Kreisseniorenräte

Seismographen der Bedarfe älterer Menschen

Die Generation 65plus des 21. Jahrhunderts mischt kräftig mit und stellt ihre Kompetenzen in den Dienst der Gesellschaft und Politik. Die 40 aktiven Kreisseniorenräte in Baden-Württemberg stellen als Fürsprecher für ältere Bürger*innen einen Gewinn für jeden Landkreis dar.
Bernd Ebert · Landesseniorenrat Baden-Württemberg e.V. · 06. Oktober 2023
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Jedes Dorf, jede Stadt, jeder Landkreis braucht Engagierte, die sich dafür einsetzen, dass auch die Menschen eine Zukunft haben, die sich selbst nicht oder nicht mehr vertreten können. Dazu gehören insbesondere die Hochaltrigen, die zunehmende Zahl armer alter Menschen, die besonders von Wohnungsnot und Einsamkeit Betroffenen oder die Pflegebedürftigen, demenziell Erkrankten und ihre An- und Zugehörigen.

Und die Zukunft braucht auch das Engagement der Älteren, die sich mit den Jungen dafür einsetzen, dass auch die kommenden Generationen auf unserer Erde ein gutes Leben führen können.

Wie sähe unser Land aus, ohne diese aktive Mitgestaltung, das große Engagement seiner drei Millionen über 60-jährigen Bürger*innen? Eine lebendige Gesellschaft braucht Menschen, die das Zusammenleben über Generations- und Kulturgrenzen hinweg organisieren, sich einmischen und Verantwortung übernehmen.

Dafür stehen Kreisseniorenräte – als eine große Bürgerinitiative in unserem Land.
 

Kreisseniorenräte – Engagement mit langer Tradition
Der erste Kreisseniorenrat in Baden-Württemberg ist vor über fünfzig Jahren gegründet worden. Die meisten sind zwischen dreißig und vierzig Jahren alt. Fast alle Kreisseniorenräte sind eingetragene und gemeinnützige Vereine, die ihr Budget auf Antrag von den Kreistagen erhalten. Besonders gut erreichbar sind sie, wenn ihnen von der Landkreisverwaltung ein Seniorenbüro zur Verfügung gestellt wird.

Kreisseniorenräte sind unabhängige, überparteiliche, überkonfessionelle, ehrenamtliche Gremien.

Wofür braucht des Kreisseniorenräte?

Sie haben das Ziel, die gesellschaftliche Teilhabe der älteren Bürger*innen zu stärken und zu sichern. Dies geschieht, indem sie Bedürfnisse, Probleme und Wünsche der Älteren in politische Gremien des Landkreises transportieren. Kreisseniorenräte verstehen sich dabei als Orte des Erfahrungsaustausches und der Meinungsbildung. Sie setzen sich dafür ein, dass die Lebenschancen der Älteren und die Zukunftschancen der Jüngeren nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Kreisseniorenräte nehmen durch ihren Einsatz für das Gemeinwesen eine aktive Rolle als Teil der Landkreispolitik ein. Sie bieten, gerade vor dem Hintergrund einer wachsenden Politikverdrossenheit eine wichtige Form der politischen Teilhabe.

Der Landkreis sollte deshalb sicherstellen, dass bei allen Belangen, welche die älteren Menschen betreffen, der Kreisseniorenrat beratend in die Entscheidungsfindung einbezogen wird.[1]

Gute Gründe für die Zusammenarbeit mit dem Kreisseniorenrat

  • Weil die Alterung der Gesellschaft immer mehr eine aktive Mitwirkung der älteren Generation erfordert.
  • Weil Kommunen und Landkreise auf die Erfahrungen und Kompetenzen der Senior*innen nicht verzichten können.
  • Weil Seniorenvertretungen einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zu einer sorgenden Gemeinschaft leisten und die Teilhabe der Älteren am kommunalen Leben fördern.

Die Arbeit der Kreisseniorenräte ist interessant und vielfältig

Das Themenspektrum, in dem sich Kreisseniorenräte engagieren, ist, wie das Alter an sich, sehr vielfältig. Sie reichen von Themen der demografischen Entwicklung und Lebenslagen älterer Menschen, Wohnen im Alter, Fragen der Gesundheitsversorgung und Prävention bis hin zur generationengerechten Infrastruktur und gesellschaftlichen Teilhabe.

Insbesondere die aktuellen Themen, wie soziale Ungleichheit, Altersarmut, Herausforderungen der Pflege und die Frage, wie Seniorenräte Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte helfen können, in Deutschland dauerhaft anzukommen, sind komplexe Aufgaben, die nicht allein bewältigt werden können. Kreisseniorenräte arbeiten deshalb in landkreisweiten und überregionalen Netzwerken mit unterschiedlichen Partner*innen zusammen. Um die Bedarfslagen der Senior*innen im Blick zu haben, vernetzen sich Kreisseniorenräte eng mit den Orts- und Stadtseniorenräten sowie anderen Senioreninitiativen im Landkreis.

Kreisseniorenräte sind

  • ein beratendes Gremium.
  • Interessenvertreter*innen älterer Menschen.
  • ein Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und älteren Menschen.
  • eine wichtige Form der politischen Teilhabe.
  • Entscheidungsgestalter*innen auf kommunal- bzw. landkreispolitischer Ebene.
  • gelebtes bürgerschaftliches Engagement.

Gestalter, Multiplikator, Ideengeber und Motivator

Kreisseniorenräte haben im Landkreis eine wichtige Schlüsselfunktion inne. Sie sind das Sprachrohr für die Belange der älteren Menschen in den Kommunen zum Landkreis. Sie nehmen die Entwicklungen vor Ort durch die Vernetzung und Zusammenarbeit mit den Orts- und Stadtseniorenräten wahr und geben diese weiter. Dazu appellieren die Kreisseniorenräte an die Kommunen in ihren Landkreisen, in allen Gemeinden Seniorenvertretungen einzurichten. Die sind dann ganz nah an den Interessen, Wünschen und Problemen der Älteren in ihren Quartieren. Kreisseniorenräte sind aber auch Multiplikator für die Entwicklungen auf Landkreisebene. Das heißt, sie geben die Entwicklungen, die Ideen in die Kommunen vor Ort weiter und stärken die Umsetzung durch die Orts- und Stadtseniorenräte. Diese wichtige Scharnierfunktion sorgt für eine zunehmende Transparenz und Weiterentwicklung.

Kreisseniorenräte tragen deshalb auch die Verantwortung eine gute Zusammenarbeit in alle Richtungen zu unterhalten. Es geht darum Kräfte zu bündeln und sich gemeinsam für die ältere Generation im Landkreis einzusetzen. 

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Kreisseniorenräte ermöglichen als starker Netzwerkpartner der Politik und Altenarbeit,

  • die aktive Beteiligung der Senior*innen am sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Geschehen vor Ort
  • die aktive Gestaltung eines den Bedürfnisses der Älteren entsprechenden Wohn- und Lebensumfeldes
  • die Information und Beratung von Senior*innen und deren An- und Zugehörigen
  • die politische und gesellschaftliche Teilhabe der Generation 60 plus.
  • die Information politischer Entscheidungsgremien über die Belange und Bedürfnisse älterer Menschen und deren An- und Zugehörigen.
  • die Etablierung und Erhaltung integrativer und intergenerativer Netzwerke.
Bernd Ebert ist Schatzmeister des Landesseniorenrats Baden-Württemberg e.V.
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