sich auch gleichermaßen Nachsteuerungsbedarf ab. Beispielsweise wird rege an den Thementischen diskutiert, allerdings könnte die Qualität der Ergebnisse durch spezifischere Fragestellung gesteigert werden. Auf Nachbesserungsbedarfe wurde und wird während des Prozesses eingegangen und das Format dahingehend weiter angepasst.

Die letzte Veranstaltung der Projektphase findet im Herbst 2024 statt. Nach Ende der Projektphase wird das Format evaluiert und eine Gesamtkonzeption für die Jugendbeteiligung im Landkreis erstellt. In diesem Zuge wird auch über die mögliche Fortführung des Jugendbeteiligungskonzepts „Schule trifft Politik“ oder eines angepassten Formats beraten und entschieden.

Christian Netti ist Jugendreferent beim Kreisjugendring Ravensburg e. V. , Miriam Münch-Schemperle ist für die Jugendhilfeplanung im Landratsamt Ravensburg zuständig
Schlagworte: Jugend , Ravensburg
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