Die Ehrenamtsakademie im Hohenlohekreis, ein buntes Netzwerk für Engagierte

Ehrenamtsakademie im Hohenlohekreis

Die Ehrenamtsakademie im Hohenlohekreis vernetzt Partner, bietet passgenaue Schulungen und Anerkennung für Engagierte. Gefördert durch das Programm „Gemeinsam engagiert in Baden-Württemberg III“ entstehen neue Schulungs- und Würdigungskonzepte.
Pia Schmitt , Susanne Walz · Hohenlohekreis · 12. Dezember 2025
Steuerungsgruppe der Ehrenamtsakademie, Vorstellung am Ehrenamtsabend des Hohenlohekreises 2025
Steuerungsgruppe der Ehrenamtsakademie, Vorstellung am Ehrenamtsabend des Hohenlohekreises 2025
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Gefördert durch das Landesprogramm „Gemeinsam sind wir bunt“ entstand 2016 die Ehrenamtsakademie im Hohenlohekreis als Zusammenschluss verschiedener gemeinnütziger Organisationen und Bildungseinrichtungen, die sich als Netzwerk zusammengefunden und zum Ziel gesetzt haben, ehrenamtlich Tätige im Hohenlohekreis zu stärken und das Bürgerschaftliche Engagement in der Region zu fördern. Besonders ist die Vielfalt der im Projekt vereinten Verbände und Vereine. So werden in der Ehrenamtsakademie viel Wissen und Erfahrung bereitgestellt, von dem alle profitieren können. Es werden wertvolle Kontakte geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht.

Beteiligt in der Steuerungsgruppe sind der Kreisdiakonieverband Hohenlohekreis, die Caritas Heilbronn-Hohenlohe, Der Paritätische, die AWO Pflege und Betreuung, der DRK Kreisverband Hohenlohe e.V., die Katholische Erwachsenenbildung Hohenlohekreis e.V., das Evangelische Bildungswerk Hohenlohe und das Landratsamt Hohenlohekreis. Gemeinsam mit 11 weiteren Kooperationspartnern bieten sie Unterstützung und Engagement-möglichkeiten für Ehrenamtliche wie beispielsweise den Einsatz als Leihoma, Ausbildungsunterstützer, Hilfe beim Brotzeitfrühstück, Medienbegleitung, im Fahrdienst für Senioren oder für Kindergruppen, rechtliche Betreuung oder Bewährungshilfe, Verkauf im Tafelladen oder Kleidershop, Mitarbeit in Beratungsstellen, beim Mittagstisch, in Betreuungsgruppen, der Flüchtlingshilfe oder bei Elternmentoren.

In vielen Bereichen des öffentlichen und sozialen Lebens leisten Ehrenamtliche einen unverzichtbaren Beitrag. Um sie für ihren Einsatz und die damit verbundenen Aufgaben zu schulen, wurden in der Ehrenamtsakademie Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt und für alle zugänglich gemacht, damit auch kleine Vereine und Organisationen ihren Mitarbeitenden passende Qualifikationsmaßnahmen anbieten können. Das Angebotsspektrum war von Beginn an vielseitig und bietet beispielsweise Kurse zur Kommunikation im Ehrenamt, Pressearbeit für Vereine, Erste-Hilfe oder Betreuungsrecht.

Speziell für die Generation der Babyboomer geben Workshops zum Thema „Ruhestand was nun?“ Orientierung für Menschen, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden, verbunden mit der Hoffnung auch diese Zielgruppe für den Einsatz im Ehrenamt zu gewinnen. Die Angebote für Menschen, die sich im Hohenlohekreis ehrenamtlich engagieren möchten, sind auf der Homepage der Ehrenamtsakademie zu finden (www.ehrenamt-hohenlohekreis.de). Auch Bildungs- und Qualifizierungsangebote für Ehrenamtliche werden hier präsentiert und stehen in direkter Verbindung zur Bildungsplattform des Landkreistages (www.qualifiziert-engagiert-bw.de).

Ein Highlight für ehrenamtlich Engagierte im Hohenlohekreis sind die alle zwei Jahre stattfindenden Ehrenamtsabende. Hier können die Besucherinnen und Besucher bei einem bunten Unterhaltungsprogramm schöne Stunden genießen, sie erfahren Anerkennung und Würdigung für ihr Engagement und nutzen gerne den gemütlichen Teil des Abends zum gemeinsamen Austausch.

Durch den Aufbau der Ehrenamtsakademie – mit ihren Qualifizierungsangeboten über den Start der Ehrenamtsbörse bis zur Beteiligung an der Bildungsplattform für Engagierte – hat sich die Vernetzung der Akteure über die Jahre intensiviert und gefestigt. Allerdings haben sich durch Einschränkungen während der Pandemie und Personalwechsel in den beteiligten Organisationen die Aktivitäten der Steuerungsgruppe spürbar verändert. Frischen Wind brachte hier die erfolgreiche Bewerbung um eine Förderung durch das Landesprogramm „Gemeinsam engagiert in Baden-Württemberg III“.

Bei der Durchführung gemeinsamer Projekte zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements konzentrieren sich die Handlungsfelder der Ehrenamtsakademie bisher vor allem auf den sozialen Bereich. Daher besteht der Bedarf, neue Entwicklungen anzuregen und weitere Zielgruppen anzusprechen. Qualifizierung und Würdigung sollen als Elemente der Engagementförderung weiter ausgebaut und verknüpft werden, denn Engagement braucht Anerkennung, Würdigung und Qualifizierung.

Landrat Schölzel interviewt Ehrenamtliche, Ehrenamtsabend des Hohenlohekreises 2025
Landrat Schölzel interviewt Ehrenamtliche, Ehrenamtsabend des Hohenlohekreises 2025
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Als erste deutlich sichtbare Maßnahme wurde am 25. September 2025 ein Ehrenamtsabend für alle Engagierten im Hohenlohekreis durchgeführt.

