Daueraufgabe Arbeitgeberattraktivität

Wie der Landkreis Heilbronn sich und den öffentlichen Dienst für Nachwuchskräfte sichtbarer machen möchte

Wie begegnen wir dem Fachkräftemangel und bewältigen die künftigen Herausforderungen mit voraussichtlich weniger Personal? Eine Frage, die sich alle Kommunen tagtäglich stellen. Auch wir haben uns diese Frage gestellt und zeigen im nachfolgenden Artikel unseren Weg zum attraktiven und sichtbaren Arbeitgeber.
Artur Hamm · Landkreis Heilbronn · 07. Juli 2023

„Ein sicherer Arbeitsplatz mit Zukunft“. Das ist einer der ersten Sätze auf unserer Karriereseite.

Karriereseite

Die Karriereseite des Landratsamts soll ausgebaut werden und zentrale Informationsplattform für potenzielle Mitarbeitende sein. Neben den aktuellen Stellenausschreibungen und unseren Benefits, können sich die Bewerbenden künftig weitere Informationen über das Landratsamt und deren Ämter einholen.www.willkommen-im-kreis.hn

Auch werden hier weitere Benefits wie flexible Arbeits- und Urlaubsregelungen, individuelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Gesundheitsförderung und attraktive Mobilitätsangebote genannt. Zu guter Letzt zeigt unser Imagefilm, dass ich mich als (künftiger) Mitarbeitender in allen Ämtern und den vielseitigen Aufgaben des Landratsamts, entsprechend meiner Neigung und Werte, verwirklichen kann. Und doch haben wir das Problem, dass Stellen oft mehrfach ausgeschrieben werden müssen und längere Zeit unbesetzt sind, im schlimmsten Fall sogar unbesetzt bleiben. Deshalb haben wir uns die Frage gestellt: Was machen wir bereits gut und was können wir noch besser machen, um diesem Trend entgegenzuwirken?

Unsere Lösung: Den Fokus stärker auf die Ausbildung von unseren Nachwuchskräften setzen, die Ausbildungszahlen erhöhen sowie verstärkt das eigene Personal höher- und weiterqualifizieren.

Die Herausforderung: Wie machen wir den öffentlichen Dienst attraktiver und sichtbarer für unsere künftigen Mitarbeitenden?

Ausbildung

Als re-zertifizierter Ausbildungsbetrieb (DUALIS) ist unser Ziel, die Ausbildung als eine Mischung aus Lernen und Erleben zu gestalten. Viele Highlights wie unsere berufsübergreifende Einführungswoche, verschiedenste Azubi-Projekte und Veranstaltungen sind bereits etablierte Maßnahmen für die Attraktivitätssteigerung. „Sichtbar“ für künftige Auszubildenden sind wir über eine verstärkte Präsenz auf Messen und über Ausbildungsbotschafter in Schulen im Landkreis. Auch auf Veranstaltungen wie der Landesgartenschau präsentieren wir uns als Ausbildungsbetrieb. Großes Potenzial sehen wir in den Schülerpraktika. Wir versuchen jeder Nachfrage nachzukommen und ein Praktikum zu ermöglichen. Künftig soll auch die Präsenz auf Social-Media-Kanälen verstärkt werden.

Mit dieser Fragestellung hat sich der Landkreistag Baden-Württemberg bereits intensiv beschäftigt und ein Positionspapier erstellt, in dem 16 Vorschläge zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes ausgearbeitet wurden. Vor allem die Punkte Weiterbildung, Qualifikation und Aufstieg sehen wir als wichtigen Baustein im Hinblick auf das Ausscheiden vieler Fachkräfte bis zum Jahr 2030. Dies war ein Grund, um mit der Verwaltungsschule des Gemeindetags Baden-Württemberg in Karlsruhe Kontakt aufzunehmen und über die Eröffnung eines Bezirksschulstandorts in Heilbronn zu sprechen. Nur kurze Zeit nach dem Erstgespräch stand fest: Der Landkreis Heilbronn eröffnet im August 2023 einen weiteren Standort der Verwaltungsschule. Neben dem Vorbereitungslehrgang für Verwaltungsfachangestellte, sollen ab 2024 auch die „Erste Prüfung nach der Entgeltordnung“ und der „Lehrgang zum/r Verwaltungsfachwirt/in“ angeboten werden.

Wir sehen in der Eröffnung in erster Linie eine Stärkung des Landkreises Heilbronn und der kreisangehörigen Kommunen, jedoch auch eine Stärkung der Region Heilbronn-Franken. Die kurzen Wege für Auszubildende und die künftigen Verwaltungsfachwirte machen eine Ausbildung bzw. Beschäftigung im öffentlichen Dienst attraktiver. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die dreieinhalbmonatige Schulzeit in Karlsruhe für viele junge Menschen ein ausschlaggebender Grund war, die Ausbildung nicht anzutreten. Gleiches gilt für Interessierte für den Verwaltungsfachwirt. Insbesondere unsere Mitarbeitenden mit Familie oder sonstigen privaten Verpflichtung, haben die Weiterqualifizierung deshalb auf unbestimmte Zeit zurückgestellt. Hier sehen wir großes Potenzial für uns und unsere kreisangehörigen Kommunen, aufgrund des Standortvorteils mehr Nachwuchskräfte zu gewinnen und die Anzahl an Weiterqualifizierungen zu erhöhen. Auch Quereinsteigende sollen von der Bezirksschule profitieren und den Einstieg in den Verwaltungsbereich ermöglicht bekommen.

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Die erste Wirkung im Landkreis ist bereits spürbar. Seit Veröffentlichung des Presseartikels zur Eröffnung der Bezirksschule, erhalten wir viele Anrufe und unterschiedlichste Anfragen per Mail. Diesen Schwung gilt es mitzunehmen, um im Landkreis bei den potenziellen Auszubildenden und Mitarbeitenden präsent zu bleiben.

Wir schaffen mit der Bezirksschule einen weiteren wichtigen Baustein für die Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes. Wir bleiben an dieser „Daueraufgabe“ dran, folgen den Trends und beobachten die gesellschaftliche Entwicklung, um dem Fachkräftemangel weiterhin entgegenzuwirken. Gemeinsam mit den Kommunen sehen wir die Nachwuchskräftegewinnung und Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes als kommunale Gesamtaufgabe und werden auch gemeinsam neue Wege gehen müssen. Bleibt nur zu hoffen, dass zeitnah rechtliche Grundlagen geschaffen werden, die uns diese Daueraufgabe leichter machen und wir flexibler auf dem Arbeitsmarkt agieren können.

Artur Hamm ist Personalentwickler beim Landratsamt Heilbronn
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