Viel Zustimmung fand hier das Grußwort des Landrats des Hohenlohekreises Ian Schölzel, der den Einsatz der Ehrenamtlichen lobte: „Ohne Sie wäre das Leben um so manches ärmer hier. Ich bin unglaublich stolz, wenn ich so in die Halle schaue, und das geballte Ehrenamt im Hohenlohekreis sehe“. Laut Landrat Ian Schölzel sind die Freiwilligen wichtige Partner für den Landkreis und die Menschen vor Ort.

Im Bühnenprogramm kamen auch Ehrenamtliche aus dem Publikum zu Wort, die während der Veranstaltung von Landrat Ian Schölzel interviewt wurden und Gelegenheit bekamen, öffentlich über ihr Ehrenamt zu berichten. Eine Mitarbeiterin der Tafel, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben eine ehrenamtliche Aufgabe im Second-Hand-Shop der Diakonie gefunden hat, appelliert ans Publikum mitzumachen und zu helfen, denn Unterstützung wird überall gebraucht. Dabei kommt sie mit vielen Menschen in Kontakt und auch der Spaß bei der Arbeit kommt nicht zu kurz.

Im Unterhaltungsprogramm zeigten sich ebenfalls Ehrenamtliche aus der Region. Die Rope-Skipper vom TSV Niedernhall begeisterten das Publikum mit Seilsprungakrobatik, der beliebte Ernsbacher Chor Pichorbello erhielt tosenden Applaus und der Kabarettist Tilman Lucke sorgte für humoristische Unterhaltung.

Neben Anerkennung und Würdigung rückte beim Ehrenamtsabend ein weiteres Anliegen in den Fokus: die Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs der Engagierten. Mit einer vor Ort durchgeführten Fragebogenaktion baten die Veranstalter alle Anwesenden um ihre Einschätzungen und Wünsche zu Unterstützungs- und Fortbildungsangeboten, zu Herausforderungen im Ehrenamt sowie zu möglichen Anerkennungsformen.

Auf Grundlage dieser Rückmeldungen wird die Ehrenamtsakademie künftig passgenaue Weiterbildungsprogramme entwickeln, die Ehrenamtliche in Vereinen und Organisationen noch zielgerichteter stärken.

Die Auswertung der Befragung verdeutlicht: Der Großteil der Teilnehmenden ist im sozialen Bereich aktiv. 67 % sind älter als 65 Jahre und verfügen bereits über langjährige Engagementerfahrung. Etwa 40 % blicken auf mehr als 20 Jahre ehrenamtliches Engagement zurück und wenden wöchentlich mehr als vier Stunden für ihr Ehrenamt auf.

Gefragt nach ihren Wünschen zu Unterstützungs- und Qualifizierungsmaßnahmen nennen sie vor allem den Austausch mit anderen Ehrenamtlichen, fachspezifische Schulungen für ihren Einsatzbereich, Anleitung zum Umgang mit herausfordernden Situationen und Konfliktmanagement, regelmäßige Netzwerktreffen, Kommunikationstraining, Unterstützung bei der Nutzung sozialer Medien und zur Verbesserung der Digitalkompetenzen.

Auch Beratungsangebote zu Versicherungsschutz im Ehrenamt, Erste-Hilfe-Kurse und Anleitung im Bevölkerungsschutz wurden genannt. Als Anerkennungsmaßnahme ehrenamtlicher Leistung werden von den Befragten vor allem gemeinsame Aktivitäten wie Essengehen oder ein Ausflug gewünscht.

Aber auch kostenfreie Weiterbildung oder Qualifizierungsangebote, die exklusive Teilnahme an einer Veranstaltung nur für Ehrenamtliche, Wellness oder Erholungsgutscheine, persönliche Danksagung oder ein kleines Geschenk sowie die öffentliche Ehrung bei einer Vereins- oder Gemeindeveranstaltung finden Anklang.

Von den Vereinen und Organisationen, für die sie tätig sind, wünschen sich die Befragten mehr Aktivitäten bei der Neugewinnung von jüngeren Ehrenamtlichen zur eigenen Entlastung oder der Absicherung anstehender Nachfolgeregelungen.

An die Kommunen richten sie die Bitte um unbürokratische Unterstützung – beispielsweise durch die kostenfreie Bereitstellung von Räumen oder vergünstigte Hallenmieten.

Auf Grundlage der Befragungsergebnisse wird die Steuerungsgruppe der Ehrenamtsakademie das neue Kursprogramm für die Qualifizierung von Ehrenamtlichen gestalten und dabei passgenau auf die Bedürfnisse der Engagierten eingehen. Zusätzlich werden innovative Anerkennungsformate erarbeitet, die Freiwillige sichtbar ehren und nachhaltig aufwerten.

Workshop der Ehrenamtsakademie "Ruhestand was nun?", Öhringen November 2024
Workshop der Ehrenamtsakademie "Ruhestand was nun?", Öhringen November 2024
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Ein erstes Planungstreffen ist bereits erfolgt, und durch die finanzielle Unterstützung aus dem Förderprogramm „Gemeinsam engagiert in Baden-Württemberg III“ erhält die Ehrenamtsakademie nun neue Impulse. Maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote und innovative Würdigungskonzepte werden als sichtbares Zeichen der Wertschätzung das vielfältige und bereichernde Ehrenamt im Hohenlohekreis nachhaltig stärken.

Pia Schmitt ist Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt Hohenlohekreis , Susanne Walz ist Stabsstelle Bürgerschaftliches Engagement im Landratsamt Hohenlohekreis
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